PRO BAHN kritisiert in Hessen große fortwährende Zugausfälle im Regionalverkehr

RB 40, RB 41 und RB 49 besonders von Ausfällen sowie RB 10, RE 50, RB 51 und RE 30 besonders von Kapazitätseinschränkungen betroffen.

Die Pendlerinnen und Pendler, die Schülerinnen und Schüler, die Studentinnen und Studenten, sie eint seit Monaten das eingreifende Schicksal, die unzureichende Bereitstellung von vertragsmäßigen Verkehrsleistungen im Schienenpersonennahverkehr in Hessen. Viele protestierende Fahrgäste erreichen in diesen Tagen den PRO BAHN Landesverband Hessen via Mail und Telefon.

Talent 2-Züge des Mittelhessen-Express in Gießen, links der RB 49 und rechts der RB 40, an welchem der RB 41 angekoppelt wird.

Talent 2-Züge des Mittelhessen-Express in Gießen, links der RB 49 und rechts der RB 40, an welchem der RB 41 angekoppelt wird.

Wo sind aktuell die heftigsten Stellen? Nach einer Auswertung der Fahrgastvertreter trifft es im Moment am meisten den Mittelhessen-Express mit den Linien RB 40 (Frankfurt-Gießen-Dillenburg), RB 41 (Frankfurt-Gießen-Marburg-Stadtallendorf/Treysa) und insbesondere die RB 49 (Hanau-Friedberg-Gießen). Diese werden von „DB Regio Mitte“ betrieben. Es ist einfach nicht mehr hinnehmbar, dass über Wochen und Monate fortwährend ganze Umläufe im Fahrplan ausfallen, der Fahrgast sich erst sehr kurzfristig, teilweise nur am gleichen Tag, darauf einstellen kann, so der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen.

Große Schwierigkeiten auch auf der Rheingaulinie, der RB 10, die von Frankfurt über Wiesbaden, dann durch den Rheingau bis nach Koblenz bzw. Neuwied fährt und von der VIAS-Verkehrsgesellschaft betrieben wird. Es handelt sich neben der S-Bahn-Linie S 1 um die einzige kurzstreckige Regionalzugverbindung zwischen der Mainmetropole und der hessischen Landeshauptstadt. Für den hessischen Teil der Strecke zwischen Kaub, Wiesbaden und Frankfurt soll eigentlich stets in zweier Traktion gefahren werden, d.h. zwei aneinander gekuppelte Triebwagen der Baureihe Flirt, da hier die hohe Auslastung die Erfordernis in deutlichem Maße nachweist. In vielen Umläufen findet der Fahrgast jedoch seit Monaten nur einen einteiligen Zug auf der RB 10 vor.

Ein Zug der Linie RB 10 (VIAS-Verkehrsgesellschaft / Rheingaulinie) fährt in den Bahnhof Rüdesheim ein.

Ein Zug der Linie RB 10 (VIAS-Verkehrsgesellschaft / Rheingaulinie) fährt in den Bahnhof Rüdesheim ein.

Ähnliche Situationen kann man im Umlauf auf der Kinzigtalstrecke Frankfurt-Hanau-Gelnhausen-Wächtersbach-Fulda mit den Linien RE 50 und RB 51 beobachten. Die Linien werden in gemeinsamen Umläufen mit Doppelstockzügen betrieben. Auf der Kinzigtalstrecke wie auch auf der Main-Weser-Bahn mit der RE 30 (Kassel-Marburg-Gießen-Frankfurt) sind i.d.R. sechsteilige Doppelstockwagen im Einsatz, in Einzelfällen auch siebenteilige. Nur ist jüngst zu beobachten, dass sich die Fahrten mit verkürzten Zügen auf den drei genannten Linien gehäuft haben. Schon die Herausnahme eines Doppelstock-Waggons führt auf den sehr stark ausgelasteten Linien unweigerlich zu Kapazitätsproblemen insbesondere im Berufsverkehr.

Dass wir vor gut drei Monaten eine extreme Grippewelle in Deutschland hatten und damit auch das Personal im Schienenverkehr knapp wurde, dies kann noch als befristete Begründung akzeptiert werden, da es in den ersten Wochen des Jahres 2018 die Breite der Gesellschaft betroffen hat und an allen Arbeitsstätten deutlich spürbar war.

Für den Fahrgastverband PRO BAHN ist das Problem hier nun ein anderes. Das Land Hessen, eigentlich zuständig für den Schienenpersonennahverkehr gem. Regionalisierungsgesetz, hat die Aufgabenträgerschaft an die Verkehrsverbünde RMV, NVV und VRN abgetreten. In deren Ausschreibungen der letzten 20 Jahre sind aufgrund der staatlicherseits stark eingegrenzten finanziellen Ressourcen für die einzelnen Linien und Linienbündel zu wenige Fahrzeuge in dem Leistungsverzeichnis ausgeschrieben worden. Wenn man es wirklich mit der Verkehrswende ernst meint, man großen Bevölkerungsgruppen wie Schülern, Studenten und Landesbediensteten ein landesweites ÖPNV-Ticket zur Verfügung stellt, dann muss man auch die Ausschreibungen entsprechend anpassen. Es kann und darf insbesondere nicht sein, dass über den Regelfahrplan hinaus nur einzelne wenige zusätzliche Triebwagen als Reserve (man spricht i.d.R. von 2-3 Stück) angeschafft werden. Die einzelnen Leistungserbringungen sind entweder große Linienbündel mit mehreren Regionalzuglinien oder lang laufende Regionalexpressverbindungen, die auch als verknüpfendes Element zwischen dem Fernverkehr genutzt werden. Deshalb sieht des der PRO BAHN Landesverband Hessen als ein „absolutes Muss“ an, 4-6 bzw. auch mehr zusätzliche Zuggarnituren pro Leistungserbringung als Reserve zu haben, da dies die Vergangenheit und Gegenwart offenkundig darlegt.

Ein weiteres Problem sind die vielzähligen verschiedenen Zug- bzw. Triebfahrzeugtypen, welche mittlerweile in Hessen ihren Dienst verrichten. Im Gegensatz zu Bundesländern wie Niedersachsen habe es in Hessen für die Linienbündel bzw. Linien stets nur singuläre Entscheidungen gegeben. Das beste neue Beispiel sei die Linie BB 75 (Wiesbaden-Mainz-Darmstadt-Aschaffenburg), die ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 von der Hessischen Landesbahn (HLB) betrieben werde. Hier komme ein Triebwagentyp zum Einsatz, der bislang in Hessen weder bei der HLB noch bei einem anderen ausführenden Unternehmen im Einsatz ist. Auch hier sind, wenn Wagen außer Betrieb genommen werden, Kapazitätsengpässe und Zugausfälle vorprogrammiert.

Mehr Züge und Triebwagen aber auch einen richtigen Fahrzeugpool, wie ihn Niedersachsen aufgebaut hat, diesen fordern die PRO BAHN-Vertreter auch für Hessen. Durch den Austausch von Nahverkehrstriebwagen für den Notfall durch die leistungserbringenden Verkehrsunternehmen (in Hessen DB, HLB, Cantus und VIAS) untereinander sowie die Ausschreibung gleicher Fahrzeugtypen wäre es möglich, solche Situationen wie die aktuellen Ausfälle und Einschränkungen in der Form und Größe nicht mehr entstehen zu lassen. Auch die Hersteller müssten mehr Anpassung mitbringen. So könne es nicht sein, das gleiche Fahrzeugtypen, die im Baujahr nur wenige Jahre voneinander abweichen, nicht mehr gekuppelt werden können. Alles in allem eine unbefriedigende Situation, für welche in Hessen in den nächsten Monaten nachhaltige Problemlösungen unbedingt gefunden werden müssen, so der PRO BAHN Landesverband Hessen.

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