Fahrpreiserhöhungen in Hessen zum Fahrplanwechsel bzw. zum 1. Januar 2016

1.) RMV erhöht Fahrpreise – überraschend nur ganz moderat

Der unabhängige Fahrgastverband PRO BAHN Hessen nimmt mit Genugtuung zur Kenntnis, dass die Fahrpreiserhöhung beim RMV für das Geschäftsjahr 2016 überraschend moderat ausfällt. Mit einer Anhebung der Fahrpreise zum 1. Januar 2016 um durchschnittlich (nur) 1,85 Prozent liegt der größte hessische Verbund im Vergleich zu den anderen großen Verkehrsverbünden (wie München mit 2,8 Prozent) am absoluten Ende der Skala, die in diesem Jahr bis plus 3 Prozent reicht.Fahrkartenautomatenteil Die zum Teil heftigen Proteste der Fahrgäste und der Fahrgastvertreter in den vergangenen Jahren scheinen offensichtlich Früchte zu tragen. Ganz ohne Preisanhebungen scheint es aber offensichtlich nicht zu gehen. So könnte die relativ geringe Anhebung aber auch als eine Art Wiedergutmachung für die täglich bis zu 280.000 Fahrgäste verstanden werden, die in diesem Jahr und noch mehr in den beiden kommenden Jahren direkt oder indirekt von der Tunnelsperrung in Frankfurt betroffen waren.

In letzter Sekunde hat sich der Bund bereit erklärt, die so genannten Regionalisierungsmittel auf bundesweit 8 Millionen Euro, wobei die alten Bundesländer und insbesondere Bayern überproportional profitieren, mit einer jährlichen Dynamisierung von viel zu niedrigen 1,8 Prozent bis 2030 festzuschreiben. Das gibt den Verbünden die zwingend erforderliche langfristige Planungssicherheit. Die neue Vereinbarung ermöglicht es dem RMV, die Abbestellung von wesentlichen Leistungen zu vermeiden, im Gegenteil auf der „Schiene“ Gießen – Marburg – Kassel und Gießen- Dillenburg -Siegen sowie vielen anderen Relationen kommt es zu partiellen Verbesserungen, insbesondere in Tagerandlagen und nachts. Auf die mit Spannung erwarteten Doppelstock-Elektrotriebwagen auf der Regional-Express-Linie 55 nach Würzburg müssen sich die Fahrgäste wegen Lieferschwierigkeiten leider noch etwas in Geduld üben. Die Regionalbahnen auf dieser Strecke konnten durch den Einsatz gebrauchter spurtstarker Triebwagen deutlich verkürzt werden.

Hart trifft es die Strecke mit den vielleicht meisten Pendlern im RMV. Wegen Streckenüberlastung durch zusätzliche Fernzüge verlängert sich als Folge vermehrter Überholungen die Fahrzeit aller Nahverkehrszüge zwischen Fulda und Frankfurt. Ein Zug kann sogar den Hauptbahnhof nicht ansteuern. Hier rächen sich jetzt die Versäumnisse vergangener Jahrzehnte als Folge eines verschleppten Streckenausbaus. Vor diesem Szenario hatten Verkehrsplaner und PRO BAHN eindringlich gewarnt.

2.) Auch NVV und VRN werden teurer

Auch der Nordhessische Verkehrsverbund (nvv) und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (vrn) passen ihre Fahrpreise an.
Beim nvv steht der Tarifwechsel bereits zum 13. Dezember 2015 an. Die Fahrpreise werden ebenfalls moderat um durchschnittlich 1,9 Prozent angehoben. Wie der nvv ein vernünftiges Angebot bei in einigen Regionen ständig sinkenden Fahrgastzahlen stemmen will, bleibt die Herausforderung Nummer 1 für die nächsten Jahre. Abendliche AST-Verkehre auf Straßenbahnlinien dürften kaum die Lösung sein, zumal einige LNO’s, wie die Stadtwerke Marburg oder die MTV und der VHT hier kräftig zurückrudern.

Die Tarife für Fahrten mit den Bussen und Bahnen im Verbundgebiet Rhein-Neckar, zu dem auch große Teile Südhessens zählen, werden zum 1. Januar 2016 um durchschnittlich 2,8 Prozent angepasst. Der vrn begründet die überdurchschnittlich hohe Erhöhung mit stark rückläufigen Fahrgastzahlen auf Grund der demographischen Entwicklung und leicht gestiegenen Kosten. Deutlich billiger werden die Zeitkarten für Schüler und Auszubildende.

3.) Fahrpreiserhöhung bei der Deutschen Bahn im Nahverkehr

Wohl wegen des Konkurrenzdrucks des Fernbusmarktes bleiben die Preise im kommenden Jahr in der 2. Klasse stabil, in der 1. Klasse werden sie um 2,9 Prozent angehoben. Im Nahverkehr außerhalb oder auf Strecken zwischen zwei Verbünden beträgt der Preisanstieg 1,9 Prozent.

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