PRO BAHN Hessen sieht Veränderungen im Fahrplanwechsel von RMV und NVV als Schritte in die richtige Richtung, jedoch noch nicht als großen Wurf

Der Fahrplanwechsel Mitte Dezember steht wieder an, seit Ende der 1990er Jahre wird zu diesem Zeitpunkt der Fahrplan im Öffentlichen Personenverkehrs umgestellt. Es besteht immer Bedarf für Änderungen, auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.

Im Netz des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) fallen vier Faktoren auf. Die Verstärkungen auf der Odenwaldbahn, insbesondere in die Metropole Frankfurt, werden begrüßt, ebenso der Einsatz von neuen Nahverkehrstriebwagen zur Ergänzung des seitherigen Wagenparks. Die einzelnen Ergänzungen im Abendverkehr auf der Odenwaldbahn sind dringend geboten, ebenso der konstante Stundentakt an Sonn- und Feiertagen, der für die touristische Erschließung des Mittelgebirges einen enormen Schub bedeutet.

In Mittelhessen findet man einerseits einzelne Veränderungen auf der Vogelsbergbahn. Hier ist seit Jahren die Erschließung in den Abendstunden eine der deutlichen Forderungen der PRO BAHN Regionalverbände Mittelhessen und Osthessen. Die zusätzlichen durchgängigen Verbindungen zwischen Gießen und Fulda ermöglichen erstmalig überhaupt, dass man bei flexiblen Arbeitszeiten alle Bahnhöfe im Vogelsbergkreis erreicht. Letztlich der Abstellung zahlreicher Triebwagen in Alsfeld sind die dort endenden Züge in den Abendstunden geschuldet. Es stellt sich die Frage, ob nicht auch noch ein bis zwei Verbindungen mit Umstieg in Alsfeld möglich gewesen wären, um so von Fulda bis Gießen und umgekehrt zu kommen. Der Landrat des Vogelsbergkreises, Manfred Görig (SPD), stellte die aktuelle rudimentäre Veränderung in einem Pathos dar, als wenn damit die Verkehrswende bis zum Ende des Jahrhunderts eingeläutet wurde. Die Deutung ist natürlich fernab jedweder Realität.

Der durchgängige Halbstundentakt zwischen Gießen und Marburg auf dem Mittelhessen-Express (RB 41) mit den konstanten Verstärkerzügen zu den alle 60 Minuten von und nach Frankfurt Hbf. verkehrenden Nahverkehrstriebwagen, dies ist die logische Konsequenz als Korrektur eines kapitalen Fehlers aus dem Jahr 2014 und vorangegangener Entscheidungen. Die Stationen Gießen-Oswaldsgarten, Lollar, Niederwalgern und Marburg-Süd haben das nötige Fahrgastpotential. Beide Universitätsstädte mit den Hochschulen zusammengeschlossenen Unikliniken müssen einfach besser mit dem Zug verbunden sein.

Erfreulich zeigt man sich über die komplettierende Einführung des Schnellbusnetzes (X-Busse) im Lahn-Dill-Bergland, wodurch nun die Städte Gladenbach, Marburg, Biedenkopf, Dillenburg und Herborn miteinander verbunden sind. Sie sind endlich mal ein Schritt zu einem akzeptablen ÖPNV, wodurch größere Distanzen in einem im Vergleich zum Auto akzeptablen Zeitfaktor zurückgelegt werden müssen. Die Mittelgebirgslandschaft des Naturparks Lahn-Dill-Bergland braucht auch einen guten ÖPNV, um dort keine bedrohlichen Bevölkerungsrückgänge herbeizuführen. Jedoch darf der X-Bus nicht die politischen Bemühungen um die Reaktivierung mehrerer Bahnstrecken kannibalisieren.

Im Bereich des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) ist es sehr zu begrüßen, dass im Busnetz der Stundentakt weiter deutlich ausgebaut wird, wo seither nur ein Zwei-Stunden-Takt gegeben ist. Der PRO BAHN Regionalverband Nordhessen stellt hier deutlich bessere Vernetzungsfunktionen fest.

Der andere große Änderungsfaktor im NVV ist die zusätzliche Einführung von Zugverbindungen von Kassel über Bebra nach Bad Hersfeld. Wenn auch die neue Leistung durchaus als Fahrgast begrüßt werden kann, fällt bei einzelnen Fahrten der Halt Guxhagen auf der bestehenden Linie RB 5 weg. Zudem ist die Relation Eisenach-Kassel in Form eines Nordhessen-Thüringen-Express immer noch nicht gegeben. Wer aus Herleshausen oder Wildeck nach Kassel möchte, muss weiterhin in Bebra umständlich umsteigen.

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