Man kann mit Kritik nicht sparen, auf diesen Punkt bringt der PRO BAHN Landesverband Hessen den Fahrplanwechsel, der Mitte Dezember 2025 für das Fahrplanjahr 2026 greift.
Taktverschiebung des Fernverkehrs und Ausdünnung des Fernverkehrs
Seit mehreren Jahren ist klar, dass Ende 2026 der Fernverkehr der Deutschen Bahn im Vorgriff auf die Eröffnung von Stuttgart 21 umgestellt wird, was zu Taktverschiebungen von 30-60 Minuten führt. Ganz hart betroffen ist die ICE/IC-Linie 26 Karlsruhe-Darmstadt-Frankfurt-Gießen-Kassel-Hannover-Norddeutschland. Hier wird nicht nur der Takt um 30 Minuten verschoben, sondern der Fahrplan wird auf 5 Fahrten täglich ausgedünnt. Dadurch wird die Region Mittelhessen
Verschlechterung des RE98 Frankfurt-Friedberg-Gießen-Marburg-Treysa-Wabern-Kassel
Wiederholte Forderung nach einem RE-Stundentakt zwischen Mittelhessen und Kassel
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) reagiert nur unzureichend darauf. Die Regionalverkehrslinien werden nur rudimentär an die neuen Fahrtzeiten angepasst, was zu deutlichen Verschlechterungen in den Fahrtzeiten von RE- und RB-Linien führt. Der ohnehin schon auf schlechter Basis verkehrende RE98 Frankfurt-Gießen-Marburg-Kassel wird nun in Stadtallendorf für 11 Minuten zum Stehen gebracht. Dadurch verliert er noch mehr Zeit, fährt im nordhessischen Bereich ohnehin langsam und hat in Kassel-Wilhelmshöhe schlechte Anschlüsse an den Fernverkehr.
Zudem ist die ohnehin zu knapp bemessene Zeit zwischen Marburg und Gießen nochmals verkürzt worden. Nun fahren die Nahverkehrstriebwagen anstatt zur Minute 35 erst zur Minute 40 ab, müssen aber weiterhin zur Minute 55 in Gießen gekoppelt sein, was bislang schon nicht klappte.
Thomas Kraft, Landesvorsitzender des PRO BAHN Landesverbandes Hessen stellt fest, dass die Verbindungen der mittelhessischen Oberzentrum Gießen und Marburg mit der Nordhessen-Metropole Kassel nunmehr so schlecht sind wie seit über sieben Jahrzehnten nicht mehr. Nur noch fünf Fernzüge und alle 2 Stunden der RE30, das ist bei weitem nicht ausreichend.
Verbesserung auf dem „Mittelhessen-Express“ – RB40/RB41 und nun auch RB37
Verschlechterung wiederum zwischen Marburg und Gießen
Als Lichtblick ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Leistung auf dem Teilnetz der RB40/RB41 zu nennen. So wie dies von 2006 bis 2010 der Fall war, wird mit der RB40/RB41 zwischen Gießen und Frankfurt mit den Zwischenhalten Butzbach, Bad Nauheim und Friedberg wieder ein Stundentakt gebildet. Über 15 Jahre lang war jede zweite Fahrt verlangsamt worden und hatte zwischen Gießen und Friedberg alle Unterwegshalte sowie Bad Vilbel bedient. Für die kleinen Unterwegshalte wird der Fahrplan neu geordnet. Eine neue Linie RB37 wird nun im Stundentakt zwischen Gießen und Frankfurt verkehren. Fast ganz „für sich“ verkehrt künftig die RB49 zwischen Friedberg und Hanau, die auch zu dem Teilnetz gehört. Der PRO BAHN Landesverband Hessen begrüßt außerordentlich diese Veränderung. Seit langem gibt es Beschwerden aus Mittelhessen, insbesondere den Orten „oberhalb von Gießen“, dass die Fahrten nach und von Frankfurt Hbf viel zu lang dauern und zu störanfällig sind. Auch die Fahrgäste in Gießen selbst sind froh, dass sie jetzt wieder eine zusätzliche stündliche Verbindung nach Frankfurt erhalten. Sie bietet zumindest Richtung Süden eine Alternative zu dem Doppelstockzug des RE30, welcher nur alle 2 Stunden verkehrt.
Verschlechterungen gibt es jedoch auch auf der RB41. Wegen der neuen Zeitlage der Fernzüge entsteht zwischen Marburg und Gießen anstatt einem 30-Minuten-Takt ein Holpertakt. weil die kurzstreckigen Züge, die nur zwischen Marburg und Gießen verkehren verschoben wurden, ist der Rhythmus nun in Folge 20 Minuten/40 Minuten.
RE19 im Rheingau kommt erstmal nicht
Als Ergänzung der „Rheingau-Linie“ RB10 (Frankfurt-Wiesbaden-Rüdesheim-Lahnstein-Koblenz-Neuwied), welche als einzige Nahverkehrsverbindung derzeit im Rheingau besteht sowie der RE9 (Frankfurt-Eltville (ohne Halt in Wiesbaden Hbf)) sollte der neue RE19, auch „Rheingau-Loreley-Express“ genannt, ab 2026 starten. Dieser wäre als Verbindung mit weniger Halten und als Ergänzung zu der RB10 gefahren. Daraus wird nun erstmal nichts, da in 2026 die Rechte Rheinstrecke generalsaniert wird und in den Folgejahren Parallelstrecken saniert werden, die eine Teilverlagung des Zugverkehrs auf die Rechte Rheinstrecke erforderlich machen. PRO BAHN Hessen bedauert dies sehr, braucht doch der Rheingau mit Eltville, Geisenheim, Rüdesheim, Assmanshausen und anderen Orten dringend weitere Verbindungen von und nach Frankfurt.
RE70 hält nicht mehr an allen seitherigen Bahnhalten, eine Folge des in der Zeitlage verschobenen Fernverkehrs
Die Rücksichtslosigkeit, wie DB Fernverkehr seine Verlegungen der Zeitachsen durchsetzt, hat auch Auswirkungen auf der Riedbahn. Die dort verkehrenden RE70 halten fortan nicht mehr in Mörfelden und Mannheim-Waldhof. Die Stadt Mörfelden-Walldorf, im Landkreis Groß-Gerau vor den Toren Frankfurts gelegen, sie hat mit ihren zwei Stadtteilen immerhin 32.000 Einwohner. Einer dieser Stadtteile wird nun ausschließlich von der S-Bahn (S7) bedient. Aus Sicht von PRO BAHN Hessen ein nicht hinnehmbarer Zustand. Solange die S7 nur alle 30 Minuten verkehrt, hätte der Halt Mörfelden in jedem Fall aufrechterhalten werden müssen. Für den Wegfall der RE70 in Mörfelden nennen RMV und DB zwar die verlegten Zeitachsen des Fernverkehrs, liefern jedoch keine detaillierteren Fakten für ihre Aussage.
Odenwaldbahn hält mit RE85 nicht mehr in Offenbach Hbf
Äußerst bedauerlich die sich weiter verschlechternde Situation mit dem Offenbacher Hauptbahnhof. Hier werden ab Fahrplanwechsel noch weniger Züge halten. Die RE-Züge der Odenwaldbahn über den sog. „Hanauer Ast“ (d.h. Hanau-Babenhausen) werden künftig auch wegen des vielen Fernverkehrs nicht mehr über Offenbach fahren, sondern über die nordmainische Strecke über Maintal und dafür in Frankfurt Ost halten. Die Fahrtzeit verkürzt sich dadurch nicht, im Gegenteil. In den kommenden Jahren ist zu erwarten, dass die Verbindung über mehrere Monate komplett entfällt, da die Bauarbeiten zum Bau der Viergleisigkeit für die neue nordmainische S-Bahn (Verlängerung S5) voranschreiten.
RE50 künftig alle 2 Stunden von und bis Bad Hersfeld
Künftig wird die Linie RE50 (Frankfurt-Hanau-Gelnhausen-Fulda) mit jeder zweiten Fahrt über Fulda hinaus bis nach Bad Hersfeld verlängert. Stellt dies anstelle der seitherigen Einzelfahrten, welche Bad Hersfeld mit Frankfurt verbunden hat, aus Sicht des PRO BAHN Landesverbandes Hessen eine deutliche Verbesserung dar. Besser wäre gewesen, die Verlängerung bis nach Bebra durchzuziehen, denn die „Eisenbahnerstadt“ Bebra ist der eigentliche Knotenpunkt des Regionalzugverkehrs im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Bebra und Bad Hersfeld haben in den letzten 20 Jahren fortwährend Verschlechterungen in den Direktverbindungen nach Frankfurt erfahren, obwohl bis heute viele Pendlerinnen und Pendler aus dem einst geförderten Zonenrandgebiet in die Mainmetropole pendeln müssen.
Alle 60 Minuten künftig von Kassel-Wilhelmshöhe über Nord-Thüringen nach Halle (Saale)
Dafür kein RE2 Kassel-Leinefelde-Erfurt
Eine deutliche Verbesserung wird ab Fahrplanwechsel auf den Linien RE8 und RE9 ab Kassel-Wilhelmshöhe erreicht. Anstatt einem Zwei-Stunden-Takt bilden diese beiden RE-Linien künftig einen 60-Minuten-Takt und verbinden somit Kassel, Hann Münden, Witzenhausen, Eichenberg, dann das nördliche Thüringen (Heiligenstadt, Leinefelde-Worbis, Sangerhausen) mit Halle a.d. Saale. PRO BAHN Hessen ist mit dem PRO BAHN Regionalverband Nordhessen sehr erfreut über diese deutlich bessere Anbindung in Richtung Ostdeutschland.
Einher geht dies jedoch mit der Einstellung der Linie RE2, welche bislang von Kassel-Wilhelmshöhe über Hann Münden-Witzenhausen-Eichenberg-Leinefelde-Gotha-Erfurt verlief. Sie war bei den Fahrgästen unbeliebt und unattraktiv. Stattdessen werden die Verbindungen Erfurt-Gotha-Leinefelde künftig komplett nach Göttingen geführt. PRO BAHN Nordhessen stellt seit längerem die Forderung, dass eine attraktive RE-Verbindung zwischen Kassel und Erfurt bestehen muss. Anstelle der RE2 hätte Ersatz geschaffen werden müssen. Hier sieht jedoch PRO BAHN die attraktivere Verbindung von Kassel über Bebra, Eisenach und Gotha nach Erfurt.
Feststellung von PRO BAHN Hessen – Versäumnisse durch den RMV nach Bekanntmachung der Fernverkehrsverlagung
Die Verlegung des Fernzugtakts mit der ICE-Linie 26 ab dem Fahrplanjahr 2026 um 30 Minuten beeinflusst den Regionalzugverkehr in Hessen massiv. Entweder hätte man die Taktzeitverschiebung der zudem noch ausgedünnte Linie verhindern müssen. Andererseits wäre es konsequent, dann auch insbesondere auf der Achse der Main-Weser-Bahn und der Dillstrecke sowie alle auf diese Hauptstrecken zulaufenden bzw. von ihr abhängigen Regionalzuglinien ebenfalls um 30 Minuten zu drehen. Das würde die Drehung aller in Friedberg, Gießen, Marburg und Wabern abgehenden Linien bedeuten. Dies hat man schon mal praktiziert, als damals auch eine Verlegung des Fernverkehrs um 30 Minuten erfolgte (das bedeutet inkl. der aktuellen Veränderung eine Verschiebung um 60 Minuten). Dann würden auch keine völlig vermurksten Linien wie die RE98/RE99 entstehen und keine Holpertakte wie auf der RB41 zwischen Marburg und Gießen. Die Verantwortung für den Regionalzugverkehr trägt hier im Auftrag des Landes Hessen der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Das was dieser mit den Nahverkehrsleistungen der 1 Million Menschen umfassenden Region Mittelhessen seit 30 Jahren verursacht, ist ohnehin eine gesamtheitliche Schande und gesellschaftliche Verantwortungslosigkeit, welche ohnehin einer deutlichen Aufarbeitung mit komplettem Veränderungsbedarf nötig macht. Diese Forderung wird PRO BAHN Hessen in den nächsten Jahren weiterhin sehr deutlich im gesellschaftspolitischen Kurs artikulieren und bei verantwortlichen Stellen um Mehrheiten für Veränderungen zu erreichen.
Nun ist erstmal der Fahrplanwechsel im Dezember 2025 für das Fahrplanjahr 2026 Realität und es ist festzustellen, es gibt mehr Schatten als Licht und es wird auch in den kommenden Jahren erneut am Fahrplan korrigiert werden müssen.









