PRO BAHN kritisiert den Fahrdienstleitermangel sowie die Auswirkungen auf den Mainzer Hauptbahnhof und die gesamte Rhein-Main-Region

Gleise BebraWaren es die ganzen Jahre schon geschlossene Fahrkartenschalter sowie dauerhaft stillgelegte Stellwerke und die dazu gehörigen, außer Dienst gestellten bzw. abgebauten Gleisanlagen, woran der Fahrgast merkte, dass das Personal bei der Deutschen Bahn(DB) deutlich reduziert wurde, so bekommt er es mittlerweile vermehrt im Alltagsbetrieb zu spüren. Jüngstes Beispiel der Mainzer Hauptbahnhof, wo nach Information der DB durch Krankenstand Fahrdienstleiter fehlen, um die Züge durch Mainz zu steuern. In den Abendstunden geht im August 2013 im Stellwerk das Licht aus, Fernverkehrszüge werden umgeleitet oder fallen komplett aus, der Schienennahverkehr von und nach Mainz ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eingestellt.

Zugstreichungen und Streckensperrungen können aufgrund des Einflusses von höherer Gewalt wie Wetterextreme aber auch durch technische Defekte, letzteres aber bitte im vertretbaren Maße, schon einmal auftreten. Dass es aber Ausfälle und Stilllegungen wegen Personalmangels gibt, ist eine unhaltbare Situation, die aus Sicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN nicht mal im Ansatz akzeptiert werden kann, so die Sprecher Thomas Kraft und Wilfried Staub gegenüber dem Hessischen Rundfunk sowie den Südwestrundfunk (SWR) am 06.+07.08.2013. Die marktwirtschaftliche Ausrichtung des DB-Konzerns hat zu viele Opfer gefordert. In das Netz muss wieder mehr investiert werden und dazu gehören auch neue Planstellen für Fahrdienstleiter. PRO BAHN geht davon aus, dass aufgrund des öffentlichen Drucks alsbald die Personallücke in Mainz geschlossen sein wird. Schichtet man aber nur um, so steht zu befürchten, dass ein Abbau an anderer Stelle erfolgt. Dann kann es sein, dass Bahnstrecken in den Nachtstunden, erstmals oder in erweitertem Umfang, auf Dauer außer Betrieb genommen werden, was durchaus auch Hessen treffen könnte. Von Kürzungen im Personennahverkehrsangebot ist unter diesen Umständen auszugehen.

Der Job des Fahrdienstleiters ist eine anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe, die spezielle Anforderungen an Bewerberinnen und Bewerber stellen, wie erfüllen muss. Ständige Konzentration und damit eine sehr gute körperliche Fitness sind nötig, ähnlich anspruchsvoll wie bei der Flugsicherung. So ist es nicht möglich, kurzfristig brachenfremde Arbeitslose mit dieser Aufgabe zu betrauen.

Daher wird sich binnen weniger Tage das Problem in Mainz nicht beheben lassen, zumal neben der Ausbildung und Befähigung spezielle Ortskenntnisse notwendig sind und zeitnahe Versetzungen aus anderen Städten Deutschlands nach Mainz unmöglich machen.

Auch in den Frankfurter Hauptbahnhof fahren abends und nachts die IC und ICE verspätet ein.

Auch in den Frankfurter Hauptbahnhof fahren abends und nachts die IC und ICE verspätet ein.

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert den DB-Konzern dazu auf, kurzfristig die infrastrukturellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, die Ausbildungs- und Lehrpersonalstellen für besonders qualifizierte Berufe wie Fahrdienstleiter deutlich zu erhöhen und bereits jetzt in die Anwerbung einzusteigen. Wie man der Bilanz von DB-Netz entnehmen kann, werden hier seit Jahren Gewinne verbucht. Es bestehen Einnahmen von Stationsgebühren und Streckenbenutzungsgebühren. Diese Gelder müssen zweckgebunden eingesetzt werden und dürfen nicht den wirtschaftsliberalen Expansionsgedanken der Deutschen Bahn außerhalb Deutschlands und Europas dienen.

Mainz hat aktuell nicht nur Auswirkungen auf den Betrieb in unserem Nachbarbundesland, sondern auch auf die gesamte Rhein-Main-Region und das komplette Fernzugnetz. Intercity und ICE müssen über die Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main und über die rechte Rheinstrecke Wiesbaden-Rüdesheim-Lahnstein umgeleitet werden. Dies führt dazu, dass Nahverkehrszüge warten müssen, um den Fernzug vorbeifahren zu lassen. An den Knotenpunkten wie Frankfurt verspäten sich Regionalzüge, da sie auf Anschlussreisende warten.

Der Fahrgastverband PRO BAHN ist erfreut, dass er mit seiner Kritik sich in Eintracht mit Landes- und Kommunalpolitikern aber auch regionalen Verkehrsgesellschaften und Verkehrsverbünden sieht. Der Druck auf die Deutsche Bahn muss so deutlich werden, dass sie zum nachhaltigen Handeln in schnellstmöglicher Zeit gezwungen ist.

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