Fahrpreiserhöhungen zum 1. Januar 2015 – RMV erhöht Fahrpreise auch wegen verfehlter Verkehrs- und Energiepolitik

Für den Fahrgastverband PRO BAHN Hessen kommt die am 10. Juli 2014 für den 1. Januar 2015 angekündigte Fahrpreiserhöhung des RMV von durchschnittlich 3,45 Prozent nicht ganz überraschend. Sie liegt erneut deutlich über der Inflationsrate, von derzeit rund 1,5 Prozent, die von den ÖPNV-Nutzern als Obergrenze für die Zumutbarkeit angesehen wird. Und sie fällt 2015 um einen Prozentpunkt höher aus als in diesem Jahr.

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Allerdings hatte PRO BAHN schon im Frühjahr davor gewarnt, dass als Folge der Novellierung des Erneuerbaren Energien Gesetzes und den höheren Betriebskosten bei den umweltfreundlich unter Fahrdraht verkehrenden S-, U- und Straßenbahnen eine deutliche Fahrpreisanpassung unumgänglich sein würde. PRO BAHN hatte mit Nachdruck gefordert, dass die politische Hand diese Finanzierungslücke über eine Erhöhung der Zuschüsse an die Verbünde unbedingt schließen müsse. Dies ist leider nicht erfolgt und der RMV und seine Gesellschafter müssen den höheren Aufwand nun aus eigener Tasche und über höhere Fahrpreise aufbringen, bedauert Thomas Kraft, Vorsitzender des hessischen Fahrgastverbandes, und fügt hinzu: Für die Zukunft sieht es noch düsterer aus, wenn der Bund nämlich die nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzt (GVFG) vorgesehenen Mittel auf dem jetzigen Niveau einfriert und nicht der Empfehlung des Bundesrates folgt und den Zuschuss von derzeit 7,3 Milliarden Euro auf 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2016 aufstockt.

708 Millionen Fahrgäste nutzen den RMV jährlich. Das ist gegenüber von vor fünf Jahren ein sattes Plus von 30 Prozent. Und die überwiegende Zahl der Reisenden erteilt Bussen und Bahnen durchweg gute bis befriedigende Noten. Wie dieses positive Ergebnis angesichts massiver Verspätungen, zu geringer Sitzplatzkapazität, von sich häufenden Zug- und Busausausfällen und vorzeitigem Wenden von Zügen allerdings zustande kommt, bleibt PRO BAHN ein Rätsel. Erwiesene Tatsache ist, dass viele Fahrgäste des RMV die stetig steigenden Verschlechterungen des Systems inzwischen als gegeben und unabwendbar hinnehmen und Beschwerden und Kritik nur noch ganz selten äußern, weil sie sich zum Beispiel in den Antwort-Bausteinbriefen aus Hofheim nicht ernst genommen fühlen.
Die diesjährige Höhe der Tarifanpassung muss für den RMV, nicht zuletzt aber auch für die lokalen Nahverkehrsorganisationen Verpflichtung sein, endlich wieder internationalen Standard zu erreichen, so die eindringliche Forderung des hessischen Fahrgastverbandes, dann könnte man die Höhe angesichts vieler Verbesserungen gerade noch verschmerzen. Als Positivum kann nämlich vermerkt werden, dass im S-Bahnverkehr erfreulicherweise nur noch (seiner Kinderkrankheiten inzwischen erledigter) moderne Fahrzeuge zum Einsatz kommen, der Takt sonntags und spät nachts verdichtet wird und auch auf RE- und RB-Strecken vielerorts deutliche Verbesserungen eingeführt werden.

Dass sich der Aufsichtsratsvorsitzende des RMV für „sein“ Frankfurt, was die Erhöhung bei den Einzelfahrscheinen, der Kurzstrecke und der Gruppenkarte betrifft, mit fast 6 Prozent gleich den größten Schluck aus der Pulle genehmigt, ist für den Pressesprecher von PRO BAHN Hessen, Wilfried Staub, nur schwer nachvollziehbar. Im vergangenen Jahr verkündigte der Ob noch, dass das Ende der Fahnenstange für Frankfurt erreicht sei. Staub mutmaßt, dass Feldmann über den Preis die Fahrgastzahlen in der Mainmetropole kanalisieren, spricht niedrig halten will. Denn die Ausgaben für zusätzliche Fahrzeuge und für Investitionen in die Infrastruktur, die bei weiter steigenden Fahrgastzahlen unausweichlich wären, kann Frankfurt in den nächsten Jahren nicht stemmen.


Auch NVV und VRN teurer

Zum Hessentag denkt man in Kassel nur innerhalb der Stadt an Verstärkungen, hier Straßenbahnen am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe.

Zum Hessentag denkt man in Kassel nur innerhalb der Stadt an Verstärkungen, hier Straßenbahnen am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe.

Auch der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) passen ihre Fahrpreise an. Beim NVV stand der Tarifwechsel bereits zum 14. Dezember 2014 an. Die Fahrpreise wurden um durchschnittlich 3,3 Prozent angehoben. Zeichnet sich der NVV bereits in der Vergangenheit durch innovative Leistungsangebote wie die 5-Minuten-Garantie und ein attraktive Jahreskarte für Senioren über 60 Jahre aus, so legen die Nordhessen wegweisend für alle anderen deutschen Verbünde ein familienfreundliches Angebot für Jugendliche unter 18 Jahren auf. Künftig können Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren die ermäßigten Einzelfahrkarten und 5erTickets nutzen. Diese werden daher umbenannt in Einzelfahrkarte U18 und 5erTicket U18. Neu sind auch das 24 Stunden (!) gültige MultiTicket, das MultiTicket Single und das JugendFreizeitTicket.


Neue Tarife zum 1. Januar 2015 im VRN

Die Tarife für Fahrten mit den Bussen und Bahnen im Verbundgebiet, zu dem auch große Teile Südhessens zählen, werden zum 1. Januar 2015 um durchschnittlich 3,5 Prozent angepasst. Damit reagiert der vrn im Wesentlichen auf die Kostensteigerungen bei den Verkehrsunternehmen. Die recht preiswerte Monatskarte für Senioren ab 60 wird lediglich um € 1,70 teurer. Neu wird auch die Einführung eines „Einzelfahrscheins Fahrrad“ sein. Die bisherige Regelung, die den Erwerb einer Einzel- oder einer Mehrfahrtenkarte Kind in den Zeiten der entgeltpflichtigen Fahrradmitnahme vorsah, entfällt.

Fahrpreiserhöhung bei der Deutschen Bahn im Nahverkehr

Die bereits erfolgte Nahverkehrs-Erhöhung um 1,9% bei der Deutschen Bahn ebenso unangemessen wie die noch höheren Preiserhöhungen für die Fahrtrelationen innerhalb der Verkehrsverbünde. Dass die Fahrpreise im Fernverkehr aufgrund der neuen Fernbus-Konkurrenz nicht angehoben wurden, war aus Sicht von PRO BAHN die logische Konsequenz. Nur lastet man die Kostensteigerungen einseitig dem Nahverkehrsreisenden an, oft Menschen mit kleinem Geldbeutel, welche weit fahrende Regional-Express-Züge nutzten. Zudem werde Gruppenreisen teurer, die Staffelung des Schöne-Wochenend-Tickets nach Personenzahl bis zu 5 Personen sei eine sinnvolle Sache, jedoch werde nur die Einzelperson billiger reisen. Für 5 Personen müssten nun anstatt 44 Euro gleich 56 Euro hingelegt werden. So belaste man insbesondere Gelegenheitsreisende, was nicht gerade zum Imagegewinn der Deutschen Bahn beitrage, da diese nicht die sonstigen Vorteile des Bahnreisens vor Augen hätten, wenn sie bei sporadischen Fahrten mit solchen Teuerungen konfrontiert würden.

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