Fährt die Taunusbahn auch künftig noch durch den Hasselborner Tunnel bis nach Brandoberndorf oder nur noch bis nach Grävenwiesbach oder Usingen?

Wie beim Straßenverkehr auch, Tunnel und Brücken sind unverzichtbar für den Betrieb des Bahnnetzes. Im Fall des Hasselborner Tunnels der Taunusbahn hat dies nun den laufenden Betrieb zwischen Grävenwiesbach und Brandoberndorf eingeholt und gefährdet den dauerhaften Weiterbetrieb des Streckenabschnitts, welcher im Jahr 2000 wiedereröffnet wurde.

Ein Zug der Taunusbahn nach Brandoberndorf im Frankfurter Hbf. Wie lange kann der Zug noch bis in den Kernort der Gemeinde Waldsolms fahren? Oder stoppt der sanierungsbedürftige Tunnel die Fahrt?

Ein Zug der Taunusbahn nach Brandoberndorf im Frankfurter Hbf. Wie lange kann der Zug noch bis in den Kernort der Gemeinde Waldsolms fahren? Oder stoppt der sanierungsbedürftige Tunnel die Fahrt?

PRO BAHN stellt jedoch die Frage, wie sanierungsbedürftig ist der Tunnel nun wirklich? Wie lange kann der Tunnel ohne Sanierung noch weiterbetrieben werden? Hierbei hofft der Fahrgastverband darauf, dass der Betrieb noch mehrere Jahre ohne Sanierung aufrecht erhalten werden kann. So würde nämlich Zeit bleiben, um in Ruhe und mit Sachlichkeit einerseits genauere Untersuchungen über den tatsächlichen Sanierungsaufwand vorzunehmen, andererseits um Finanzierungskonzepte seitens der beteiligen Gebietskörperschaften und Verkehrsunternehmen zu entwickeln.

Der Fahrgastverband PRO BAHN sieht die aktuelle Diskussion mit Sorge, denn die Bedenken, dass es zur erneuten, dann wohl dauerhaften Stilllegung des Abschnitts Grävenwiesbach-Brandoberndorf kommen kann, sind durchaus berechtigt. „Die Musik spielt im südlichen Abschnitt der Taunusbahn“, so Thomas Kraft, Landesvorsitzender von PRO BAHN, denn der große Fahrgastzuwachs auf der Taunusbahn ist ab Usingen erfolgt. Das habe auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) erkannt. Nun steht im RMV-Nahverkehrsplan, für die S-Bahn Rbein-Main, welche mit der S 5 derzeit bis Friedrichsdorf verkehrt, diese bis Usingen zu verlängern und dafür die Taunusbahn in diesem Streckenabschnitt zu elektrifizieren. Letztlich bedeutet dies, dass künftig viele Verbindungen aus dem nördlichen Abschnitt ab Brandoberndorf, dann in Usingen enden, sofern nicht dafür notwendige Schienenerweiterungen im dann neuen S-Bahn-Abschnitt erfolgen, dass neben der S-Bahn auch weiterhin die Regionalbahn bis Bad Homburg und Frankfurt fahren kann.

Dann bliebe vielfach nur noch ein Pendelverkehr Brandoberndorf-Grävenwiesbach-Usingen, wodurch dieser Abschnitt unattraktiver. Letztlich kann dies das Aus für den erst vor 15 Jahren in Betrieb genommenen Teilabschnitt im Lahn-Dill-Kreis bedeuten. PRO BAHN sieht hier alle in der Pflicht, auch den Lahn-Dill-Kreis und fordert dazu auf, für den Fall des mittelfristigen Sanierungsbedarfs in Form von Anspardarlehen die Sanierung gemeinsam zu finanzieren.

Dass aber Brandoberndorf und Hasselborn als Haltepunkte wackeln, das liegt natürlich auch am fehlenden Anschlusskonzept im Lahn-Dill-Kreis. Zwischen Waldsolms und Wetzlar gibt es keine durchgehende, besser noch vertaktete Buslinienverbindung mehr. Seit mehreren Jahren ist nun in Schöffengrund-Schwalbach der Umstieg von der Linie 170 in die Linie 160 erforderlich. Dies macht eine Reisekette unmöglich. Des Weiteren sind Menschen viel eher in die Bahn als alternatives Fortbewegungsmittel zu bekommen als in den Lokalbus. Von daher war es ein Fehler, die Taunusbahn bzw. Solmsbachtalbahn zwischen Brandoberndorf und Albshausen samt ihrer Brücken zurückzubauen. Denn eine nach Norden mit guten Anschlüssen versehene Taunusbahn hätte auch mehr Fahrgäste, damit auch mehr Umsatz und mehr Rentabilität für den Abschnitt des Hasselborner Tunnels gebracht. Um hier eine höhere Auslastung zu erzielen, fordert der Fahrgastverband PRO BAHN von der Verkehrsgesellschaft Lahn-Dill-Weil ein deutlich verbessertes und durchgebundenes Lokalbuslinienkonzept für die Kommunen Waldsolms, Schöffengrund und Braunfels. Nur wenn es genügend Einstiege in Brandoberndorf gibt, wird die Taunusbahn weiterhin ab der südlichen LDK-Gemeinde abfahren.

Des Weiteren sollte der Wiederaufbau von Bahnstrecken nicht völlig ausgeschlossen werden. In anderen Bundesländern ist dies bereits in großem Stil Realität. Rheinland-Pfalz eröffnet demnächst die 10. reaktivierte Strecke, während es in Hessen bislang nur 2 Teilstrecken sind und erstmals eine komplette Strecke mit Korbach-Frankenberg im September 2015. So kann sich der Verbraucher-Fachverband durchaus den Wiederaufbau zwischen Brandoberndorf und Albshausen aber auch den der Weiltalbahn zwischen Grävenwiesbach und Weilburg vorstellen, um z.B. von vorn herein von der stark belasteten B 456 den Pendlerverkehr auf die Schiene zu bekommen.

Wichtig dabei ist, dass in Hessen sowohl das Land aber insbesondere auch Landkreise und Kommunen endlich erkennen, dass in 15 bis 20 Jahren die fossilen Brennstoffe wesentlich teurer sein werden und somit die Menschen wieder deutlich mehr auf öffentliche Transportmittel angewiesen sein werden. Geht man weiterhin vom Status Quo aus, dass z.B. im Lahn-Dill-Kreis weniger als 10 Prozent den ÖPNV nutzen, so ist die Taunusbahn keineswegs gesichert und ein Meilenstein in der Verkehrsinfrastruktur dauerhaft vernichtet.

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