PRO BAHN Mittelhessen mahnt strukturiertes Bahnsteigausbaukonzept zur Barrierefreiheit an

Bei ihrem jüngsten Regionaltreffen in Gießen haben die Akteure des PRO BAHN Regionalverbandes Mittelhessen nochmals ausführlich auf die anstehenden einzelnen Ausbauten von Bahnstationen in der Region eingegangen. Es wurde umfassend kritisiert, dass immer nur einzelne Stationen ausgebaut werden und nun, nach der Besinnung auf die eigentliche EBO-Bahnsteighöhe von 76 cm über Schienenoberkante nun alsbald keinerlei Kontinuität mehr im Verlauf der Bahnstrecken erkennbar ist.

Bahnhof Niederwalgern: Früherer Keilbahnhof der Main-Weser-Bahn mit der Aar-Salzböde-Bahn. Hier soll sich 2019 an der Strecke Kassel-Gießen-Frankfurt etwas tun und dann sollen gleich ein Hausbahnsteig und ein Mittelbahnsteig für Gleis 2+3 mit jeweils 76 cm Höhe entstehen. Aber ist das sinnvoll, wenn an anderer Stelle 55 cm entstehen?

Bahnhof Niederwalgern: Früherer Keilbahnhof der Main-Weser-Bahn mit der Aar-Salzböde-Bahn. Hier soll sich 2019 an der Strecke Kassel-Gießen-Frankfurt etwas tun und dann sollen gleich ein Hausbahnsteig und ein Mittelbahnsteig für Gleis 2+3 mit jeweils 76 cm Höhe entstehen. Aber ist das sinnvoll, wenn an anderer Stelle 55 cm entstehen?

Als Beispiel ist die Main-Weser-Bahn zu sehen, wenn man die bis auf weiteres verbleibende bzw. künftige Bahnsteighöhe sieht:

Friedberg 76 cm
Bad Nauheim 76 cm
Ostheim (Butzbach) 55 cm
Butzbach 55 cm (außer Bahnsteig 1)
Kirch-Göns 38 cm
Lang-Göns 38 cm
Großen-Linden 26 cm
Gießen 55 cm (Bahnsteig 2+3 = 76 cm)
GI-Oswaldsgarten 76 cm
Lollar 76 cm
Friedelhausen 38 cm
Fronhausen 38 cm
Niederwalgern 76 cm
Niederweimar 38 cm
Marburg-Süd 76 cm
Marburg 55 cm
Cölbe 55 cm
Bürgeln 26 cm
Anzelfahr 26 cm
Kirchhain 55 cm
Stadtallendorf 55 cm
Neustadt (Hessen) 38 cm

Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen kann sich damit anfreunden, auf einheitliche Bahnsteighöhen hinzuwirken. Es besteht jedoch die Grundforderung, dass anstelle der punktuellen Ausbauten und singulären Verhandlungen mit teilweise überforderten Kommunen, in Zukunft komplette Bahnstrecken oder längere Abschnitte von größeren Strecken gleichzeitig ausgebaut werden und im Rahmen einer dann zeitnahen Ersatzbeschaffung bzw. Ersatz-Bereitstellung von Nahverkehrszügen diese dann die Barrierefreiheit über einen längeren Streckenabschnitt ermöglichen. Anhand der Liste ist sichtbar, dass selbst auf Hauptstrecken wie der Main-Weser-Bahn eine Barrierefreiheit am Bahnsteig auch auf mittelfristiger Sicht nicht angestrebt wird.

Die Bahnsteige des „Bahnhofs des Jahres 2015“ – in Marburg – sie werden unter den Umständen der 76 cm-Ausbauten in der Umgebung, wohl in ein paar Jahren ihre Barrierefreiheit einbüßen. Dann werden Züge für die Regionalzuglinien RE 41, RE 98 und RE 30 mit höheren Einstiegen beschafft und 21 cm müssen in Marburg wieder überwunden werden. Ein Unding aus Sicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN.

Neue Bahnsteige werden wieder abgerissen

Als völlig unverständlich sieht man, dass kleinere Bahnstationen in Mittelhessen, welche im Rahmen des von der Bundesregierung aufgrund der Weltwirtschaftskrise ab 2008 aufgestellten Konjunkturpakets instandgesetzt wurden, nun quasi neue Bahnanlagen wieder abgebrochen werden sollen. Für den heimischen Raum sieht hier der Regionalverband Mittelhessen diesen Irrsinn z.B. schon in den nächsten beiden Jahren bei:

Ostheim (Butzbach)
Biedenkopf
Lehnheim

Dies hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Man hätte damals sinnvoller Weise schon eine Erhöhung der Bahnsteige vornehmen müssen, als sie nur in der Oberfläche zu sanieren. Man redet hier je Bahnsteig nur über wenige hundert Euro, welche 2009-2012 ausgegeben wurden und jetzt dem Abbruchbagger wieder zum Opfer fallen.

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