PRO BAHN widerspricht dem ADFC – Zug von Homberg nach Treysa kann sehr wohl deutlichen Vorteil zur besseren ÖPNV-Erschließung erreichen

Die Kanonenbahn bei Frielendorf im Schwalm-Eder-Kreis.

Die Kanonenbahn bei Frielendorf im Schwalm-Eder-Kreis.

Auf sehr viel Unverständnis stoßen die Aussagen des ADFC-Kreisverbandes Schwalm-Eder, der den Abbau der Gleisanlagen auf der Kanonenbahn zwischen Treysa und Homberg fordert und einen Radweg darauf errichtet haben möchte.

Der Zorn ist beim PRO BAHN Regionalverband Nordhessen umso größer, als dass der ADFC auf Landesebene einer der Beteiligten ist, um ein Gesamtkonzept zur Verkehrswende für Hessen zu erstellen. Genau die Reaktivierung der Kanonenbahn Treysa-Homberg ist dabei Teil einer alternativen Verkehrsplanung. Man bezieht sich dabei auf zwei Studien, die des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen und die von Hessen Mobil „Bestandsaufnahme stillgelegter Bahnstrecken“. Wenn sogar von der Verkehrswirtschaft die Botschaft kommt, dass man die nordhessische Kanonenbahn für sinnvoll reaktivierbar hält, ist es umso unverständlicher, wie einseitig und undifferenziert seitens des ADFC-Kreisverbandes argumentiert wird.

PRO BAHN Nordhessen motiviert die Bürgerinitiative „Rettet die nordhessische Kanonenbahn“, weiterhin an ihren Zielen festzuhalten und sagt hierfür jedwede inhaltlich-politische Unterstützung zu. Die Erschließung durch die Buslinien 490 und 493 ist kein Vergleich zu einem Triebwagenzug auf der Schiene. Der Zug ist viel schneller unterwegs, hat viel mehr Sitzplätze. Auf der Distanz zwischen Treysa und Homberg bietet der Zug, im Gegensatz zum Bus eine wirkliche zeitliche Alternative zum Auto. Die Sitzplätze sind im Zug auch großzügiger geschnitten, es gibt mehr Aufenthaltsbereiche als im engeren Bus, was gerade zu Pandemiezeiten ein wichtiger Hinweis sein sollte.

Im Bereich zwischen Treysa und Homberg sind bereits Radwege, wie der Radweg R14 und dafür nutzbare landwirtschaftliche Wege vorhanden, welche mit verhältnismäßig wenig Aufwand so optimieren lassen, dass sie eine lokale Erschließungsfunktion für Alltag, Freizeit und auch Tourismus gewährleisten. Deswegen muss man zu dieser Infrastruktur nicht parallel eine Bahnstrecke opfern. Der Bedarf für einen Schnellradweg ist nicht gegeben, weil dafür viel zu wenige potentielle Fahrradnutzer vorhanden sind und die gegebenen topografischen Umstände nicht für den Zweck eines Radweges sprechen. Viele Berufstätige müssen über Treysa hinaus bis nach Mittelhessen oder Frankfurt. Da ist es völlig illusorisch, dass dann noch in der Region größere Distanzen mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Da es inzwischen in Hessen bereits einige Bahnradwege gibt, stellt sich die Frage, ob überhaupt noch touristisches Potential abgefangen werden kann, zumal die vorhandenen Velostrecken wie der Kegelspielradweg in der Rhön oder vom Edersee nach Korbach viel attraktiver sind als die Region zwischen Treysa und Homberg.

Gegenüber dem ADFC Schwalm-Eder sei eindeutig gesagt, dass er sich damit wohl verbandsschädigend verhält, weil sich die übergeordneten Gremien des ADFC für die Reaktivierung von Bahnstrecken aussprechen, mit anderen Verbänden ein detailliertes Leitbild für Hessen erarbeiten, bei welchem es sich um einen Verkehrsmix handelt, bei dem man eindeutig alle noch vorhandenen stillgelegten Bahnstrecken in Hessen erhalten möchte. Widersinniges lokales Sprengen guter Ideen könne in der Familie der bürgerschaftlichen Umwelt-, Verkehrs- und Verbraucherverbände nicht hingenommen werden.

Die Bahnstrecke würde mit neuen modernen Triebwagen fahren, bietet durchaus auch an neuen Stellen die Möglichkeit, Bahnstationen zu errichten und damit die Region als Wohnsitz deutlich attraktiver machen. Zudem muss man heute und künftig die verschiedenen Verkehrsmittel intermodal denken. Das Rad kann von der Wohnung zum Bahnhof und vom Bahnhof zum Arbeitsplatz durchaus zum Einsatz kommen und im Zug mitgenommen werden. Im Bus gestaltet sich dies aufgrund des reduzierten Platzes schon als kaum umsetzbar. Auch Lösungen wie On-Demand-Verkehre und Kleinbusse als Anschlussverbindungen sind durchaus eine Möglichkeit, die reaktivierte Bahnstrecke attraktiv zu machen.

Bislang sind alle Reaktivierungen in Deutschland ein Erfolgsmodell, die vorher erwarteten Zahlen sind deutlich, oft mehrfach übertroffen. Beispiele gibt es auch aus dem ländlichen Raum. Vorherige Buslinien hätten noch nicht mal ansatzweise diese Beförderungszahlen aufzuweisen. Homberg (Efze) ist eine von sehr wenigen Kreisstädten in Deutschland ohne Schienenanschluss. Dies muss sich ändern. Für Homberg lassen sich Lösungen finden, die Schiene näher an die Stadt zu bringen, als das bis 1980 der Fall gewesen ist.

Der PRO BAHN Regionalverband Nordhessen möchte das Gespräch mit der Kommunalpolitik, welche sich bislang in Teilen für die Radwegelösung ausspricht. Die Politiker sollen motiviert werden, mal nach den inzwischen zahlreichen Erfolgsmodellen für die Schiene in anderen Regionen Deutschlands umzuschauen. Die Kanonenbahn ist zwar betrieblich eingestellt aber noch eine dem Bahnverkehr gewidmete Eisenbahnstrecke, dadurch mit verhältnismäßig wenig Aufwand wieder in Betrieb zu nehmen. PRO BAHN möchte eine konstruktive Diskussion um das Juwel, welches man im Schwalm-Eder-Kreis hat.

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