25 Jahre Verkehrsverbünde in Hessen – Zeit für eine Bilanz und für neue Ideen, gemeinsam vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), Fahrgastverband PRO BAHN und Pro Bahn&Bus/Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV)

Die drei hessischen Verkehrsinitiativen VCD (Verkehrsclub Deutschland), Fahrgastverband PRO BAHN und Pro Bahn & Bus im Deutschen Bahnkundenverband begleiten die drei in Hessen bestehenden Verkehrsverbünde RMV, NVV seit ihrer Gründung vor rund 25 Jahren sowie den VRN wohlwollend-kritisch. In diesen Tagen ziehen sie gemeinsam Bilanz. Dabei stehen die beiden Fragen im Mittelpunkt „was wurde für die Fahrgäste erreicht“ und „wo steht Hessen im Vergleich zu anderen Bundesländern ? „.

Vor 25 Jahren war es ein ganz großer Wunsch der Verkehrs- und Umweltverbände, dass für Bahnen und Busse ein gemeinsamer Tarif gelten und dass über die Angebote möglichst in den Regionen entschieden werden sollte. Dieser Wunsch ist für die Verbände zu großen Teilen in Erfüllung gegangen. Ganz zufrieden mit den Ergebnissen sind sie dennoch nicht. Wolfgang Klapdor, Vorsitzender von Pro Bahn & Bus im Deutschen Bahnkundenverband: „Früher hatten wir oft das Problem, dass die Verantwortlichen der Bahn in Frankfurt oder Berlin nicht genau wussten, welcher Regionalzug wo und wann gebraucht wird. Heute müssen sich die Verkehrsverbünde untereinander abstimmen, denn sie sind in Hessen für die Bestellung der Regionalzüge zuständig. Sie müssen sich mit den Organisationen der Nachbarländer ebenso einigen wie mit den lokalen Nahverkehrsorganisationen der Landkreise und kreisfreien Städte. Da hakt es nicht selten“.

VCD, PRO BAHN und Pro Bahn & Bus plädieren deshalb dafür, dem Land Hessen eine größere Rolle bei der Konzeption und vielleicht auch bei der Organisation des Regionalzug-Angebotes auf den hessischen Bahnstrecken zuzuweisen. Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Verkehrsräumen beim Bahn- und Busangebot können am ehesten ausgeglichen werden, wenn es sich das Land zur Aufgabe macht, für zumindest annähernd gleiche Lebensverhältnisse zu sorgen.

„Das Land Hessen muss sehr klare Ideen entwickeln, welche Bahnstrecken zur Reaktivierung anstehen, wo dichtere Fahrpläne benötigt werden und wo Strecken zu elektrifizieren sind. Das sind Dinge, die nicht jeder Landkreis für sich entscheiden kann, denn die Schiene funktioniert nur als Netz“ gibt Gerhard Born vom VCD Kreisverband Gießen zu bedenken – und erteilt damit eine Absage an zuviel lokale Verantwortung. Im gemeinsamen Projekt „Hessen-Express“ von RMV, NVV und VRN sehen die Verbände einen guten Anfang.

Auch ganz praktische Dinge wollen die Verkehrsinitiativen weiterentwickeln. So fehlt beispielsweise im RMV ein System für einheitliche Busliniennummern, und das selbst nach 25 Jahren Verbundarbeit. Und auch die Übergangstarife an den Verbundgrenzen bereiten immer wieder Probleme. Thomas Kraft, Vorsitzender von PRO BAHN in Hessen: „eigentlich müsste es heute möglich sein, am Kasseler Königsplatz ein Ticket zum Gießener Marktplatz zu kaufen. Das geht aber allenfalls auf Umwegen, entweder als Hessenticket für fünf Personen oder als Fernverkehrsticket der Bahn. Nach einem Vierteljahrhundert Verbundtarif in Hessen müssen sich solche Dinge zwingend weiterentwickeln“.

Mit den hessenweit gültigen Angeboten wie „Schülerticket“ und „Seniorenticket“ sehen die Verbände das Land auf einem guten Weg, sie wünschen sich aber die Übertragung auf weitere Nutzergruppen. Die schrittweise Umstellung auf elektronische Tickets bietet die Chance auf mehr landesweit gültige Angebote, bis hin zu einem einheitlichen Tarif. „Einsteigen und losfahren, ohne Tarifstudium, diese Vision muss im Rahmen der Verkehrswende Wirklichkeit werden“ sagt Wolfgang Klapdor von Pro Bahn & Bus.

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