Kreis Bergstraße – Neues ÖPNV-Angebot zwischen Groß-Rohrheim und Darmstadt: Ein wichtiger Schritt für mehr kreisübergreifende Mobilität. Eine Angebotsoffensive für das übrige Kreisgebiet bleibt nötig!

„Wir begrüßen die alt-neue Verbindung ausdrücklich, hoffen aber, dass mittelfristig mehr Direktfahrten ohne Umstieg in Griesheim nach Darmstadt entstehen“, so Peter Castellanos, Vorsitzender des PRO BAHN Regionalverbands Starkenburg. „Eine attraktive Alternative zum Pkw über die verstopfte A67 und B26 bieten nur Direktverbindung nach Darmstadt per Schiene oder Bus mindestens im Stundentakt und ohne Umsteigezwang. Uns ist aber auch bewusst, dass es in diesem Fall nicht falsch ist, erstmal klein anzufangen.“

Wenn Fahrgäste eines hassen, dann sind es Umstiege, damit verbundene Reisezeitverluste und potenzielle Anschlusssorgen. „Die Angst einen Anschluss nicht zu erreichen, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft, sollte gerade mit Blick auf die kritische Gruppe der Gelegenheitsnutzer nicht unterschätzt werden – besonders bei Linien, wie der LNVG 44, die seltener als im Halbstundentakt bedient werden“, so Castellanos weiter.

PRO BAHN bezweifelt, dass das Konzept in der knappen Zeit von nur zwei Jahren die erwarteten Ergebnisse erzielt. Noch fehlen Anschlüsse zur S-Bahn in Groß-Rohrheim. Gleichwohl möchte der Verband Interessierte dazu ermuntern, sich das Angebot genau anzusehen. Immerhin werden 11 bis 14 getaktete Verbindungen nach Gernsheim, Biebesheim, Stockstadt, Goddelau, Griesheim und Darmstadt eingerichtet, davon drei umsteigefrei bis zum Darmstädter Hauptbahnhof – ein großer Fortschritt.

„Mit der neuen Verbindung ist eine lange Tradition aus Kooperationslosigkeit durchbrochen worden. Damit ist etwas gelungen, das wir kaum für möglich gehalten haben. Das gilt es jetzt auszubauen – auch in die übrigen Nachbarregionen hinein“, findet PRO BAHN mit Blick auf ÖPNV-Netzlücken zwischen dem Kreis Groß-Gerau und Rheinhessen.

Doch auch zwischen der Bergsträßer Gemeinde Lautertal und dem Kreis Darmstadt-Dieburg klaffen Netzlücken, die im kürzlich vorgestellten Entwurf des Nahverkehrsplans der DADINA nicht behandelt werden. „Die Kreisgrenze ist bei vielen ÖPNV-Akteuren eben leider immer noch eine magische Denkbarriere und bildet folglich vielerorts ein Loch im Angebot des ÖPNV“, so PRO BAHN. Anstatt gerade in solch kritischen Regionen in die Offensive zu gehen, ist das Angebot oft sehr verbesserungsfähig – entsprechend halbherzig ist die Nachfrage. Später wird dann argumentiert, die kundenunfreundlich gestaltete Verbindung würde mangels Nachfrage grundsätzlich keinen Sinn machen. Diese Erfahrungen haben wir im Kreis Bergstraße mehrfach beobachten können, zuletzt bei der ehemaligen Linie K57 zwischen Reinheim und Gadernheim, die mangels Vorgaben im Bergsträßer Nahverkehrsplan 2014-18 im Jahr 2017 vor der Kreisgrenze in Brandau gekappt wurde. „Nur wenn das Angebot stimmt, können mehr Menschen in den ÖPNV gelockt werden und einen Beitrag zur Verkehrswende leisten“, plädiert Castellanos für ein offensives ÖPNV-Konzept, das jede Gemeinde mit ihren Ortsteilen in den Fokus nimmt.

In diesem Sinne fordert PRO BAHN den Kreis Bergstraße dringend dazu auf, bei der 2019 anstehenden Fortschreibung des Nahverkehrsplans auf die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen im gesamten Kreisgebiet einzugehen. Es genügt nicht, sich allein auf wenige Hauptachsen im Bus- und Bahnverkehr zu konzentrieren! „Die Aktivitäten in Groß-Rohrheim weisen zweifelsohne in die richtige Richtung. Mit Blick auf die übrigen Handlungsfelder in den drei südhessischen eng verflochtenen Nachbarkreisen ist allerdings noch gewaltig Luft nach oben. Hier blicken wir gespannt in das Jahr 2019“, so Castellanos abschließend.

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