70 Jahre Hessen – 1.598,9 km Bahnstrecke sind in der Zeit verschwunden, nur 44,6 km sind reaktiviert, zudem 28,9 km als städtische Bahn.

Von alten Bundesbahnstrecken waren es bis 2015 nur 13 km Reaktivierung
Heute sind es nur noch rund 1.387 km, das sind 46,5% der Größe des ehemaligen Netzes.

Am 01.12.2016 feiern wir 70 Jahre Hessische Verfassung. In einer Volksabstimmung stimmten die Hessen für die in der Amerikanischen Besatzungszone erarbeitete Verfassung, die erste ihrer Art in Deutschland. Dieses Datum gilt als die Geburtsstunde des heutigen Bundeslandes Hessen in den jetzigen Grenzen. Wer mehr erfahren möchte, schaue auf www.hessen.de. Wir gehen hier auf verschwundenes Hessen in der Verkehrsinfrastruktur ein.

Der Bahnhof Kinzenbach in Mittelhessen  an der 1980 für den Personenverkehr eingestellten  und 1995 abgebauten Strecke Wetzlar-Lollar, einem Teil der Kanonenbahn Berlin-Metz. Als Erinnerung steht hier noch auf wenigen Metern Gleis ein Schienenbus vor dem inzwischen als Heimatmuseum genutzten Bahnhofsgebäude.

Der Bahnhof Kinzenbach in Mittelhessen an der 1980 für den Personenverkehr eingestellten und 1995 abgebauten Strecke Wetzlar-Lollar, einem Teil der Kanonenbahn Berlin-Metz. Als Erinnerung steht hier noch auf wenigen Metern Gleis ein Schienenbus vor dem inzwischen als Heimatmuseum genutzten Bahnhofsgebäude.

Seit Ende 1946 sind in Hessen insgesamt 1598,9 km an Bahnstrecken stillgelegt worden. Das ist in etwa die Entfernung von Gießen bis nach Bari am südlichen Ende Italiens. Insgesamt 95 Bahnstrecken, dies beweist eine Bestandsaufnahme von Hessen Mobil, die im ministeriellen Auftrag kürzlich eine Ermittlung durchführten. In diese 1598,9 km sind nicht die 10 von Hessen nach Thüringen führenden Streckenabschnitte einbezogen, welche bis auf den Übergang Obersuhl-Gerstungen schon im Verlauf des Jahres 1945 zwischen der damaligen Amerikanischen und der Sowjetischen Besatzungszone alle unterbrochen wurden, sofern keine Kriegszerstörungen zu verzeichnen waren.

Was ist passiert? Im Verhältnis fast nichts. Bis Mitte 2015 waren es gerade mal 13,4 km, die wieder mit Nahverkehrstriebwagen befahren werden. 28,9 km sind in den Straßenbahn- bzw. S-Bahn-Verkehr der urbanen Netze von Frankfurt am Main bzw. Kassel überführt.

Als aus dem kompletten Dornröschenschlaf geholt galten bis Mitte 2015 lediglich der Abschnitt Grävenwiesbach-Brandoberndorf der Taunusbahn, der Stadtbahnhof Eschwege bis zum Knoten Eschwege-West sowie die kurze Strecke Eberstadt bis Pfungstadt.

Als erste wirkliche längere Strecke kam es dann mit der Reaktivierung von Frankenberg nach Korbach und der Unteren Edertalbahn, wo man 31 km als erstmalige Netzverknüpfung eine komplette Bahnstrecke in Hessen außerhalb der urbanen Räume reaktivierte.

70 Jahre Hessen, eine düstere Bilanz. 1598,9 km stillgelegt und nur 44,6 km reaktiviert. Das sind nur 2,8 % des ehemaligen Netzes, davon 95% komplett abgebaut, von Gleisen befreit. Nimmt man die 28,9 km urbanes Netz dazu, dann sind es auch nur 4,5%, was jedoch keine wirklich belastbare Größe ist, da es sich um völlig unterschiedliche Systeme und Voraussetzungen handelt. Rund 1387 km Bahnstrecke sind heute noch vorhanden, dazu kommen rund 20 km S-Bahn-Strecke. Damit hat das heutige Streckennetz nur noch die Größe von 46,5% des früheren Streckennetzes. 85% dieser 1387 km werden von Fernverkehrszügen sowie lang laufenden und oft mit wenigen Halten gegebenen Regional-Express-Zügen befahren. Das heißt, es handelt sich oftmals um keine flächenhafte Erschließung und nur diese Situation hat letztlich diese Bahnstrecken gerettet. Ansonsten wären weitere viele Kilometer Eisenbahntrasse dem Zeitgeist geopfert worden.

Der Fahrgastverband PRO BAHN stellt fest, 70 Jahre sind in Hessen vergangen. Vor 31 Jahren kam mit Joschka Fischer der erste grüne Umweltminister Deutschlands ins Amt, vor einem Jahr sind die Klimaschutzziele in Paris beschlossen worden. Eine wirkliche Umkehr zur Verkehrswende ist bis jetzt nicht vollzogen worden.

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