Hessen/NRW: Geduldsprobe für Fahrgäste – Schienenersatzverkehre versauern im Moment den Versuch nach Ferien-(Tages-)Ausflügen mit der Bahn in Mittelhessen und Nordhessen sowie in Südwestfalen

Die Bausphase im Bahnhof Siegen im Juli 2017. Es fährt kein Zug entgegen der Blickrichtung des Fotografen. Mittig des Bahnsteigs stehen die neuen Stützen der zukünftigen Fußgängerbrücke.

Die Bausphase im Bahnhof Siegen im Juli 2017. Es fährt kein Zug entgegen der Blickrichtung des Fotografen. Mittig des Bahnsteigs stehen die neuen Stützen der zukünftigen Fußgängerbrücke.

Es besteht ein Investitions- und Modernisierungsstau bei Straße und Schiene. Bei letzterem Verkehrsweg hat sich PRO BAHN schon vielfach geäußert. In diesem Jahr trifft es die Mittel- und Nordhessen sowie die Südwestfalen besonders hart. Da muss schon gefragt werden, ob denn die Koordination bzw. die Masse in den Monaten Juni-September 2017 diese Massivität hätte mit sich bringen müssen. Hier mal die Sanierungspunkte im Einzelnen:

Gerade die Main-Weser-Bahn, die Hauptachse durch Mittelhessen ist zweifach betroffen. Zwischen Neustadt (Hessen) und Treysa finden Sanierungsarbeiten an der Gleistrasse statt. Es geht nur eingleisig voran. Die Mittelhessen-Expresse-Linie RB 41 fährt max. nur bis Stadtallendorf, die Linien RE 30 (Deutsche Bahn) und RE 98 (Hessische Landesbahn) fahren mit Verspätung und an den Wochenenden ist die Strecke in dem Abschnitt komplett gesperrt. Es gibt Schienenersatzverkehr, oftmals aber nur einen Bus für einen kompletten großen Zug,

Weiter südlich zwischen Bad Nauheim und Friedberg wird an den Lärmschutzwänden gebaut und an der Gleisanlage finden einzelne Sanierungen statt. Auch hier wird zeitweise nur eingleisig gefahren, was für Verspätungen auf den Linien RE 30, RE 98, RE 99, RB 41 und RB 49 führt. Der Mittelhessen-Express wird in diesen Wochen in Gießen nicht geflügelt und gekoppelt, was bedeutet, dass die „Hamsterbacken“ der RB 40 von Dillenburg und Wetzlar in Gießen enden. Dann muss in den RB 41 Richtung Frankfurt umgestiegen werden. Zum Glück hat man in Gießen die Gleise getauscht, so dass jeweils von Gleis 4 und 5 am gleichen Bahnsteig in beiden Fahrtrichtungen umgestiegen werden kann. Der Grund für die Unterbrechung der RB 40, die Überholung des Triebwagenparks.

Fast den ganzen Sommer geht nichts auf der im September 2015 erst eröffneten Strecke Korbach-Frankenberg sowie Frankenberg-Marburg mit der RB 42. Der Grund liegt hier an dem Umbau des Bahnhofs Korbach sowie den Anschluss der neuen Werkstatt der Kurhessenbahn in Korbach sowie diverser Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten zwischen Frankenberg und Marburg. Also schon nach einem Sommer des Normalbetriebs kann die Strecke im zweiten Sommer ihren touristischen Ambitionen nicht gerecht werden, die mit der Inbetriebnahme 2015 gesetzt wurden. Der Nationalpark Kellerwald und der Edersee sind somit vom Schienenverkehr abgekoppelt. Wie zu vernehmen war, funktioniert der Ersatzverkehr durch Busse mehr als mangelhaft, Anschlüsse werden nicht erreicht, vorgesehene Routen nicht eingehalten.

Nicht weit zu fahren braucht man, um die nächste Baustelle zu sehen. Die Obere Lahntalbahn mit der RB 94, betrieben von der Kurhessenbahn, ist zwischen Bad Laasphe und Erndtebrück unterbrochen und durch Busse ersetzt. Auch hier ist nur eine mangelhafte Bedienung gegeben.

Das „Großprojekt“ des Umbaus des Bahnhofs Siegen zum neuen Siegen Hbf. führt dazu, dass lediglich die Züge von Betzdorf kommend in den Bahnhof einfahren und eine Weiterfahrt in Richtung Hagen, ins Rothaargebirge und insbesondere in Richtung Mittelhessen nach Dillenburg und Gießen nicht möglich ist. Die Züge des Main-Lahn-Sieg-Express (RE 99) enden in Rudersdorf und die Reststrecke bis Siegen muss mit unzureichenden Bussen bewältigt werden. Es fallen die Regionalbahnen der RB 95 ganz aus, die RB 93 enden von Betzdorf kommend in Siegen und die Züge der RE 16 und RB 91 enden von Hagen kommend in Siegen-Weidenau. Lediglich die Züge der RE 9 (Aachen-Köln-Siegen) und RE 90 (Westerburg-Au-Siegen) fahren nach Normalfahrplan.

Alles in allem kommt es knüppelhart. Insbesondere in Fahrtrichtung Nordrhein-Westfalen ist die Fahrt mit dem Regionalzug nicht bzw. nur mit widrigsten Umständen des schlecht funktionierenden Schienen-Ersatzverkehrs möglich.

Der Fahrgastverband PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen sieht hier einen Zwiespalt, auf der einen Seite wünscht man sich Investitionen in die Schiene und in das vorhandenene Bestandsnetz. Nur so knüppelhart auf engem Raum hätte es nicht kommen brauchen.

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