Für die hessischen Zentren Friedberg, Gießen, Marburg und Wetzlar kommt es im Sommer 2024 ganz ganz dicke. Viele dachten, dass auf der Main-Weser-Bahn mit der Eröffnung des viergleisigen Ausbaus im 1. Abschnitt zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel nun erstmal Ruhe mit Einschränkungen und Vollsperrungen auf der Bahnstrecke zwischen Mittelhessen und dem Rhein-Main-Gebiet ist. Schließlich kommt es in den Wochen rund um die Sommerferien zu Vollsperrungen auf der Vogelsbergbahn (Gießen-Buseck), der Lahn-Kinzig-Bahn Gießen-Gelnhausen (abschnittsweise) und der Lahntalbahn zwischen Wetzlar und Limburg.
Nun trifft es dann doch die Main-Weser-Bahn. Sie soll laut der kurzfristigen Veröffentlichung in bauinfos.deutschebahn.com vom 05.07.2024 schon zeitnah zwischen dem 12.07. und dem 21.07. zwischen Frankfurt und Friedberg voll gesperrt werden. Inzwischen stellte sich durch veränderte DB-Verlautbarungen heraus, dass es sich um tageszeitweise Einschränkungen zwischen Frankfurt und Friedberg handelt. Zudem gibt es massive Einschränkungen zwischen Gießen und Marburg sowie zwischen Schwalmstadt und Kassel sowie rund um den Kasseler Hauptbahnhof. Somit ist es von Gießen aus gesehen in keine Himmelrichtung mehr ohne Einschränkungen möglich, als Fahrgast eine Zugfahrt zu starten. Abstimmung zwischen Konzernteilen geht anders als dies aktuell zwischen den verschiedenen Ebenen der Deutschen Bahn praktiziert wird.
Der PRO BAHN Landesverband Hessen spricht sich durchaus dafür aus, dass nun massiv in die Instandhaltung und die Digitalisierung des Streckennetzes der Deutschen Bahn investiert wird. Die deutliche Kritik richtet sich gegen die miserable Informationspolitik in Bezug auf das Baustellen- und Instandhaltungsmanagement. Die aktuell anstehende Baumaßnahme auf der Main-Weser-Bahn (12.-21.07.) war vor dem 05.07.2024 so nicht angekündigt und es ist bis dato noch nicht mal ein alle Maßnahmen umfassender Baustellenfahrplan hinterlegt. Wenige Tage vor diesen erneuten massiven Veränderungen im Betriebsablauf, bei denen der allergrößte Teil des Normalfahrplans außer Kraft gesetzt werden dürfte, können unbedarfte Fahrgäste auf den Internetplattformen wie bahn.de noch Fahrkarten für Routen im Normalbetrieb kaufen. Insbesondere Gelegenheitsfahrgäste, welche eine Fernreise gebucht haben gehen davon aus, dass die auf dem Ticket stehenden Angaben für das betreffende Datum auch gelten.
Noch in Veröffentlichungen über die Baustellen im DB Netz, welche vom 14.05.2024 datiert sind, ist mit keiner Silbe von der Sperrung der Main-Weser-Bahn die Rede. Angesichts der Kette der einzelnen Maßnahmen handelt es sich keinesfalls um eine Maßnahme auf der Basis, dass aufgrund von Mängeln Gefahr im Verzug wäre. Eine frühzeitige Ankündigung wäre also möglich gewesen.
Nun die Fahrgäste dazu zu verdammen, in der Kurzfristigkeit ihre Tickets, ihre Fahrtrouten noch zu ändern, umbuchen zu lassen, ist unwürdig, verantwortungs- und respektlos. Härter kommt noch hinzu, dass in der Fahrplandatenbank für die seit eineinhalb Jahren angekündigte und fest terminierte Sperrung der Riedbahn Frankfurt-Mannheim immer noch ICE angezeigt werden, welche nach dem 15.07. über die dann komplett gesperrte Fernverkehrstrasse fahren.
Aus Sicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN zeigt sich, dass die elektronische Fahrplandatenbank, in welche die leistungserbringenden Bahnverkehrsunternehmen, ob für Regional-, Fern- oder Güterverkehr ihre Fahrten anmelden müssen, so antiquiert ist, wie eine Computerkonsole aus den 1980er Jahren. Nur zweimal wöchentlich werden Daten aktualisiert und alles muss per Hand eingegeben werden.
Der PRO BAHN Landesverband Hessen sieht den Zeitpunkt gekommen, bei welchem Schluss sein muss mit der verantwortungslosen Grundhaltung seitens der Verantwortlichen der Deutschen Bahn, welche 90% der Schieneninfrastruktur in Deutschland betreibt. PRO BAHN Hessen fordert die politischen Aufsichtsgremien auf, diejenigen welche das seit Jahrzehnten in Teilen absehbare aber auch durch Fehlentscheidungen herbeigeführte Gesamtchaos zu verantworten haben, von ihren Aufgaben unbefristet freigestellt werden. Der Konzern Deutsche Bahn müsse komplett neu aufgebaut und mit Kräften besetzt werden, welche von ihrer Persönlichkeitsstruktur auch wirklich das Gemeinwohl lebten. Nur die gleichen Teilorganisationen des DB-Konzerns mit ihrer fehlerbehafteten Arbeitsweise in DB Infra(NO)GO umzubenennen, reicht da bei weitem nicht aus.
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Werner Filzinger – Landesvorstandsmitglied
Thomas Kraft – Landesvorsitzender
Philipp Loth – Stellv. Landesvorsitzender