Brechen bei Limburg: Kritik an der Mitfinanzierung von Kommunen an dem Ausbau von kleinen Bahnstationen

Vertreter des Fahrgastverbandes PRO BAHN trafen sich am Dienstag, den 16. Mai 2017 mit Mandatsträgern der Gemeinde Brechen im Landkreis Limburg-Weilburg. Die rund 7.000 Einwohner zählende Kommune, südöstlich der Domstadt an der Lahn gelegen, hat mit Niederbrechen und Oberbrechen zwei Bahnstationen an der Regionalbahnstrecke Limburg-Frankfurt (Main). Hintergrund des Ortstermins, die Bahnstation Oberbrechen, sie hat weniger als 1.000 Einstiege täglich, besteht aus Seitenbahnsteigen. Sie sind mit einer Fußgängerbrücke verbunden, welche in die Jahre gekommen ist.

Die Bahnstation Oberbrechen an der Altstrecke Limburg-Frankfurt. Das Bahnhofsgebäude ist in privater Hand, die Brücke auf welcher der Fotograf steht, soll abgerissen werden und hat, wie man an der Treppe sieht, "Befahrungshilfen" z.B. für Kinderwagen, welche bei einem Neubau nicht mehr vorgesehen sein sollen.

Die Bahnstation Oberbrechen an der Altstrecke Limburg-Frankfurt. Das Bahnhofsgebäude ist in privater Hand, die Brücke auf welcher der Fotograf steht, soll abgerissen werden und hat, wie man an der Treppe sieht, „Befahrungshilfen“ z.B. für Kinderwagen, welche bei einem Neubau nicht mehr vorgesehen sein sollen.

Nun soll das Bauwerk durch einen Neubau ersetzt werden. Die Deutsche Bahn plant, bei dem Ersatzbau keine Barrierefreiheit zu berücksichtigen, weil sie nach ihren Rechtsauslegungen für kleine Stationen nicht dazu verpflichtet ist. Wenn z.B. der Einbau von Aufzügen erfolgen soll, so kann den Wünschen der Gemeinde nach Barrierefreiheit nur dergestalt nachgekommen werden, wenn sie sich zu einem Drittel an den Baukosten beteiligt.

Der neue Bürgermeister Frank Groos möchte diese finanzielle Last nicht hinnehmen und fordert dennoch von der Deutschen Bahn einen barrierefreien Ausbau. Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen stimmt der Meinung des Bürgermeisters voll umfänglich zu und fordert nach die Deutsche Bahn auf, gemäß Behindertengleichstellungsgesetz und weiterer gesetzlicher Grundlagen, ihrer Verpflichtung nachzukommen, für „alle“ Stationen die Barrierefreiheit schrittweise herzustellen, welche sie eigentlich bis zum Jahr 2022 zum Abschluss gebracht haben muss. Hiervon ist man weit entfernt, so der Stellv. Regionalsprecher des PRO BAHN Regionalverbandes Mittelhessen, Reinhard Ahrens.

Die Krux an der Sache, in Oberbrechen hat man mit dem Bauwerk zwar kein zeitgemäßes barrierefreies Bauwerk, jedoch verfügt die Fußgängerbrücke über die Bahngleise über zwei nebeneinander laufende schmale Rampen, wodurch z.B. ein Kinderwagen auf- und abgeschoben werden kann. Wenn es nach den Plänen der Bahn geht, wird es im neuen Bauwerk diese Vorrichtung nicht mehr geben, sondern nur noch einen schmalen einseitigen Streifen für Fahrräder.

Bürgermeister Groos wehrt sich gegen dieses Vorhaben, womit er im Auffassungstrend von Fahrgästen und Bürgern liegt, denn der Neubau wäre ein Rückschritt. Vielmehr ist es jedoch indiziert, dort ein barrierefreies Bauwerk zu errichten, wodurch z.B. auch die Wiesen und Felder des Goldenen Grunds mit dem Emsbach anschließen. Dort befindet sich einer der touristisch erschlossenen Hessen-Fahrrad-Wanderwege.

Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen unterstützt die Intention der Gemeinde Brechen und stellt fest, dass vielerorts die Kommunen mit kleinen Bahnstationen in Bezug auf dringend notwendige Sanierungs- und Ausbauarbeiten für Verkehrsstationen, insbesondere in Bezug auf Barrierefreiheit, mit der Drohgebärde der Kostenbeteiligung unter Druck gesetzt werden. Weder der Deutschen Bahn, noch dem Land Hessen, noch den Verkehrsverbünden ist bei solchen Ausbauten bewusst, dass sich durch diese Ausbauten Fahrgastzahlen steigern lassen. Die Kommunen sind jedenfalls nicht Baulastträger, haben viele viele andere Aufgaben zu Schultern, auch in Bezug auf Verkehrseinrichtungen, da sollen die die Kosten tragen, denen die Infrastruktur gehört und die Züge auf ihr fahren lassen. PRO BAHN wird sich bemühen, dass sich die Kommunen mit kleinen Verkehrsstationen untereinander vernetzen, um gestärkt Positionen auszutauschen. Zudem nimmt der Regionalverband Mittelhessen dies auf die Tagesordnung der nächsten Regionaltreffen.

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