PRO BAHN Starkenburg zeigt sich sehr zufrieden über die nahenden Verbesserungen durch die Umsetzung des neuen Buskonzeptes im Überwald.

Im Detail besteht allerdings noch Nachbesserungsbedarf. Insgesamt positive Bilanz der ÖPNV-Politik des Kreises Bergstraße.

Mit Fug und Recht kann der 15.12.2019 für den ÖPNV im Überwald als wahrlich historischer Tag bezeichnet werden. An diesem Tag geht im Überwald ein neues Buslinienkonzept mit diversen Innovationen an den Start [1].
„Wir sind sehr erfreut über die revolutionären Veränderungen, die die Fahrgäste im Überwald erwarten. Durch die Angebotsausweitungen wird der ÖPNV zunehmend zu einer attraktiven Alternative zum eigenen Pkw“, findet Peter Castellanos, Vorsitzender des PRO BAHN Regionalverbandes Starkenburg. Besonders glücklich ist der Fahrgastverband darüber, dass viele seiner Forderungen [2] endlich zur Umsetzung kommen. PRO BAHN blickt in den künftigen Fahrplan:

Unter der Woche tagesdurchgängiger 30-Minuten-Takt zwischen Wald-Michelbach, Siedelsbrunn, Ober-Absteinach und Weinheim (Linien 680/681) sowie auf dem Abschnitt Trösel – Weinheim (Linien 681/682). In Birkenau wird ein Anschluss zwischen der Linie 680 von und nach Weinheim zur umgestalteten Linie 688 nach Nieder-Liebersbach bestehen, die künftig zwischen 6 und 19 Uhr im 60-Minuten-Takt bedient wird. Dies entspricht fast einer Verdopplung des heutigen Angebots.

Neue tägliche Busverbindungen zwischen Mörlenbach und Heppenheim über die Juhöhe durch Verlängerung der heutigen Buslinie 683. Dadurch entsteht auch eine Direktverbindung von Wald-Michelbach über Kreidach und Weiher nach Heppenheim, die den Überwald im Taktverkehr innerhalb von 45 Minuten umsteigefrei mit der Kreisstadt verbindet. Etwas enttäuschend ist der fehlende Anschluss in Heppenheim zu den Zügen nach Darmstadt und Frankfurt – hier muss mehr als eine halbe Stunde gewartet werden. Mit Spannung wird auch zu beobachten sein, wie die knapp erscheinenden Anschlüsse zwischen der Weschnitztalbahn aus Weinheim und dem Bus nach Wald-Michelbach in Mörlenbach funktionieren werden.

Die Buslinie 685 Wald-Michelbach – Hirschhorn wird an allen Wochentagen erheblich erweitert. Es wird deutlich mehr durchgehende Fahrten zwischen Überwald und Neckartal geben. Bisher enden etliche Fahrten auf halber Strecke entweder in Heddesbach, Flockenbusch oder Schönmattenwag. Ein Wermutstropfen ist die wegfallende Durchbindung dieser Linie auf die Linie 683 in Wald-Michelbach am Wochenende. Hier hofft PRO BAHN auf den guten Willen der Verkehrsgesellschaft Gersprenztal, dies in Zusammenarbeit mit dem Kreis Bergstraße mittelfristig wiederherzustellen. Dadurch würde schließlich eine touristisch interessante umsteigefreie ÖPNV-Achse von der Bergstraße und dem Weschnitztal ins Neckartal entstehen. Der geplante – mit Null bis fünf Minuten etwas knapp kalkulierte – Anschluss zwischen 683 und 685 am Taktknoten Wald-Michelbach würde dadurch auch immer gewährleistet.

Eine neue Rufbuslinie wird Grasellenbach täglich mit Mossautal, Erbach und Michelstadt verbinden. Auf diese Lücke im Busnetz hat PRO BAHN schon 2013 hingewiesen [3]. An der Haltestelle „Grasellenbach, Im Erzfeld“ werden gute Anschlüsse zwischen dieser Linie und den ebenfalls täglich verkehrenden Buslinien 667 Richtung Fürth/Heppenheim und 681 Richtung Wald-Michelbach/Weinheim hergestellt.

„Die für Veränderungen im ÖPNV zuständigen Mühlen mahlen normalerweise sehr langsam. Umso beeindruckender ist daher das Rekordtempo von nur sechs Jahren zwischen Vorschlag und Umsetzung des Lückenschlusses zwischen Grasellenbach und Erbach“, findet Castellanos, erinnert aber gleichzeitig daran, dass das Ende der Fahnenstange für ein flächendeckend attraktives Mobilitätsangebot im gesamten Kreis noch nicht greifbar sei. Als Beispiel nennt er das nördliche Lautertal, wo weiterhin dringender Handlungsbedarf bestehe [4]. Dort müsse möglichst schnell die Lücke nach Darmstadt und in den Kreis Darmstadt-Dieburg geschlossen werden.
„Trotz Nachbesserungsbedarfs im Detail sind wir im Großen und Ganzen sehr zufrieden mit der Performance des Kreises der letzten dreieinhalb Jahre unter der Leitung des Verkehrsdezernenten Karsten Krug“, so Castellanos. „Offenbar werden unsere Anliegen endlich ernsthaft aufgenommen und angepackt. Wenn jetzt noch der bisher vielversprechende Nahverkehrsplan und die Finanzausstattung des ÖPNV für die nächsten Jahre passt, steht der Entwicklung eines attraktiven Nahverkehrs nichts mehr im Wege“.

[1] „Busangebot steigt um mehr als 50 Prozent“, Odenwälder Zeitung vom 29.11.2019 (https://www.wnoz.de/Busangebot-steigt-um-mehr-als-50-Prozent-2219038f-4484-4fe7-a556-d79a9f32e552-ds#)

[2] „Schließung von Angebotslücken im ÖPNV-Netz“, PRO BAHN-Antrag an den Fahrgastbeirat des Kreises Bergstraße vom 18.2.2019 (einstimmig beschlossen am 6.3.2019)
(https://www.pro-bahn.de/starkenburg/fach-Dateien/2019/2019_02_18_ANTRAG_Netzluecken.pdf)

[3] „Busverbindungen zwischen Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis – Unüberwindbare Grenzen?“, Pressemitteilung PRO BAHN Starkenburg vom 29.9.2013
(https://www.pro-bahn.de/starkenburg/busverbindungen-zwischen-kreis-bergstrasse-odenwaldkreis-unueberwindbare-grenzen/)

[4] „Ruftaxis können Lücken nicht schließen“, Bergsträßer Anzeiger vom 16.3.2019 (https://www.morgenweb.de/bergstraesser-anzeiger_artikel,-lautertal-ruftaxis-koennen-luecken-nicht-schliessen-_arid,1418160.html)

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