PRO BAHN Hessen und PRO BAHN Großraum Frankfurt haben RMVsmart von Beginn an kritisch gesehen und fühlen sich bestätigt

Fahrgastverband PRO BAHN nimmt zum Ende von RMVsmart Stellung

Der Fahrgastverband PRO BAHN Landesverband Hessen wie auch dessen Regionalverband Großraum Frankfurt haben das Projekt RMVsmart von Beginn an kritisch gesehen und sie sehen sich durch die Pressemeldung des RMV vom 18. April 2023 sogar darin bestätigt. Worin der dort erwähnte „Erfolg“ besteht, erschließt sich uns nicht, meint Dr. Barbara Grassel vom Frankfurter Regionalverband.

In der Ausgabe 117 der Verbandszeitung „Der Umsteiger“ vom November 2017 (S. 15) hat Pressesprecher Wilfried Staub von PRO BAHN bereits in deutlicher Form einige der für den Fahrgast und die Zielsetzung des Vorhabens kontraproduktiven Aspekte des Projektes ausführlich aufgezeigt.

PRO BAHN fasste als Zwischenstand dieses Tests aus Fahrgastsicht zusammen:
• „RMVsmart ist unübersichtlich. Die verschiedenen Preise für die verschiedenen Fahrtmöglichkeiten mit gleichem Ziel sind nicht nachzuvollziehen.
• Über den Preis wird die umweltfreundlichere Bahn gegenüber Busverbindungen oftmals benachteiligt.
• Die Vorab-Festlegung beim Ticket-Kauf auf eine Strecke ist zu unflexibel, besonders in einem dichten Netz mit vielen Alternativen wie in Frankfurt. Was passiert, wenn man sich aufgrund von Verspätungen oder anderer Umstände für einen anderen Fahrweg entscheidet? Diese Frage wurde nie beantwortet.
• RMVsmart ist nicht übertragbar auf Gruppen- und Zeitkarten. Gerade hier schätzen Kunden den Komfort, frei in einer bestimmten Tarifzone fahren zu können und sich nicht ständig um Fahrkarten kümmern zu müssen.
• Der smart-Tarif ist nicht praktikabel beim Verkauf an Automaten und beim Busfahrer. Kommen Ortsfremde damit zurecht?“

Der Tarif-Dschungel beim RMV wurde durch die verschiedenen RMVsmart-Varianten keineswegs gelichtet, wie wir schon 2016 an diversen Beispielen erläutert haben; nachfolgend ein besonders anschauliches davon: „Spannend wird die Reise von Königstein Stadtmitte nach Frankfurt Taunusanlage. Je nachdem, welche der fünf möglichen Fahrtstrecken man wählt, fallen fünf unterschiedliche Fahrpreise an, die zwischen 5,34 € und 6,26 € liegen; bisher zahlt man, gleich welche Strecke man wählt, 4,65 €.“

Bereits im Jahr 2016 hatten wir auch festgestellt: Die Ergebnisse des Feldversuchs werden auf jeden Fall dadurch verfälscht (und machen diesen damit unbrauchbar), dass die Probanden nur dann eine Einzelfahrt über den Tarif RMVsmart buchen, wenn diese preiswerter ist als der ebenfalls über das Handy buchbare Normaltarif.

Genau deshalb beklagt der RMV ja auch jetzt Einnahmeausfälle. Es hätte sicherlich keines siebenjährigen Pilotversuches bedurft, um herauszufinden, dass Einnahmeverluste dadurch entstehen, dass der smart-Tarif nur in den Fällen gewählt wird, in denen er günstiger ist als der reguläre Tarif, aber nicht – es sei denn versehentlich – in den Fällen, in denen er teurer ist! – Die Höhe der Einnahmeausfälle und die Gesamtkosten des Versuches werden wir nach Abschluss des Pilotversuchs erfragen, führt Landesvorsitzender Thomas Kraft dazu aus.

PRO BAHN hatte sich stattdessen seit Jahren für eine Ausweitung der „Flatrate-Tarife“ ausgesprochen, die den Stamm-Fahrgästen zu Gute kommen. Mit dem Schüler-Ticket, Senioren-Ticket, Hessen-Ticket für den Öffentlichen Dienst, Job-Tickets und nun dem Deutschland-Ticket sowie den verschiedenen Sozial-Tickets sind wir diesem Ziel ja schon ein gutes Stück näher gekommen. – Und auch die Tarifgrenzen spielen dadurch eine immer geringere Rolle. Daher machen die ganzen Sondertarife des RMV für Gelegenheits-Fahrgäste immer weniger Sinn, was man beim RMV offenbar immer noch nicht zur Kenntnis nehmen will.

Lesen Sie hierzu einen ausführlichen Kommentar mit vielen Hintergrundinformationen und weiterführenden Links unseres Nahverkehrsexperten Wilfried Staub auf der Homepage des RV Frankfurt unter: pro-bahn-frankfurt.de

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