PRO BAHN Hessen kam am 15.06. in Hanau zusammen, Bahnstreckenausbau, Anschlussgarantie, Fahrkartenautomaten, Seilbahnen, Elektro-Tretroller, Delegiertenwahlen, Besichtigung – ein ambitioniertes Programm haben die Mitglieder absolviert

Der neugestaltete Freiheitsplatz, der zentrale ÖPNV-Umsteigepunkt in der Innenstadt von Hanau

Der neugestaltete Freiheitsplatz, der zentrale ÖPNV-Umsteigepunkt in der Innenstadt von Hanau

Zur Landesmitgliederversammlung kamen am Samstag die Mitglieder des PRO BAHN Landesverbandes Hessen e.V. im Landgasthof Anker im Hanauer Stadtteil Kesselstadt zusammen. Zu insgesamt 9 inhaltlichen Gesamtaussagen wurden Positionierungen beschlossen, welche ein breites Spektrum abdecken.

Als sehr bedeutend sieht man die Anschlussgarantie im Spätabend- und Nachtverkehr im Anschluss von S-Bahnen und Nahverkehrszügen an. Dank etwas höherer Regionalisie-rungsmittel sei der Randzeitenverkehr wieder ausgedehnt worden. Nun müsse auch eine Anschlussgarantie im lokalen Bereich, z.B. Stadtbus- und Lokalbusverkehr bestehen, was heute in Hessen fast nirgends gegeben ist.

Der Landgasthof Anker im Hanauer Stadtteil Kesselstadt.

Der Landgasthof Anker im Hanauer Stadtteil Kesselstadt.

So wird ein Gesamtkonzept zum Ausbau der Main-Weser-Bahn für den kompletten Verlauf zwischen Frankfurt und Kassel gefordert. Die Umsetzung zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel hat begonnen und der Abschnitt Bad Vilbel-Friedberg befindet sich in der Vorbereitungsphase, um auf rund 35 km eine Viergleisigkeit zu erreichen. Jedoch müssen für weitere 35 km zwischen Friedberg und Gießen Gleiserweiterungen erfolgen. Völlig außerhalb der öffentlichen Debatte ist jedoch der Abschnitt zwischen Marburg und Kassel. Dort befinden sich noch schienengleiche Bahnübergänge und engere Kurvenradien, die eine höhere Geschwindigkeit nicht zulassen, um eine Reisezeit von rund 1 Std. zwischen Gießen und Kassel zu ermöglichen. Viele Bahnübergänge sind noch im maroden Zustand ohne Barrierefreiheit, so der Landesvorsitzende Thomas Kraft.

In die Substanz des Schienennetzes sieht man einen erweiterten Bedarf auch in Fulda. So wird zur Erfüllung des Deutschlandtaktes die Mehrgleisigkeit je Fahrtrichtung gefordert, um in der Osthessen-Metropole parallel ein- und ausfahren zu können, so wie das aktuell der Fall ist. Hier würden künftig noch stärker frequentierte Schienenachsen aufeinander treffen, Frankfurt-Erfurt einerseits, Würzburg-Hannover andererseits.

Zentrale/Betriebshof der Hanauer Straßenbahn (HSB) AG in Nachbarschaft zum Hbf.

Zentrale/Betriebshof der Hanauer Straßenbahn (HSB) AG in Nachbarschaft zum Hbf.

Nicht ohne Sorge sehen die Fahrgastvertretrinnen und –vertreter das Thema RMV-Fahrkartenautomaten. Zwar sind die Probleme im Gegensatz zum ersten Halbjahr 2018 deutlich zurückgegangen, jedoch sind bis heute konkrete Funktionsstörungen und herbeigeführte Situationen zu beobachten, um deren Problembeseitigung man sich auch bis jetzt nicht gekümmert hat. Hier muss im Sinne des Fahrgastes noch mehr passieren, so der PRO BAHN Landesverband Hessen, der sich der Antragstellung aus dem Frankfurter Raum angeschlossen hat.

Mit den neu in die Diskussion gekommenen Mobilitätsformen setzt sich PRO BAHN Hessen intensiv auseinander. Genau am Tag der Erstzulassung von Elektro-Tretrollern wird die Vereinbarkeit mit dem Öffentlichen Nahverkehr gefordert. Man dürfe die verschiedenen Mobilitätsformen einschließlich der Hilfsmittel bei Mobilitätseinschränkung nicht gegeneinander ausspielen. Daher wird als Ziel gefordert, dass die Karosserien von Zügen und Bussen so weiterentwickelt werden, dass sie insgesamt mehr Kapazität bieten. Für das Thema „urbane Seilbahn“ bedarf es konkreter Bedingungen. Nur dort, wo sie keinerlei Konkurrenz zum sonstigen Öffentlichen Personennahverkehr darstellen, sollte in sie investiert werden. Der Besitz sollte grundsätzlich bei der öffentlichen Hand bleiben und die Vergabe des Betriebs durch diese gesteuert werden müssen, so der Stellv. Landesvorsitzende Werner Filzinger.

Auch der frühere Landesvorsitzende Hermann Hoffmann ist mit seinen inzwischen 88 Jahren extra von Kassel nach Hanau gekommen. Hier beim Pausenspaziergang am Main in Nähe des Versammlungslokals.

Auch der frühere Landesvorsitzende Hermann Hoffmann ist mit seinen inzwischen 88 Jahren extra von Kassel nach Hanau gekommen. Hier beim Pausenspaziergang am Main in Nähe des Versammlungslokals.

Gestärkt wurden der Landesausschuss, der Landesvorstand und PRO BAHN Frankfurt in ihrer Gesamtausrichtung zur Projektidee Fernbahntunnel. Des Weiteren wurden die Delegierten für den Bundesverbandstag 2020 in Karlsruhe gewählt.

Der Versammlung vorangegangen war eine Besichtigung bei der Hanauer Straßenbahn (HSB) GmbH. Geschäftsführer Thomas Schulte persönlich führte die PRO BAHN-Delegation durch das Betriebsgelände und legte mittels eines Fachvortrags die zukünftige Ausrichtung des öffentlichen Nahverkehrs in der rund 100.000 Einwohner großen Stadt dar, woran sich eine interessante Diskussion anschloss.

Fazit: Der PRO BAHN Landesverband Hessen hat sehr gerne in der Gebrüder-Grimm-Stadt im Rhein-Main-Gebiet getagt, die auf dem Weg von der „großen Kleinstadt zur kleinen Großstadt“ ist, so Filzinger und Kraft abschließend.

Der Freiheitsplatz in Hanau aus anderem Blickwinkel.

Der Freiheitsplatz in Hanau aus anderem Blickwinkel.

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