Hiobsbotschaft in Mittelhessen: Lokaler Betrieb zieht sich mit Güterverkehr auf der Lumdatalbahn zurück

Trotz der jüngsten Reaktivierung einer Bahnstrecke kann vom „Bahnland Hessen“ analog dem Slogan eines benachbarten Bundeslandes noch nicht gesprochen werden. Insbesondere in Mittelhessen fanden in den letzten Jahren weiterhin Stilllegungen und Gleisabbauten statt.

Noch rund 5 km der einst 26 km Bahnstrecke der Lumdatalbahn sind noch in Betrieb. Ein größeres Unternehmen im Stadtteil Mainzlar der Stadt Staufenberg nutzt die Trasse aktuell noch für den Güterverkehr.

Güter-Waggons auf dem Betriebsgleis neben der Lumdatalbahn in Staufenberg/Mainzlar Ende November 2015. Ein Bild, welches leider alsbald Vergangenheit ist.

Güter-Waggons auf dem Betriebsgleis neben der Lumdatalbahn in Staufenberg/Mainzlar Ende November 2015. Ein Bild, welches leider alsbald Vergangenheit ist.

Der dahinter liegende Abschnitt ist komplett stillgelegt, hier liegen im Verlauf der Trasse noch rund 10 km Gleise bis nach Rabenau in den Ortsteil Londorf. Dahinter ist die Trasse bereits seit 1965 im Abschnitt bis nach Grünberg mit Anschluss an die Vogelsbergbahn abgebaut und nicht wieder herstellbar. Dort sind auf den ehemaligen Bahnliegenschaften innerhalb der Ortslagen inzwischen Wohn- und Betriebsgebäude entstanden.

Dem Verein Lumdatalbahn ist es zu verdanken, dass im Abschnitt Lollar-Londorf, auf dem im Mai 1981 der Personenverkehr eingestellt wurde, noch kein Gleisabbau stattgefunden hat. Akribisch setzt sich der Förderverein seit nunmehr rund dreieinhalb Jahrzehnten für den Erhalt und die Reaktivierung der Bahnstrecke in Mittelhessen ein.

Nun kam ein Genickschlag für die Akteure der Lumdatalbahn. Der örtliche Industriebetrieb wird seinen Güterbahntransport einstellen. Seit einem Jahr ist die Umgehungsstraße in Staufenberg komplett fertiggestellt, der Transport der Güter muss somit nicht mehr mit LKW durch die Ortschaften geführt werden, um zur vierspurigen Kraftfahrstraße B 3 (Gießen-Marburg) zu gelangen. Transportkosten und Transportzeiten sind fast immer der Grund, warum der LKW gegenüber dem Güterzug den Siegeszug einfährt.

Die Lumdatalbahn in Höhe des örtlichen Industriebetriebs in Blickrichtung Londorf bzw. Streckenende.

Die Lumdatalbahn in Höhe des örtlichen Industriebetriebs in Blickrichtung Londorf bzw. Streckenende.


Der Fahrgastverband PRO BAHN sagt dem Verein Lumdatalbahn die in seinen Möglichkeiten stehende Unterstützung zu, das seit Jahrzehnten formulierte Ziel der Reaktivierung der Bahnstrecke von Lollar bis Londorf doch durchzusetzen. Es ist noch ein weiter Weg. Ein von den Gebietskörperschaften und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund in Auftrag gegebenes Gutachten wird in absehbarer Zeit den weiteren Weg zeigen.

Politik und Wirtschaft müssen endlich ein Umdenken einläuten, insbesondere in Mittelhessen. Die Lumdatalbahn muss ebenso bleiben wie die Horlofftalbahn, die Dietzhölztalbahn sowie die Reststücke der Strecken im Ohmtal und im Perftal.

Hier ist der Güter- und Sonderverkehrsbetrieb im November 2015 zu Ende, rund 1,5 km östlich des ehem. Bahnhaltepunkts Mainzlar.

Hier ist der Güter- und Sonderverkehrsbetrieb im November 2015 zu Ende, rund 1,5 km östlich des ehem. Bahnhaltepunkts Mainzlar.

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