Erneut macht eine Initiative mit ihren Partikularinteressen auf sich aufmerksam, um den viergleisigen Ausbau zwischen Frankfurt-West und Friedberg zu verhindern, der seit Ende 2016 im 1. Abschnitt zwischen Frankfurt und Bad Vilbel im Bau ist.

Der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn hat begonnen. Im Bild links ist das Baufeld, wo nun zwei weitere Gleise für den Durchgangsverkehr angebaut werden. Ein Doppelstock-Zug der Linie RE 30 (Frankfurt-Gießen-Marburg-Kassel) ist gerade auf dem Weg Richtung Norden.

Der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn hat begonnen. Im Bild links ist das Baufeld, wo nun zwei weitere Gleise für den Durchgangsverkehr angebaut werden. Ein Doppelstock-Zug der Linie RE 30 (Frankfurt-Gießen-Marburg-Kassel) ist gerade auf dem Weg Richtung Norden.

Der Fahrgastverband PRO BAHN begrüßt ausdrücklich das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Kassel von vor wenigen Wochen, das klarstellte, dass die für den Bahnausbau vorgesehenen Flächen allesamt von ihrer früheren Nutzung freizuräumen und in die Baumaßnahme zu überführen sind.

Bewusst einseitige Information werfen die Fahrgastvertreter den selbsternannten Anwohnervertretern vor.

Ein Beispiel ist der Fahrplan der S 6. So wurde zum Fahrplanwechsel durch das Weglassen von Uhrzeiten suggeriert, dass nun ganztägig eine Taktausdehnung erfolgt ist (und damit der Ausbau nicht mehr notwendig sei). Dabei wurde der seit 20 Jahren in der Hauptverkehrszeit bestehende 15-Minuten-Takt nur um eine weitere Stunde – montags bis freitags zwischen 19 und 20 Uhr – ausgedehnt. In der Zeit nach 19 Uhr sind die Verstärkerzüge im Regionalverkehr zwischen Frankfurt und Mittelhessen nicht mehr im Einsatz, nur so waren zwei Fahrtenpaare der S 6 unterzubringen.

Unsachlich wird mit Fahrgast- und Pendlerzahlen argumentiert. Man bezog sich nur auf die „Verlängerung der S 6“, eine Bezeichnung, welche fatalerweise auch die Deutsche Bahn verwendet. Dabei beziehen sich die Ausbaugegner in ihren Verlautbarungen nur auf die Einwohner- und Einpendlerzahl des Wetteraukreises, insbesondere des südlichen und westlichen Wetteraukreises. Dass aber der Ausbau auch notwendig ist, um mehr Regionalzüge in die Region Mittelhessen einsetzen zu können, wird verschwiegen. Mittelhessen mit Gießen, Marburg und Wetzlar (rund 1 Mio. Einwohner) wird überwiegend über diese Strecke mit dem Regionalzug- und Fernzugverkehr an das übrige deutsche Schienennetz angebunden. Dass viele Menschen von dort nach Frankfurt zur Arbeit pendeln, wird ebenfalls ignoriert.

Nun mussten zuletzt die Nachbarschaftsflächen zur bestehenden Main-Weser-Bahntrasse herhalten. In mehreren umfassenden und mehrjährigen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass die „Trasse neben der Trasse“ problemlos realisierbar ist. Für die gesamten Flächen, die unmittelbar an den bestehenden Bahndamm anschließen, hat es Baugrunduntersuchungen gegeben. Sie alle weisen nach, dass die Flächen nutzbar bzw. tragfähig sind.

Außerdem wird behauptet, dass Teilgenehmigungen ausstünden. Konkrete Beweise sind hierzu nicht vorgelegt, sondern mit solchen Aussagen wird nur Verunsicherung geschürt. Wenn das Gesamtprojekt nicht genehmigt wäre, dann hätten nicht in dem Umfang die Bagger anrollen können, dazu gehören auch Teilgenehmigungen. In Bezug auf Lärm und Erschütterungen sind im Rahmen der Verfahren mehrere Zusatzmaßnahmen festgelegt worden, z.B. höhere Lärmschutzwände, Art des Gleisausbaus. Sie sind so umfassend wie kaum bei einem anderen größeren Projekt in Deutschland.

Unsachlich argumentiert wird auch mit den Kosten. 1998 waren 250 Mio DM für das Gesamtprojekt veranschlagt worden, mittlerweile liege man allein für den ersten Bauabschnitt bei mehr als dem Doppelten. Das ist nicht verwunderlich, denn allein die Inflation und die Verteuerung im Baugewerbe haben schon einen großen Anteil daran. Dazu kommen die im Rahmen des Verfahrens festgelegten Zusatzmaßnahmen.

Initiative entlarvt sich als Verfechter der Automobilindustrie und einseitigem Denken der nicht leistbaren unerschöpflichen individuellen Mobilität.

Diese Aktionen sind ein trauriges Beispiel, wie die an sich gute und wichtige Bürgerbeteiligung zum Schaden der Allgemeinheit zur Verhinderung wichtiger Projekte missbraucht wird. Entlarvend ist die Aussage der Initiative: „Es wird ein Milliardengrab, denn in 20 Jahren ist SPNV durch autonome PKW / Busse ersetzt“.

Der Gesetzgeber ist gefordert, endlich die Rechtsgrundlagen so auszugestalten, dass Individualblockaden zu Lasten der Gesamtgesellschaft eingedämmt werden. Wir brauchen massive Investitionen in unsere Schieneninfrastruktur, um eine Verkehrswende zu schaffen.

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