
Ein Wasserstoffzug des Bahnunternehmens START auf der Linie RB15 (Taunusbahn) an der Bahnstation Brandoberndorf.
Der Einsatz der 16 Dieselzüge auf der RMV-Linie 15 zwischen Bad Homburg und Brandoberndorf ist bis Ende des Jahres geplant, wie es vom RMV Ende Januar 2025 hieß. Damit könnten alle Züge fahren, die im veröffentlichten Jahresfahrplan 2025 aufgeführt sind. Könnten – tun sie aber nicht!
Nach Berichten betroffener Fahrgäste kommt es aber nach wie vor zu erheblichen Totalausfällen und deutlichen Verspätungen sowie fehlenden Informationen durch den RMV. Insbesondere fahren keine Züge zwischen Brandoberndorf und Grävenwiesbach. Dort gab es diese Woche nur Bus-Ersatzverkehr, laut RMV-App wegen eines Fahrzeugschadens.
Im September äußerte sich PRO BAHN zu den angekündigten Lösungsvorschlägen für einen zuverlässigen Zugbetrieb auf den Taunus-Strecken wie folgt: Unabhängig davon, wer für die Stellung von Ersatzfahrzeugen zu sorgen hat – in erster Linie wohl die RMV-Tochter fahma -, dürften solche kurzfristig nicht verfügbar sein. Ob es überhaupt genügend abgestellte Dieselzüge gäbe, die einsatzbereit (mit Hauptuntersuchung) wären, ist fraglich.
Und genauso kam es jetzt offenbar: Die einzigen Dieselzüge, die die fahma über die DB auftreiben konnte, waren die im letzten Jahr in Schleswig-Holstein ausgemusterten Lint 2, die dort seither durch Akku-Flirts abgelöst wurden. Und diese verfügen offenbar genau wie die zu Beginn der „Wasserstoff-Ära“ eingesetzten Diesel-Züge aus NRW nicht über die Ausstattung, um Tunnel durchfahren zu können. Das wäre auch nicht verwunderlich, weil es zwischen Elbe und Ostsee auch keine Eisenbahn-Tunnel gibt.
Statt nun das „Schwarzer-Peter-Spiel“ fortzusetzen und auf die DB zu schimpfen, weil die keine tauglichen Ersatzfahrzeuge beschafft hat, sollte der RMV und insbesondere dessen Geschäftsführer Ringat endlich eingestehen und die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Wasserstoff-Strategie ohne Netz und doppelten Boden gründlich gescheitert ist, weil man die neuen Fahrzeuge nicht vor dem Einsatz in der Praxis getestet hatte und weil man die bewährten Dieseltriebwagen VT2E rigoros abgestellt und dem Verkauf durch den Besitzer nach Rumänien voreilig zugestimmt hat. Schon kurz nach Betriebsaufnahme 2022/23 gab es ja schon einmal Probleme mit den Ersatzfahrzeugen.
Damit hat der RMV nun den größtmöglichen Schaden für den ÖPNV im Rhein-Main-Gebiet verursacht, der auf absehbare Zeit nicht mehr zu reparieren ist.
Wenn man nun liest, dass Alstom im Werk Salzgitter die Produktionsstraße für die iLint-Züge abgebaut hat, weil nach dem RMV-Auftrag – entgegen aller Hoffnungen – keine weiteren Aufträge mehr eingegangen waren, verstärkt das nicht gerade das Vertrauen darauf, dass die Wasserstoff-Züge dauerhaft über die vorgesehenen 20 Jahre Einsatz im Taunus gewartet werden können. – Vielleicht verabschiedet sich Alstom ja ganz vom Schienenfahrzeugbau und widmet sich künftig auch der Herstellung von Rüstungsgütern.
Höchste Zeit also, sich endlich nach alternativen Lösungen umzusehen!
Die heutige Entwicklung der Batterietechnik sei noch nicht absehbar gewesen, als man sich vor mehr als zehn Jahren für die Wasserstofftechnik im Taunus entschieden habe, wird der RMV-Qualitätschef Kai Daubertshäuser zitiert. „Bei der Ausschreibung 2016 war noch gar kein Angebot für Batteriezüge verfügbar.“ Ein solches Angebot existiert heute aber, so dass man sich beim RMV umgehend damit beschäftigen sollte.
PRO BAHN bleibt dabei: Die mittel- bis langfristige Lösung besteht in der bereits vor der Entscheidung für die Wasserstoff-Züge von PRO BAHN geforderten Elektrifizierung des Taunusnetzes, die ja voranschreitet. Für den letzten Abschnitt nach Brandoberndorf durch den Hasselborner Tunnel kämen Batterie-/Akku-Züge in Betracht. Wasserstoff-Züge auf der RB 15 großenteils unter Fahrdraht fahren zu lassen, hielt PRO BAHN schon immer für völlig praxisfremd.
Bei der Elektrifizierung handelt es sich um eine bewährte und bekannte Technik. Und beim Elektro-Antrieb um einen mit wesentlich höherem Wirkungsgrad als bei Wasserstoff-Antrieb. Warum den Strom erst in Wasserstoff umwandeln und nicht direkt zum Antrieb der Fahrzeuge einsetzen? Auch deshalb ist ein Ausstieg aus der Wasserstoff-Technik bei der Bahn sinnvoll. Je eher, desto besser.
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Barbara Grassel, Regionalvorsitzende Großraum Frankfurt
Philipp Loth, Stellv. Landesvorsitzender