Wirklichen Schutz gibt es im Verkehrsraum nirgends. Bahnsteige müssen von Verkaufsständen und Werbemobiliar freigeräumt werden. Mehr Polizei im Hauptbahnhof, ja okay aber was passiert in der Fläche? Mehr Achtsamkeit aufeinander anstatt nicht umsetzbarer Gigantismusinvestitionen

Rund sieben Wochen nach der schrecklichen Tat, als ein achtjähriger Junge im Frankfurter Hauptbahnhof vor einen einfahrenden ICE-Zug geschubst wurde, hat Bundesinnenminister Seehofer zum Krisengespräch geladen. Mehr Sicherheitspersonal und Videoüberwachung soll die Sicherheit der Fahrgäste an Bahnsteigen verbessern.

Thomas Kraft, Landesvorsitzender des PRO BAHN Landesverbandes Hessen, hat damals unmittelbar den Medien gegenüber gesagt, dass ein kompletter Schutz für Fahrgäste nicht möglich ist.

Die von vielen geforderten Schutzgitter oder mobilen Wände an Bahnsteigkanten sind aus mehreren Gründen unter einem vorstellbaren Finanzrahmen in den klassischen Bahnhöfen und Bahnhaltepunkten nicht umsetzbar. Lediglich in einem geschlossenen Liniennetz überschaubarer Größe, z.B. innerhalb einer Großstadt, wo ein und derselbe Zug fährt, könnte überhaupt solch ein Bahnsteigschutz realisiert werden. Sowohl in den großen Hauptbahnhöfen als auch bei den Unterwegsstationen ist es aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Züge und der unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten an Bahnsteigen nicht möglich, so etwas zu realisieren. Umso mehr ist es sehr bedauerlich, dass in den Internetforen ein anderer Eindruck massenhaft suggeriert wurde.

Nun ist es aktuell zu neuen Interviewanfragen gekommen. Die Interviews haben der Landesvorsitzende Thomas Kraft und andere, gerne am 12.09. und 13.09. den Medien in Hessen, dem Hessischen Rundfunk und diversen anderen Medien/Zeitungen gerne gegeben. Die Aspekte, welche dabei geäußert wurden, sind hier in einem Aufsatz zusammengefasst.

Es bedarf vielmehr bei der Umgestaltung der Bahnhöfe einiger Aspekte, welche bislang keine Berücksichtigung fanden. Die Frage der Vermarktung der Flächen bis hin zum Bahnsteig müsse ernsthaft hinterfragt werden. Ob man auf dem Mittelbahnsteig unbedingt noch einen Backshop braucht oder einen Getränkeverkauf, dies darf bezweifelt werden. In all diesen Stationen, in denen in den letzten 25 Jahren die Bahnsteige mit solch massiven Verkaufsständen die Bahnsteige zugestellt wurden, gibt es ausreichend Verkaufsmöglichkeiten des verschiedentlichen Bedarfs. Wenn diese unnötigen Bauten verschwinden, entstehen schon mehr Aufenthaltsbereiche für die Fahrgäste.

Auch an den gestalterischen Elementen lässt sich vieles verbessern. Durch viele Werbetafeln ist ein Überangebot an Informationen auf den Bahnsteigen vorhanden. Wenn auch die Werbung deutlich reduziert würde und stattdessen die Leitsysteme und nützliche Informationen deutlich verbessert werden, wären auch viele Unsicherheitsfaktoren ausgeschlossen.

Ja, der PRO BAHN Landesverband Hessen hat nichts dagegen, wenn nun auf den Bahnhöfen mehr Polizei und auch andere Sicherheitskräfte unterwegs sind. Was jedoch nicht aus den Verlautbarungen der Deutschen Bahn zu hören war, ob denn über die wenigen Bahnhöfe hinaus, bei denen es noch heute Posten der Bundespolizei (früher Bahnpolizei) gibt, nun in nennenswerter Größe wieder neue Bundespolizeiposten und -stationen geben wird, so wie das früher einmal war? Wahrscheinlich wird man bei dem Bahnhof der Kleinstadt ebenso darauf warten, wie bei der Unterwegsstation mit dem Mittelbahnsteig, ein oder zwei Seitenbahnsteigen. Selbst wenn man dort Videokameras installiert, bedarf es auch Personal, welches dieses während der gesamten Betriebszeiten des Bahnverkehrs überwacht. Auch das heißt eine enorme personelle Kraftanstrengung.

All dies wird es jedoch nicht ganz verhindern lassen, dass Menschen im öffentlichen Raum umher laufen, ja umher irren, welche durchdrehen, anderen Menschen schaden, sie umbringen. Um das Risiko abzumildern, hilft nur mehr Prävention, mehr Sozialarbeit. Es braucht mehr Achtsamkeit im eigenen Umfeld, wenn vielleicht doch erkennbar ist, dass sich Menschen verändern. Aufeinander aufpassen, das ist das Stichwort, sowohl im heimischen Umfeld, als auch auf dem Bahnsteig, um so die Gefahr der Tat in vielen Fällen zu verhindern. Wer sagt, dass eine höhere Anfälligkeit von der ethnischen Herkunft abzuleiten ist, dann ist diese Aussage eine Schande, denn das Gegenteil ist in vielen wissenschaftlichen Studien erwiesen. Die Sprüche im Internet sind einfach nur abschreckend.

Es muss mehr in frühkindliche Bildung, in unsere Schulen, in unsere viele hauptamtliche und ehrenamtliche Jugendarbeit investiert werden, um eine tolerante Gesellschaft für die Zukunft, für alle Zeit sicherzustellen. Passen wir einander mehr auf, greifen wir ein, wenn wir etwas bemerken, helfen wir dem Nächsten, auch wenn es ein unbekannter Mensch ist, wenn er in eine Notlage gerät, dann ist viel geholfen und wir vergessen schnell mal andere spontane Äußerungen unmittelbar nach der Tat am 29.07.2019.

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