Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 sollte Betriebsstart der „Größten Wasserstoff-Flotte der Welt“ auf der Taunusbahn erfolgen. Tatsächlich wurde anfangs auch vereinzelt einer der sechs ausgelieferten H2-Züge im Usinger Land gesichtet. Der Ersatzverkehr mit Dieseltriebwagen und SEV mit ungeeigneten Bussen führten auf der Taunusbahn zu einem Fiasko ersten Grades. PRO BAHN berichtete mehrmals. Jetzt zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 waren endlich alle bestellten iLint54-Triebwagen durch Alstom ausgeliefert. Der RMV war zuversichtlich, einen recht stabilen Fahrplan auf den Bahnlinien RB11, RB12 und RB13 garantieren zu können. Die ausgeliehenen gelben Triebwagen der HLB konnten somit auf Dauer abgezogen werden. Die regionale Presse berichtete darüber.
Ein Zu der Wasserstoffflotte auf der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn (RB12), ohne dass er fährt. Leider wegen des Stillstands schon mit Graffiti besprüht.
Was sich allerdings auf den RMV-Linien 11 und 12 am 18. Dezember 2023 abspielte, sucht Seinesgleichen in der Geschichte der Sodener Bahn (1847) und der Königsteiner Bahn (1902): eine totale Einstellung des Zugverkehrs über mehrere Stunden ohne jede äußere Einwirkung. Und die Geschichte setzt sich weit über den 19. Dezember hinaus fort, wie man auf der RMV-App „go“ (zu Fuß) nachlesen kann.
Wilfried Staub, Pressereferent der Region Rhein-Main von PRO BAHN Hessen hat sich am gestrigen „Schwarzen Montag“ zwischen 16 und 19 Uhr ein Bild von der Situation an der Strecke zwischen Liederbach Süd und Hornau gemacht. Die Signale der taghell beleuchteten Bahnhöfe standen in dieser Zeit, bis auf eine Ausnahme auf Rot. Seit mindestens 16 Uhr sollen vier „dampfende“ Wasserstoffzüge mit der Aufschrift „Nicht Einsteigen“ leise vor sich hin säuselnd an den Bahnsteigen 5 und 6 in Höchst herum gestanden haben. Eine weitere Doppeltraktion wurde von Infraserv kommend weiter Richtung Griesheim fahrend gesichtet.
Um 17:30 Uhr hat sich dann tatsächlich von Höchst aus eine Doppeltraktion mit in Liederbach noch 20 Fahrgästen (offensichtlich so schwach besetzt, weil offiziell als Fahrt gestrichen) auf den Weg nach Königstein gemacht. Auch der SEV-Bus wurde mehrmals mit oft nur einem Dutzend meist junger Smartphone versierter Jugendlicher gesichtet. Ein verzweifelter älterer Herr auf dem Bahnsteig in Kelkheim mit Tränen in den Augen: „Was haben die nur in ein paar Wochen aus meiner geliebten Kleinbahn (gemeint ist die ehemalige FKE) gemacht? Die übrigens einmal unter Volker Sparmann als mehrmals ausgezeichnete Vorzeigeeisenbahn des RMV galt.
PRO BAHN fordert den RMV, als den Besteller der Verkehre auf der Schiene auf, unverzüglich zu handeln. Da mutmaßlich derzeit 20 Lokführer bei der Bahntochter „start Taunus“ fehlen, sollten die durchgehenden Züge zum Hauptbahnhof in Höchst vorübergehend gekappt und die Züge von Königstein über Höchst durchgängig nach Bad Soden und zurück eingesetzt werden. Und das so lange, bis „start“ garantieren kann, dass der veröffentlichte Fahrplan ohne jede Abstriche auch eingehalten werden kann. Dieses Konzept bietet nämlich den Vorteil, dass man nicht nur Zeit- sondern auch kostensparend einen Zug in Höchst zum Tanken aus dem Umlauf herausnehmen und einen zweiten vollbetanken zum gleichen Zeitpunkt wieder eingliedern kann. Diese Konzept erspart bis zu zwei Fahrzeuge und geschätzt fünf Lokführer. Auch sollten die Triebfahrzeugführer in der derzeitigen Corona-Lage generell verpflichtet werden, beim Verlassen des Führerstandes eine FFP2-Maske zu tragen.
Jetzt, wo die neu ausgelieferten Fahrzeuge ihrer Kindekrankheiten beraubt, relativ stabil laufen, erweist es sich, dass „start“ den Personalbedarf viel zu knapp kalkuliert hat. Nicht auszudenken, wenn jetzt noch über die Feiertage der Wasserstoff knapp werden sollte.
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Wilfried Staub, PRO BAHN Pressereferent für die Region Rhein/Main
Barbara Grassel, Regionalvorsitzende, PRO BAHN RV Großraum Frankfurt
