PRO BAHN Hessen kritisiert einseitige fehlerhafte Darstellung des Ausbaus der Main-Weser-Bahn zur ausschließlichen Stärkung des Güterverkehrs

ZDF-Bericht geht nicht auf die Notwendigkeit ein, dass der Personennah- und –fernverkehr für die Herzkammer Mittelhessens einen angemessenen Schienenanschluss braucht.

Die S 6 auf dem Weg nach Friedberg mit  in die Jahre gekommenen, nicht behindertengerechten Bahnsteigen und mit schnelleren Zügen im Nacken auf gleichem Gleis.

Die S 6 auf dem Weg nach Friedberg mit in die Jahre gekommenen, nicht behindertengerechten Bahnsteigen und mit schnelleren Zügen im Nacken auf gleichem Gleis.

Die Ausbauplanung der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt am Main und Friedberg hat in ihrem seitherigen Zeitraum nie einer Kapazitätserweiterung der S 6 zwischen Frankfurt-Süd und Groß-Karben gedient, darüber hinaus Richtung Norden wird jedoch in Zukunft „mit allen S-Bahn-Zügen“ bis Friedberg in einem konstanten Fahrplan durchgefahren. Uns stört schon der Arbeitstitel „Ausbau S 6“, denn es handelt sich insbesondere um einen Ausbau für den Regionalzugverkehr. Heute endet jeder zweite Zug der S 6 in Groß-Karben und es gibt nur einen „gebrochenen Takt“, weil die S-Bahn-Züge allein schon im regulären Plan an Stationen wie Frankfurter Berg stehen bleiben müssen. Die außerplanmäßigen Halte wegen diverser Betriebsstörungen, Verspätungen etc. sind dabei nicht berücksichtigt. Der Ausbau dient viel stärker einem konstanten Fahrplan im Regionalzugverkehr zwischen Gießen und Frankfurt am Main.

Anscheinend hört für viele die Welt nördlich des Wetteraukreises bzw. mit dem Planungsverband Regionalverband Frankfurt auf. In nachgereichten Stellungnahmen wird von den Inhaltsgegnern auch nur auf die Einpendler in die Mainmetropole aus dem Wetteraukreis eingegangen. Es gibt über den Planungsverband nordlicherseits hinaus die drei größere Sonderstatusstädte mit Gießen, Marburg und Wetzlar sowie die entsprechenden Landkreise Gießen, Marburg-Biedenkopf und Lahn-Dill in Mittelhessen. Es wird sogar aus dem nordhessischen Raum, Schwerpunkt Schwalm-Eder-Kreis, bis nach Frankfurt zur Arbeit angereist. Eine breite politische parteiübergreifende Front aus Mittelhessen, ob Oberbürgermeister, Landräte, alle Parlamente der Gebietskörperschaften, es wird seit Jahrzehnten eingefordert, endlich in angemessener Weise an das „Fernzugnetz“ und dazu begleitend mit einem vernünftigen RE-Angebot angeschlossen zu werden. Dass aktuell keine Fernzugerweiterung möglich ist und die ansonsten möglichen weiteren Züge alle über Fulda fahren müssen, dies wurde immer mit der Aussage begründet, dass die Kapazitäten zwischen Friedberg und Frankfurt fehlen. Nun kommen diese endlich, die ersten Bagger sind, wie man entlang der Strecke sehen kann, angerollt, und wir atmen auf.

Die Analyse anderer Meinungsführer, dass die Züge leer sind, dies stützt auf keinerlei Grundlage. Der Alltag beweist, auch anhand von Fotos, das Gegenteil. Die RE-Züge sind wegen der erforderlichen Zahl so eng in ihren Sitzreihen, dass man mit den Knien aneinander stößt. Bei einem Zugausfall, so gerade in der 42. Kalenderwoche geschehen, können in dem nächstfolgenden Zug nicht mehr alle Fahrgäste mitgenommen werden. Es ist zu bezweifeln, dass die gegnerischen Meinungsführer sich überhaupt im Alltag mal mit den einzelnen Zugverbindungen auseinandergesetzt haben.

Wir bleiben bei unserer Feststellung, dass die Bürgerinitiative „Bahnane“ reine Partikularinteressen verfolgt aber nicht die Interessen der Menschen entlang der Strecke im Sinn hat. Durch den Ausbau und die Kapazitätserweiterung (weiter unten) wird sich der Wert der Grundstücke in den Orten entlang der Strecke sogar noch steigern. Allein zwischen Bad Vilbel und Frankfurt-West sind 19 km bzw. 10 Meter hohe Lärmschutzwände vorgesehen. Diese würden nicht kommen, wenn man an der Strecke nichts verändert. Im Bestand gibt es keinen Lärmschutz.

Wir sind Teil des breit aufgestellten Aktionsbündnisses „Vier bis Friedberg“ und werden alle verfügbaren Kräfte dazu nutzen, der Partikularinitiative Bahnane mit öffentlichen Darstellungen deutlich entgegen zu treten. Hier sind Dinge in den Raum gestellt worden, welche als Missbrauch des Begriffs Bürgerbeteiligung bezeichnet werden können.

Wenn Sie sich der ZDF-Bericht auf den Fakt der Rheinstrecke und der Güterverkehrsumleitung beschränkt hätte, dann wäre die breite Kritik nicht entstanden. Die
Aussage im TV-Bericht, dass eine neue Güterverehrsstrecke zwischen dem Rheinland und dem Rhein-Main-Ballungsraum entlang der A 3 gebaut werden kann, das ist völlig unrealistisch. Die Höhen des Westerwaldes und des Taunus, ja des Rheinischen Schiefergebirges lassen dies überhaupt nicht zu. Man sieht das schon an der Bestands-Schnellfahrstrecke, auf welcher keine schweren ICE (z.B. ICE 1 und 2) fahren können, weil die Steigungen zu groß sind.

Der Film von ZDF Neo geht auf die Interessen einer ganzen Region, nämlich der Kernbereich von Mittelhessen mit immerhin 750.000 Einwohnern nicht ein, stellt sich gegen diese, das ist wahrlich nicht hinnehmbar.

Es wird auch auf gesellschaftliche Veränderungen überhaupt eingegangen. Nun gibt es landesweite Jahrestickets wie das Schülerticket, das Landesbedienstetenticket, die Zahl der Jobtickets steigt von in Frankfurt arbeitenden Menschen von Jahr zu Jahr. Das wird den Druck auf die Zulaufstrecken nach Frankfurt in Sachen Regionalzugverkehr weiter erhöhen, gerade weil der Wohnungsmarkt in der Boom-Town Frankfurt sich auch mittel- bis langfristiger Zeit nicht beruhigen wird.

Hier nachfolgend einzelne Fakten zur „Ausweitung der Personenzugkapazitäten auf der Main-Weser-Bahn“. Die Deutsche Bahn hat hier übrigens nicht die Hoheit, diese hat der RMV als Aufgabenträger und dessen Nahverkehrsplan sieht keine Kürzungen, sondern Erweiterungen vor. Es sind laut der gemeinsamen Darstellung von Aufgabenträger und Infrastrukturbetreiber/-inhaber alleine mindestens zusätzliche 8 Zugpaare des Mittelhessen-Express (RB 40/RB 41) vorgesehen. Dazu sollen 6 Zugpaare aus dem Horloff-Netz (RB 47/RB 48) hinzukommen, dessen komplette Netz-Inbetriebnahme in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Dann, ein ganz wesentlicher Faktor, die neue IC-Linie 34 Münster-Hagen-Siegen-Wetzlar-Frankfurt mit ihren 6 Zugpaaren wird ab Ende 2019 den RegionalExpress der RE 99/RE 98 in jeder zweiten Fahrt analog des Mittelhessen-Express (RB 40/RB 41) von 40 Minuten auf 60 Minuten in der Relation Gießen-Frankfurt verlangsamen, weil keine Kapazitäten auf der Strecke vorhanden sind. Dabei geht es noch nicht mal um den Baustellenfahrplan. Es lässt sich auf zwei Gleisen kein Zug mehr mit angemessener Fahrtzeit abbilden, es werden Regional-Express-Züge unterwegs lange halten müssen, damit der „steigende Fernverkehr“ dann vorbeifahren kann. Das ist dauerhaft nicht hinzunehmen und es bedarf daher des Streckenausbaus. Glauben Sie mir, wenn sich Verbände, Politik und Verkehrsorganisationen zusammentun, die ansonsten oft gegensätzlich streiten, dann muss das schon einen tieferen Grund haben. Das Ergebnis ist nun das „Aktionsbündnis 4 bis Friedberg“.

Wir werden als Fahrgastverband PRO BAHN zusammen mit unseren Partnervereinigungen natürlich mehr als das vom RMV angedachte Konzept einfordern. Es muss möglich sein, künftig einen 15-Minuten-Takt im Regionalzugverkehr zwischen Gießen und Frankfurt zu realisieren.

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