PRO BAHN Nordhessen will jedwede Überbauung und einen Radweg auf der Kanonenbahntrasse verhindern

Kommunalpolitik fehlt es an allgemeinen Informationen in Sachen verkehrspolitischer Entwicklung, sie richtet sich nur singulär nach örtlicher Situation in in den einzelnen Kommunen aus.

Die Kanonenbahn bei Frielendorf im Schwalm-Eder-Kreis.

Die Kanonenbahn bei Frielendorf im Schwalm-Eder-Kreis.

Die Kanonenbahn, einst war sie im Personenverkehr in Betrieb und verband Eschwege mit Treysa über Waldkappel, Malsfeld und Homberg (Efze). Die Stilllegung und der Niedergang, in Hessen überdurchschnittlich betrieben im Asphaltzeitalter der 1970er und 1980er Jahre durch die Deutsche Bundesbahn, hat auch vor dieser Achse nicht Halt gemacht.

Nun haben wir eine andere Zeitrechnung, ja wir haben schon die „zweite Zeitrechnung der Umweltbewegung und Verkehrswende“, nachdem die erste aus der Anfangszeit der Grünen ja seit Ende der 1990er Jahre ins Stocken geraten war. Leider ist dies noch nicht überall in der Kommunalpolitik angekommen.

Die alte Kanonenbahn ist in ihren Abschnitten in einem unterschiedlichen Zustand. Der Abschnitt Eschwege-Waldkappel-Malsfeld ist quasi nicht mehr zu retten, zu viele Teilabschnitte sind abgetrennt und überbaut.

Der Abschnitt Malsfeld-Homberg (Efze) ist zwar ohne Gleisanlagen, jedoch die gesamte Kubartur, mit Ausnahme der kleinen Lücke der Umgehung der B 323 um Homberg (Efze), noch vorhanden.

Der Abschnitt (Homberg (Efze)-Treysa hat noch seine Gleisanlagen, die jedoch seit 2002 stillgelegt sind. Dies ist noch der Abschnitt, der offiziell noch gewidmete Eisenbahnliegenschaft ist

Genau den Abschnitt Treysa-Malsfeld hat sich der PRO BAHN Regionalverband Nordhessen seit mehreren Jahren vorgenommen und möchte ihn reaktiviert bzw. wieder aufgebaut sehen. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch, es soll nicht in Malsfeld in die Bahnstrecke Richtung Bebra/Beiseförth eingefahren werden, sondern mit der neuen Gleisanlage nach Norden in Richtung Kassel/Melsungen. So kann eine neue Direktverbindung mit Regionalzügen von Schwalmstadt (Treysa) über Homberg (Efze) und Melsungen nach Kassel-Wilhelmshöhe und Kassel Hbf. entstehen.

Es ist zwar so, dass Gutachten von vor rund 10 Jahren eine negative Bewertung für den Abschnitt Homberg (Efze) bis Treysa ergeben haben, bei dem man an Guterverkehrsnutzung und touristische Nutzung dachte. Nur haben sich inzwischen die Bewertungsgrundlagen für die Nutzen-Kosten-Untersuchungen (NKU) vollkommen geändert und eine durchgängige Achse Schwalmstadt-Homberg-Melsungen-Kassel ist nie in die Bewertung eingeflossen.

Nun gibt es Begehrlichkeiten seitens des Schwalm-Eder-Kreises und diverser Kommunen entlang der Strecke, auf der gesamten Trasse einen Radweg anzulegen. Gegen dieses Vorhaben kündigt der Fahrgastverband PRO BAHN schon heute seinen entschiedenen Widerstand an. Man hat nichts grundsätzlich gegen Radwege auf Bahntrassen, bei welchen man wirklich sagen muss, dass sie auf Dauer nicht mehr für Bahnzwecke nutzbar sind. Jedoch muss man mal realisieren, dass das Potential an Radfahrtouristen auch irgendwann endlich ist und nicht jede alte Bahnstrecke unwiderbringlich zerstört und umfunktioniert werden kann.

Zudem plant die Gemeinde Malsfeld einen Teil der Kanonenbahntrasse für den Bau einer Erschließungstrasse zu nutzen. Hier hat sich dankenswerter Weise eine Bürgerinitiative gebildet, die die Asphaltierung verhindern will.

Seit 2016 ist eine Bestandsanalyse aller ehemaligen Bahnstrecken in Hessen erfolgt. Von über 90 ehemaligen Trassen ist die Kanonenbahn Malsfeld-Treysa in die Kategorien der 22 näher zu untersuchenden Trassen hineingekommen. Nun missachtet die Kommunalpolitik aktuell genau diese laufende Bewertung und will einfach vollendete Tatsachen schaffen, bevor ein Bahnbetrieb nochmals genau untersucht wird.

Der PRO BAHN Regionalverband Nordhessen sieht es als seine unweigerliche Pflicht an, dafür zu kämpfen, dass die Bahntrasse Treysa-Homberg-Malsfeld/Melsungen nach neuen Bewertungsverfahren näher untersucht wird. Zumindest ist es wichtig, Bestand zu erhalten, um künftigen Generationen ihre Gestaltungsmöglichkeiten für einen umweltfreundlichen Verkehrsraum nicht durch vollschnelle Aktionen aktuell dauerhaft zu zerstören.

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