Fahrgastverband entgegnet Minister: Investitionen in die Schiene sind Ladenhüter. Wir müssten in Hessen schon viel viel weiter sein, Hessen eher Investitionsstauland in Sachen Schiene

So wie hier im Norden von Frankfurt am Main müsste auch landesweit investiert werden.

So wie hier im Norden von Frankfurt am Main müsste auch landesweit investiert werden.

Von 810 Millionen Euro spricht der Hessische Verkehrsminister Al-Wazir und stellt dies als Sensation heraus, ein Vergleich mit dem Jahr 2014 gezogen, als es 680 Millionen Euro. Als Pilotprojekt wird der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel genannt.

Der PRO BAHN Landesverband Hessen relativiert dies nun deutlich. Gerade der Ausbau der Main-Weser-Bahn mit getrennten Gleisen für die S6 sowie für den Nah- und Verkehr ist seit 40 Jahren vorgesehen, hat eine Verzögerung von rund 25 Jahren erfahren. Es ist also kein Projekt der Verkehrswende, wie dies Minister Al-Wazir irreführend glaubhaft machen mag.

PRO BAHN geht noch weiter und spricht von einem deutlichen Investitionsstau und von Intransparenz. Entgegen ursprünglich gemachter Aussagen wird die Fortsetzung der Viergleisigkeit im Abschnitt Bad Vilbel-Friedberg sich nicht nahtlos in der Bautätigkeit anschließen, weil man in der Planfeststellung erneut Jahre hinterherhinkt. Bei der nordmainischen S-Bahn Frankfurt-Maintal-Hanau und der Regionaltangente West, welche Frankfurt umfahren soll, beide Projekte verzögern sich um Jahre, so dass frühestens Ende des Jahrzehnts mit einer Umsetzung zu rechnen ist.

Der Landesteil außerhalb des Rhein-Main-Gebiets, von Al-Wazir „Frankfurter Bogen“ genannt, wird völlig vernachlässigt. Kein einziges Reaktivierungsprojekt hat in der Amtszeit des aktuellen Verkehrsministers, d.h. seit 2014, die Baureife erreicht. Die Strecke Korbach-Frankenberg war noch eine Maßnahme der Vorgängerregierung, wann die Reaktivierungen der Lumdatalbahn, der Horlofftalbahn, der Herkulesbahn, der Aartalbahn wirklich kommen, ist nicht absehbar. Auch dies sind Ladenhüter, denn für diese Bahnstrecken setzen sich Bürgerinitiativen und Lokalpolitik ebenfalls seit den 1980er Jahren ein. Der barrierefreie Ausbau der Bahnstationen hinkt ebenfalls hinterher, noch nicht mal die Hälfte der 2011-2019 geplanten Maßnahmen wurde umgesetzt, Hessen belegt bei der Barrierefreiheit im ÖPNV, Platz 14 unter den Bundesländern.

Daher müssen die Darstellungen von Landesverkehrsminister Al-Wazir deutlich relativiert werden. Sie sind quasi die logische Folge weit zurückliegender Entscheidungen. Um die Verkehrswende durchzusetzen, müssen die Investitionsmittel in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch deutlich aufgestockt werden, mindestens eine Verdoppelung ist erforderlich, um ein Mindestmaß an Schienenausbau umzusetzen.

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