Verbände in Mittelhessen lehnen Intercity Frankfurt-Wetzlar-Siegen-Münster in der geplanten Form ab

Ein Doppelstock IC - Zuggattung IC 2 - in Hannover Hbf.

Ein Doppelstock IC – Zuggattung IC 2 – in Hannover Hbf.

Ab Ende 2019 soll er eigentlich fahren, der neue weiß-rote Doppelstockzug der Generation Intercity (IC) 2 mit der Linien-Kurzbezeichnung IC 34 (Frankfurt-Wetzlar-Siegen-Münster). Vertreter der heimischen Verbände ProBahn&Bus Regionalverband Mittelhessen, PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen sowie der VCD-Regionalgruppe Lahn-Dill haben sich aktuell getroffen, um über den Sachstand sowie die Folgen der Einführung von Fernverkehr auf der Dillstrecke zu erörtern.

Fakt ist, die geplanten IC-Doppelstockzüge sollen eigentlich schon auf mehreren Linien rollen, jedoch wurden sie auf der Relation Köln-Bremen-Hamburg wieder zurückgezogen, weil es Auslieferungsschwierigkeiten gibt. Auf der einzig verbliebenen Strecke Leipzig-Magdeburg-Hannover-Bremen-Norddeich gibt es Beschwerden, weil die Züge zu sehr schwanken, zeitweise mussten auch hier alte Ersatzzüge eingesetzt werden, was wiederum auf anderen Strecken, so auch auf der Linie Hamburg-Marburg-Gießen-Frankfurt-Karlsruhe zu kürzeren Zügen führte.

Die drei Verbände PRO BAHN, ProBahn&Bus und VCD sehen deshalb ein völlig unausgereiftes Konzept, welches von der Deutschen Bahn im März 2015 voreilig verkündet wurde.

Dazu gehört auch die IC-Linie 34, welche von Frankfurt kommend über die Bergwerkswaldkurve Gießen rechts liegen lassen soll, dann in Wetzlar halten und weiter nach Nordrhein-Westfalen und umgekehrt fahren soll. Die Verbände lehnen die IC-Linie 34 in der Form ab. Sie begründen das mit mehreren Fakten, welche nun nach und nach ans Licht kommen. Im hessischen Abschnitt soll der Zug fast nirgendwo halten, bislang sind nur Friedberg und Wetzlar als gesichert gemeldet. Dagegen soll er sog. Fernzug zwischen Siegen und Hagen an unendlich vielen Stationen halten, quasi an allen Halten des dortigen Regional-Express-Nahverkehrszugs. Letztlich bedeutet dies, dass man von Mittelhessen ins Ruhrgebiet dann nicht schneller unterwegs ist als mit dem heutigen RegionalExpress, nämlich bis zu 4 Stunden. Dagegen soll der IC mit Gießen als Hochschulstadt mit dem wichtigen Umsteigeknoten vor allem mit den Zielen Marburg und Fulda vorbeifahren und damit für viele potentielle Fahrgäste nicht erreichbar sein.

Was bedeutet der Zug in Hessen? Letztlich soll er nur zweimal halten und südlich von Gießen die völlig überlastete Main-Weser-Bahn bis nach Frankfurt nutzen. Das heutige Angebot des Nahverkehrs, von welchem auf dieser Relation täglich knapp 100.000 Pendler abhängig sind, wird stark verlangsamt. So wie es 2009 jeden 2. Mittelhessen-Express (RB 40/RB 41) trifft, welcher aufgrund einer damaligen Fernzug-Zeittaktverschiebung nun anstatt rund 40 Minuten nun etwa eine Stunde von Gießen nach Frankfurt braucht, wurde kürzlich im Fahrgastbeirat des Lahn-Dill-Kreises verkündet, dass die Einführung der IC-Linie 34 weitere Nahverkehrszüge in Mittelhessen betrifft. In dem Zusammenhang bleibt nur der RegionalExpress (RE 99) Siegen-Wetzlar-Gießen(-Frankfurt) übrig. Er wird dann auch eine Verlangsamung erfahren und es mit einer gleichen Ausbremsung zu rechnen ist wie beim Mittelhessen-Express (RB 40/RB 41).

Das bedeutet, dass Gießen nichts von der IC-Linie 34 hat, ebenso fast alle Bahnpendler, weil kaum einer die teureren Fernzugpreise zahlen möchte. Es besteht die Gefahr, dass sich die zum RMV-Tarif bzw. DB-Nahverkehrstarif nutzbaren Verbindungen nach Siegen und Frankfurt deutlich verlangsamen werden. In Siegen Hbf. stellt sich ein weiteres Problem, so die Fahrgastverbände. Viele Bahnkunden wollen von Mittelhessen in die Großstadt Köln, welche früher umsteigefrei zu erreichen war. Die seit 2009 dort bestehende Umsteigebeziehung mit nur fünf Minuten entfällt wohl bei der Einführung des IC 34 und eine lange Wartezeit im unattraktiven Hauptbahnhof Siegen dürfte zur Regel werden. Der Zug der Hessischen Landesbahn (RE 99) von und nach Gießen kommt dann zu spät in Siegen an oder fährt zu früh ab. Der IC wird zwar vom Fahrplan her pünktlich sein aber wer leistet sich ein Fernzugticket auf der Relation?

Für die regionalen Gliederungen von PRO BAHN, ProBahn&Bus sowie den Verkehrsclub Deutschland (VCD) steht fest, die IC-Linie 34 bringt den Mittelhessen viele Nachteile und nur ganz wenige Vorteile. Daher wird gefordert, auf die vorgesehene Fernzugverbindung in der Form zu verzichten und andere Möglichkeiten zu entwickeln, wie die Fahrgäste mit dem Zug möglichst schnell in Konkurrenz zum PKW und Fernbus im zeitlich deutlich günstigeren Zeitfenster umsteigefrei von Mittelhessen ins Ruhrgebiet bzw. nach Köln kommen.

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