9-Euro-Ticket ist der Weg in die richtige Richtung, die Rahmenbedingungen für eine dauerhafte Nachfolgeregelung müssen schnellstens geschaffen werden.

PRO BAHN Hessen widerspricht der Reduzierung auf den Bedarf allein zu touristischen Zwecken und zu geselligen Anlässen

Die Erfahrungen aus dem 9-Euro-Ticket sind sehr nützlich für die künftige Aufstellung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Deutschland. Es habe sich deutlich herausgestellt, dass der Wunsch, mit Bussen und Bahnen zu fahren, weitaus größer in der Bevölkerung verankert ist, als dies in Politik und Verkehrswesen auch noch in den letzten Jahren und Monaten vertreten wurde.

Der PRO BAHN Landesverband Hessen e.V. widerspricht der These deutlich, dass dieses einfache Ticket nur zu Geselligkeits- und Urlaubsfahrten genutzt wurde. Die „Berlin/Ostsee-These“, wie sie auch von anderen Fahrgastvertretungen in den Vordergrund gestellt wird, diese ist deutlich widerlegt. So sind es vielmehr die langstreckigen Regional-Express-Verbindungen, mit welchen man 200 km und mehr umsteigefrei reisen kann, in Anspruch genommen worden und nicht zum großen Teil Verbindungen in Tourismusorte.

Die Dramatik des Reisens in Deutschland ist vielmehr, dass diverse Einkommensschichten sich kurzfristig das Bahnreisen mit dem Fernverkehr über größere Distanzen nicht mehr leisten können. Viele können aus beruflichen, privaten oder bildungsbezogenen Gründen nicht viele Wochen im Voraus eine Reise planen. Das günstige 9-Euro-Ticket hat genau diesen Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit eröffnet, mehrere Fahrten zusätzlich zu unternehmen, um z.B. am Wochenende zu pendeln.

Eine weitere Gruppe ist unter denjenigen zu finden, welche die Möglichkeit haben, zwischen Auto und ÖPNV auszuwählen. Bei diesen Gelegenheitsfahrenden ist ein einfacher, verständlicher, nicht an Grenzen von Städten, Landkreisen und Bundesländern festzumachender Fahrschein die Eingangstür, dass man auch diese Fahrgäste gewinnen kann.

Nachteil zum 9-Euro-Ticket war die gleichzeitige Senkung der Mineralölsteuer. Wäre der Benzinpreis 30 Cent teurer, hätte dies noch mehr Menschen dazu bewogen, das Auto stehenzulassen und mit dem ÖPNV zu fahren.

Der PRO BAHN Landesverband Hessen fordert Bund und Länder sowie das Verkehrswesen dazu auf, schnellstens eine Nachfolgeregelung zu erarbeiten und an den Start zu bringen. Dabei muss auch endlich die Selektierung fallen, dass solche Tickets nicht von Pendlerinnen und Pendlern genutzt werden dürfen und wochentags erst ab 9:00 Uhr nutzbar sind. Die Fahrgastvertreter aus Hessen schlagen weiterhin ein dreistufiges Modell in Form eines Regionaltickets, Bundesland-Plus-Tickets (bis zu 3 Bundesländer) und Deutschlandtickets vor. Dem Betrag von 69 Euro für das deutschlandweite Ticket, wie es der Hess. Verkehrsminister Al-Wazir und der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vorschlagen, wird eindeutig widersprochen. Solch ein Preis wäre weder zeitgemäß, noch sozial und werden auch mittelfristig nicht zu höheren Fahrgastzahlen führen. Nun drohe zwangsläufig eine Übergangsphase zum klassischen kleingliedrigen und teuren Tarifsystem. Diese Phase dürfe jedoch nicht länger als ein paar Monate dauern. Es wird vorgeschlagen, spätestens entweder zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember oder zum Jahreswechsel 2022/2023 solch ein einheitliches Ticket anzubieten.

Einhergehen muss dies mit einem neuen Beschleunigungsgesetz für den Eisenbahnbau, um die Projekte schneller zur Ausführungsreife zu bringen sowie eine gesetzliche Vorrangstellung der Schiene gegenüber anderen Faktenlagen und Interessen, um jahrelange Gerichtsverfahren von vorn herein zu vermeiden. Lediglich eine Vermehrfachung des heutigen Angebots von Bussen und Bahnen, auch in den ländlichen Räumen, in kleinen Orten unter 700 Einwohnern, wird selbst bei entsprechenden Flatratetickets, nur auf die Art zu einer gesamtgesellschaftlichen Verkehrswende führen.

Alles in allem müssen die Mittel für den Betrieb seitens Bund und Länder vom heutigen Stand ausgehend in den nächsten Jahren mindestens verdoppelt werden und die Investitionssummen mit der Zahl baureifer Projekte in den nächsten Jahren deutlich im entsprechendem Maß steigen.

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