Mittelhessen: Fahrgastverband PRO BAHN zeigt sich überrascht über die Gedankengänge des Bürgermeisters von Staufenberg, Peter Gefeller zur Lumdatalbahntrasse

Ein VT 628 auf der Lumdatalbahn an einem Bahnübergang bei Mainzlar. (Bild: Lumdatalbahn e.V.)

Ein VT 628 auf der Lumdatalbahn an einem Bahnübergang bei Mainzlar. (Bild: Lumdatalbahn e.V.)

Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen ist verwundert über den Vorstoß des Staufenberger Bürgermeisters, Peter Gefeller (SPD) zur Lumdatalbahntrasse. Seine Vorstellung, auf einer seither schmalen einspurigen Gleistrasse eine Fahrbahn für Linienbusse zu bauen, hierfür gebe es keinerlei Fakten, welche eine Sinnhaftigkeit in der dargelegten Form rechtfertigen, so die Fahrgastvertreter.

PRO BAHN fordert Bürgermeister Gefeller auf, den Weg des Dialogs im Sinne einer gemeinsamen Entwicklung eines zukunftsweisenden, verkehrswissenschaftlich und volkswirtschaftlich durchdachten und klimaschützenden Gesamtkonzepts gemeinsam zu gehen, anstelle alleinige Vorstöße zu unternehmen. Trotzdem dass von ihm seither keinerlei Gesprächswunsch mit den Vereinigungen der Befürworter der Reaktivierung der Lumdatalbahn geäußert wurde, mache man an ihn bewusst ein Gesprächsangebot, so der Fahrgastverband.

Konkret stelle man fest, dass gerade auch bei Herrn Gefeller zu wenige Informationen über die Umsetzung von Bahnstreckenreaktivierungen bekannt sind. Niemand habe davon gesprochen, mit schweren Dieselloks den Personenverkehr auf der Lumdatalbahn zu betreiben. Die von ihm genannten Zahlen wie 160 t schwere Züge sind völlig aus der Luft gegriffen und wurden seitens des RMV und des Land Hessen als Aufgabenträger nie geäußert. Vielmehr werde heutzutage der Betrieb auf eingleisigen Nebenstrecken mit leichten Triebfahrzeugen wie dem Alstom LINT (=Leichter Innovativer Nahverkehrs Triebwagen) durchgeführt. Der Umlaufbetrieb mit anderen Bahnstrecken in Mittelhessen, so wie dies im vorgestellten Konzept für die Lumdatalbahn gedacht ist, weist eindeutig darauf hin. Es stehe in Aussicht, dass Antriebslösungen mit Wasserstoff aber auch kombinierte Lösungen schon in ein bis zwei Jahren im Schienennahverkehrsnetz in Hessen zum Einsatz kommen.

Fatal und unredlich sei, den für die Zukunft angestrebten Betriebszustand der stillgelegten Bahnstrecken auf den der Zeit vor der Stilllegung, d.h. der 1960er und 1970er Jahre zu fokussieren. Die Lumdatalbahn werde vielmehr mit einem zeitgemäßen Bahnverkehr des 21. Jahrhunderts ausgestattet sein. Das gelte auch für die Technik von Gleisanlagen und Bahnübergängen. Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen zweifelt zudem die 7 Mio. Euro Investitionskosten für eine Fahrbahn anstelle der 11 Mio. Euro für die Bahnreaktivierung an. Gerade bei dem Neubau einer Fahrbahn müssen ebenso Brücken und Durchlässe instand gesetzt und eine deutliche Verbreiterung der Verkehrsflächen erfolgen. Dass noch andere Verkehrsteilnehmer die Trasse nutzen könnten, wie z.B. Fahrradfahrer am Wochenende, dies lasse erkennen, dass Peter Gefeller nicht erkannt habe, welche Flexibilität heutzutage die Menschen in Bezug auf Beruf, Ausbildung und anderer persönlicher Verpflichtungen benötigen. Dementsprechend ist auch ein schneller vernetzter Öffentlicher Personennahverkehr an allen 7 Tagen, also auch samstags und sonntags erforderlich. Das am 14.09. im Verkehrsausschuss des Kreistags vorgestellte RMV-Konzept sieht auch vor, dass die leisen Nahverkehrszüge an allen Tagen fahren.

Der Fahrgastverband PRO BAHN verweist auf viele Beispiele in Deutschland aber auch im benachbarten Ausland, wo im stadtnahen sowie ländlichen Raum Bahnstrecken, vielfach Stichstrecken, reaktiviert wurden, welche durch und durch mit der Lumdatalbahn vergleichbar seien. Diese Strecken hätten doppelte und dreifache Fahrgastzahlen gegenüber in Planungen berechneten Werten erzielt. Andere Bundesländer seien gegenüber Hessen weit voraus. Es gelte nun, in der heimischen Region aufzuzeigen, dass das was andernorts bestens funktioniert, auch in Mittelhessen zum Erfolg gebracht werden kann. Dass das Land Hessen, der Rhein-Main-Verkehrsverbund und der Landkreis die Reaktivierung vor Augen haben, liege daran, dass man inzwischen durch andere, an die regionale Struktur angepasste Konzepte entwickle, welche im Kosten-Nutzen-Faktor stimmig sind, anstelle früher allgemein angewandten standardisierten Regeln.

Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen wird gemeinsam mit dem Verein Lumdatalbahn e.V. und anderen Interessenverbänden sich für eine umfassende Information der heimischen Bevölkerung einsetzen, um aufzuzeigen, welche Chancen hier gegeben sind. Wenn Bürgermeister Gefeller in diesen Dialog mit alternativen Gedanken einsteigen will, dann möge er bitte auf den konstruktiven Pfad eingehen und nicht solche Schnellschüsse mit wenig durchdachten Ideen und der Nennung von fehlerhaften Zahlen derart in die Öffentlichkeit tragen. Eine gut durchdachte multimodale Mobilität für die nächsten 50-100 Jahre unter Berücksichtigung der Schiene müsse nun für das Lumdatal gemeinsam entwickelt werden.

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