PRO BAHN Mittelhessen fordert nachhaltige Betrachtungsweise bei der Reaktivierung der Lumdatalbahn

Der ehemalige Regierungspräsident des Regierungsbezirks Gießen (Mittelhessen), Wilfried Schmied lebt in der verkehrspolitischen Vergangenheit.

Anmerkung: Dieser Beitrag wurde von PRO BAHN Mittelhessen bereits am 19.04.2015 an die lokalen Tageszeitungen gegeben und wurde in Auszügen dankenswerter Weise veröffentlicht. Die regionale Initiative Pro Bahn&Bus nahm identische Formulierungen unter ihrem Namen zum gleichen Thema am 24.04.2015 in ihren Veröffentlichungen unabgesprochen vor. Der Fahrgastverband PRO BAHN verurteilt diese Vorgehensweise scharf und weiß dies für die Zukunft entsprechend einzuordnen. Hier nun die PM von uns als PRO BAHN zu dem Thema:

Der Fahrgastverband PRO BAHN, Regionalverband Mittelhessen kritisiert die Äußerungen des altgedienten Staufenberger CDU-Politikers Wilfried Schmied, scharf. „Seine Aussagen zur Analyse der Mobilität sind Betrachtungsweisen aus den 1970er Jahren“, so der PRO BAHN-Sprecher für Mittelhessen, Thomas Kraft. Auch sei der Bericht von Schmied eine Ansammlung von Fehlern. „Seit rund 20 Jahren gibt es in Deutschland keine Bahnbusse mehr, die Herr Schmied im Lumdatal immer noch sieht“. Dies sei einer der Beweise, dass Herr Schmied in der politischen Vergangenheit agiert, wenn ihm noch nicht mal bekannt ist, welche Busse vor seiner Haustür fahren. Ein weiterer Beweis seiner Fehlinterpretation sei, dass er von dem wirtschaftlichen Betrieb von Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) spreche. Dies sei, so PRO BAHN, bis auf wenige Ausnahmen wie dem Frankfurter S-Bahn-Tunnel sowieso nirgends möglich, ÖPNV müsse stets von der Öffentlichen Hand subventioniert werden, um ihn betreiben zu können. Da sei ÖPNV im gleichen Tenor zu nennen wie Schulen, Schwimmbäder und Büchereien.

Schmieds Annahme, dass für alle Zeit die Menschen pro Haushalt mindestens 2 PKW besitzen und alle einen Führerschein haben, sei schon heute teilweise widerlegt. Der prozentuelle Anteil unter den 18-30 Jährigen, welche einen Führerschein besitzen, gehe seit Jahren stark zurück. Die annähernd 100% Abdeckung bei den jungen Menschen war eine Situation vor 25 Jahren, heute sind es nur noch 80% mit weiter abnehmender Tendenz. Das Auto als Statussymbol verliert an Wirkung. Dass im ländlichen Raum die Reaktivierung von Bahnstrecken keinen Erfolg haben kann, diese Gegenbeweise liegen aus anderen Bundesländern vor, wie Beispiele in Bayern, Rheinland-Pfalz (10 Reaktivierungen) oder auch Niedersachsen mit der Nord-West-Bahn, speziell hier der Lammetalbahn verdeutlichen. Studien zeigten, dass bei einem Angebot auf der Schiene schon nach kurzer Zeit mehr und mehr PKW-Fahrer auf den Zug umsteigen, die Zahlen in vorherigen Gutachten übertroffen werden. Der Einstieg in einen Linienbus auf dem Land habe leider bei vielen Menschen seit jeher den Geruch eines Schulbusses, in dem keine Erwachsenen mitfahren. Der Zug steht da in einem ganz anderen Licht.

Wilfried Schmied widme sich mit keinem Funken eines Gedankens der zukunftsorientierten Betrachtungsweise. So sei schon heute absehbar, dass es aufgrund der globalen Verteilung sowohl bei fossilen Brennstoffen aber auch bei Metallen in 15 bis 25 Jahren zu einer weitreichenden Verteuerung kommen wird, da aufstrebende Staaten wie China oder Indien mehr und mehr Anteile an der weltweiten Förderung importierten und auch die Ressourcen insgesamt in überschaubarer Zeit endlich sind. So wird dass der Liter Benzin dann zwangsläufig 3 bis 4 Euro kosten. Ein Auto werden sich später viele nicht mehr leisten können. Dann werden auch Kommunen wie Rabenau, Allendorf/Lda. und Staufenberg nach anderen Formen der Mobilität Ausschau halten, als nur dem „Ein-Mann-PKW“. Wenn dann die Lumdatalbahn unwiederbringlich zerstört wäre, müsse noch mit einem viel stärkeren Bevölkerungsrückgang gerechnet werden. Der Fahrgastverband PRO BAHN plädiert daher nicht nur für die Reaktivierung der Lumdatalbahn, sondern für die Entwicklung eines Gesamtkonzepts mit verschiedenen Verkehrsmitteln, welche als Zubringerdienste mit einer durchgängigen Reisekette die Fahrgäste an die Lumdatalbahn bringen. Buslinien aus dem weiter östlich und nördlich liegenden Bereich sollten in Rabenau und Allendorf enden und den Umstieg in die Lumdatalbahn ermöglichen. Dann müsse Lollar zu einem zentralen Umsteigepunkt werden, um hier mit kurzen Umsteigezeiten auch Richtung Marburg und Kassel zu kommen. Die Lumdatalorte würden dadurch deutlich attraktiver, das Vorhandensein eines Bahnanschlusses wirkt sich auch auf die Vermarktung von Immobilien entscheidend aus. Der Fahrgastverband PRO BAHN sagt dem Verein Lumdatalbahn e.V. und den Akteuren, welche sich für die Reaktivierung einsetzen, seine Unterstützung zu.

Regionalsprecher Thomas Kraft bemängelt, dass nachhaltige Aspekte, sowohl die der globalen Energie- und Rohstoffentwicklung als auch lokale Zukunftskriterien grundsätzlich in der Nahverkehrsplanung fehlen. Lokale Nahverkehrspläne müssen nachhaltiger ausgerichtet sein. Bei der laufenden Untersuchung für die Lumdatalbahn fehlt dem Fahrgastverband PRO BAHN die nennenswerte Mitwirkungsmöglichkeit von Fachverbänden. Die Untersuchungen erfolgen oft in Hinterzimmern durch Planungsbüros und Verkehrsträger und wenn dann ohne die Betrachtung durch weitere Instanzen die Zahlen in der Öffentlichkeit sind, dann seien oftmals Fakten geschaffen, so Regionalsprecher Thomas Kraft. Die Lumdatalbahn biete, da sie als Trasse heute noch quasi unangetastet vorhanden sei, eine ideale Bedingung für eine Wiederinbetriebnahme bis Rabenau. Nun müssten endlich auch in Hessen die Erfolge anderer Bundesländer bei der Reaktivierung von ländlichem Schienenverkehr zu Nutze gemacht werden, so der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen.

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