Fahrgastverband kritisiert Fahrgastinformation und Notfallverkehr nach Güterzugunfall von Butzbach

Der Bauzug zur Reparatur der Oberleitung in Butzbach am Tag nach dem Zugbrand. Die Instandhaltung und das Krisenmanagement vor Ort funktionierten auf jeden Fall. Dafür ist den Verantwortlichen zu danken.

Butzbach ist ein Vorfall, welcher in die Reihe aus vielen Jahren passt, in welchem die Deutsche Bahn die Fahrgäste quasi sich selbst überlässt

Als zum Schaden der Fahrgäste vollständig misslungen bezeichnet der PRO BAHN Landesverband Hessen das Notfallmanagement im Zusammenhang mit dem Brand des mit Hybridautos beladenen Güterzugs im Bahnhof Butzbach.

Die Fahrgäste strandeten erneut bei einer länger andauernden Streckensperrung, ohne dass ein Mindestmaß an Information den Menschen vermittelt wurde. Besonders zu kritisieren ist, dass selbst in einem solchen Notfall die Deutsche Bahn sich außer Stande sieht, in den digitalen Medien wie der App DB Navigator und der Internetseite bahn.de die Nahverkehrszüge, welche von anderen Verkehrsunternehmen ausgeführt werden, ebenfalls mit „Ausfall“ zu kennzeichnen. So mussten die unbedarften Fahrgäste annehmen, dass die Züge der Hessischen Landesbahn trotz des großen Brandes den Bahnhof Butzbach passieren konnten.

Festzustellen ist, dass man sich auch im konkreten Fall lediglich auf das Personal der DB-Information in Frankfurt und Gießen gestützt hatte. Auf allen anderen Unterwegsbahnhöfen musste man sich auf kryptische und unvollständige Einzelworte und Symbole in Displays verlassen.

Weiterhin hat die Deutsche Bahn als Infrastrukturbetreiber auch die sog. Notfallverkehre nicht im Griff. Eine rudimentäre bunte Zusammenstellung von Einzelbussen von Privatbusunternehmen soll in diesen Fällen die Züge ersetzen. So kamen auch dieses Mal wieder die großen Doppelstockzüge, welche 800 Personen Platz bieten, in Gießen und Friedberg standen dann nur zwei Busse bereit, um die Menschen weiterzubefördern. Somit reduziert man das Platzangebot von 400 Plätzen bis 800 Plätzen im Zug auf 90 Plätze im Bus. PRO BAHN Hessen sieht den Bedarf einer rechtlichen Prüfung.

Positiv zu werten ist die Arbeit der handelnden Personen vor Ort in Butzbach. Der Brand war schnell unter Kontrolle, das Notfallmanagement hat wohl schnell reagiert, so dass ein Ausbreiten des Brandes verhindert wurde. Sehr erfreut ist der Fahrgastverband PRO BAHN auch darüber, dass die Oberleitung schon einen Tag später durch einen Bauzug instandgesetzt wurde.

Die positiven Aspekte können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Management direkt gegenüber den Fahrgästen seit vielen Jahren bei der Deutschen Bahn als Infrastrukturbetreiber nicht mehr funktioniert. Daher fordert der PRO BAHN Landesverband Hessen im Rahmen der nun feststehenden neuen Bahn-Infrastrukturgesellschaft InfraGO von der Politik die unmissverständliche Vorgabe einer deutlichen Kapazitätsausweitung für Notfälle im deutschen Bahnnetz.

Dazu gehört die Bereitstellung einer Busflotte, in großen Teilen mit eigenen Fahrzeugen, so dass stets ausreichend Kapazitäten für Notfallverkehre und Schienen-Ersatz-Verkehre zur Verfügung stehen. Fahrgäste, welche an einem Bahnhof „stranden“, müssen auch alle mit Busse weitertransportiert werden können. Des Weiteren muss zumindest an allen Umsteigepunkten, insbesondere aber in Mittelstädten und in Großstädten innerhalb von max. 20 Minuten nach Eintritt des Ereignisses, Personal vor Ort sein, welches die Fahrgäste informieren kann. An kleineren Unterwegshalten muss die Fahrgastinformation z.B. durch Digitalanzeiger deutlich optimiert und transparenter gemacht werden.

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