Nach Schienengipfel beim Bundesministerium für Verkehr am 17.05.2021 – Europatakt und europäisches Jahr der Schiene und wohl bleibt die landesweite Leistungserbringung in Hessen?

So wie hier im Norden von Frankfurt am Main müsste auch landesweit investiert werden.

So wie hier im Norden von Frankfurt am Main müsste auch landesweit investiert werden.

Am 17.05.2021 fand unter Federführung des Bundesministeriums für Verkehr der Schienengipfel statt. Viel lobende Worte und Absichten, wie man das Verkehrsmittel Bahn europäisch vernetzt stärken will, wurden gesprochen.

Der PRO BAHN Landesverband Hessen stellt jedoch die berechtigte Frage: „Wo bleibt die Leistungserbringung des Bundeslandes Hessen und der zugehörigen Verkehrsverbünde RMV und NVV? Aus Sicht der Fahrgastvertreter wird in Hessen nicht für ernst genommen, was seit mehreren Jahren europaweit eingefordert wird. Man hinkt in Hessen Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte hinterher.

Als Rednerin sprach in der digitalen Veranstaltung am Montagvormittag die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie sprach von einer Verdreifachung der Fahrgastzahlen bis im nächsten Jahrzehnt. Des Weiteren wurde von seitens des Bundesverkehrsministeriums und anderer politischer Vertreter davon gesprochen, dass 75% des Schienennetzes elektrifiziert werden sollen. Auf all diesen Sektoren fehlt in Hessen jedwede durchgreifende Innovationskraft.

Hessen ist bei dem Anteil elektrifizierter Strecken im Ranking der Bundesländer im hinteren Bereich. Zieht man die S-Bahn Rhein/Main ab, sieht das Bild noch viel düsterer aus. Ebenden ist auch das Problem benannt. Lediglich von Friedrichsdorf nach Usingen (Taunusbahn) und von Bad Vilbel nach Glauburg-Stockheim (Niddertalbahn) soll in absehbarer Zeit die Elektrifizierung vorangetrieben werden. Alles andere macht man von umfangreicheren Ausbauten abhängig oder hat es auf den St.-Nimmerleinstag vertagt bzw. redet jedweden Bestrebungen für Fahrdraht einen verbal-rhetorischen Vernichtungsfeldzug. Sowohl die Niddertalbahn als auch die Taunusbahn werden nach dem Ausbau in das S-Bahn-Netz eingebunden. Hier ist wieder offenkundig, dass die schwarz-grüne Landesregierung eine verkehrspolitische Grenzmauer mit dem sog. „Frankfurter Bogen“ zieht und das übrige Bundesland, welches etwas mehr als 21.000 Quadratkilometer umfasst, deutlich vernachlässigt. Außerhalb der politischen Grenzmauer Frankfurter Bogens werden rudimentärste Einzelschritte gemacht, welche das „kaiserzeitliche Image aus der Zeit um 1900“ nicht verschwinden lassen werden.

Aus Sicht des PRO BAHN Landesverbandes Hessen müssen Bahnstationen entlang von Bahnstrecken in Gänze miteinander geplant und deren grundhafte Sanierungen umgesetzt werden. Das gilt auch für kleine Stationen mit aktuell unter 1.000 Einstiegen pro Tag. Ebenso müssen auch außerhalb des S-Bahn-Netzes bzw. Frankfurter Bogens mehrere hundert Kilometer Bahnstrecke elektrifiziert werden, hier sind die Lahntalbahn und die Odenwaldbahn zu nennen. Zumindest muss eine abschnittsweise Mehrgleisigkeit hergestellt bzw. müssen Kreuzungsbahnhöfe wieder aufgebaut bzw. errichtet werden.

Die beiden großen hessischen Verkehrsverbünde RMV und NVV bestärken das Betonieren des Ist-Zustandes umso mehr, in dem jüngste Ausschreibungen nur auf Basis des Ist-Zustandes erfolgt sind. Darin enthalten sind Festschreibungen bis Ende der 2030er Jahre, was den Fahrzeugbestand betrifft, sogar noch darüber hinaus. Die leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verkehrswesen agieren aus rein marktidiologischen Motiven und nicht nach dem Zielsetzungen des Pariser Klimaabkommens und nach den Vorgaben politischer Gipfel und Konferenzen wie dem Schienengipfel von Berlin am 17.05.2021.

Der PRO BAHN Landesverband Hessen fordert die schwarz-grüne Landesregierung und die Leitungen des öffentlichen Verkehrswesens endlich dazu auf, ihre Status-Quo-Gedanken aus dem 20. Jahrhundert aufzugeben und im Sinne künftiger Generationen auch für Hessen neu und attraktiv zu denken, so dass man im Sinne der Europäischen Kommissionspräsidentin von der Leyern auch wirklich eine Verdreifachung der Fahrgastzahlen erreichen.

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