PRO BAHN Mittelhessen schließt sich VCD-Kreisverband Gießen an: Entscheidungsträger werden aufgefordert, den Lokalen Nahverkehrsplan für den Landkreis Gießen, den Wetteraukreis und den Vogelsbergkreis abzulehnen

Die Zentrale von der Verkehrsgesellschaft Oberhessen und des Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe/Verkehr in Friedberg in der Hanauer Straße, in direkter Nachbarschaft zur Main-Weser-Bahn und gegenüber der OVAG.

Der VCD-Kreisverband Gießen hat in einer offensiven Stellungnahme dazu aufgefordert, dass die Entscheidungsträger die im finalen Stadium befindliche Lokale Nahverkehrsplanung für den Landkreis Gießen, den Vogelsbergkreis und den Wetteraukreis, welche von dem Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV-Verkehr) mit Sitz in Friedberg wahrgenommen wird, abzulehnen. Dieser Ablehnung schließt sich der Fahrgastverband PRO BAHN-Regionalverband Mittelhessen voll umfänglich an.

Zwei Jahre Diskussion, viele Stunden der internen Beratung der Verbände, Tagung der Gremien von Städten und Gemeinden, der öffentlichen Anhörungen, hätten überhaupt nichts gebracht, so der Regionalvorsitzende Thomas Kraft. Nicht nur die Fachverbände hätten umfangreichen Änderungsbedarf gesehen, auch die Kommunen und die Kreistagsfraktionen seien mit zahlreichen Anregungen gekommen, im Sinne der Verkehrswende an vielen Punkten an den Stellschrauben zu drehen. Das kostet Geld und das müsse endlich von der Politik auch im Landkreis Gießen in deutlich größerem Umfang bereitgestellt werden.

Man erkenne, so die Fahrgastvertreter, dass nicht mal im Ansatz von ZOV-Verkehr die Bereitschaft besteht, konstruktiv an eine Lokale Nahverkehrsplanung heranzutreten, welche wegweisend für 2030, 2050 und 2100 ist. Stattdessen werde Substanzverwaltung betrieben, um insbesondere im ländlichen Raum die Notstandsbewahrung auf Basis der Schülerbeförderung sicherzustellen. Das sei grundgesetzwidrig, da es gegen die Schaffung gleicher Lebensverhältnisse in allen Teilen der Bundesrepublik stehe.

Massiv kritisiert Kraft die fundamentale Weigerung, neue Buslinien in Landkreise anderer Aufgabenträger zu schaffen, was insbesondere durch die leitenden Mitarbeiter von ZOV-Verkehr in einer destruktiven Weise zum Ausdruck gebracht werde, obwohl hier nachweislich deutliche Pendlerströme vorhanden seien. Buslinien nur in die zugehörige Kreisstadt bzw. an die nächste Bahnhaltestelle anzubieten, dies sei Verkehrspolitik aus den 1950er Jahren. Heute stehen in fast allen Kommunen Gewerbeparks auf der grünen Wiese, zu welchen Menschen ohne Auto nicht gelangen können. Querachsen tangential zu den Städten müssen geschaffen werden, um auch Menschen zu ihren Arbeitsplätzen zu bringen.

PRO BAHN Mittelhessen stimmt der Kritik des VCD-Gießen ebenfalls zu, dass es eine der kapitalsten Fehlentscheidungen der Gießener Kreispolitik der letzten 7 Jahrzehnte war, die Aufgabenträgerschaft für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) an die ZOV mit Sitz in Friedberg abzutreten und nur 17% der Gesamtanteile an diesem Zweckverband zu halten. Dies stellt im Vergleich der Einwohnerzahlen und des Verkehrsaufkommens ein völliges Ungleichgewicht zu den beiden anderen Landkreisen dar.

Noch schwerwiegender sei, so die PRO BAHN-Vertreter, dass alleine die Zweckverbandsversammlung über den Lokalen Nahverkehrsplan entscheide, wohingegen in den Nachbarlandkreisen außerhalb des ZOV-Gebiets die Kreistage über die ÖPNV-Planung der nächsten Jahre das letzte Wort hätten.

Die Kreistagsmehrheit des Landkreises Gießen der Wahlperioden 2001-2011 hätte alle gestalterische Macht aus der Hand gegeben und nach Friedberg gereicht. Das müsse unbedingt korrigiert werden. So sollte über einen Ausstieg des Landkreises Gießen aus dem ZOV-Verkehr nachgedacht werden. Die Kompetenz gehört im Zentrum Mittelhessens in Gießen mit Stadt und Landkreis koordiniert sowie im Raum Gießen-Marburg-Wetzlar und nicht in der Wetterau oder dem Vogelsberg entschieden.

Die aktuellen Entscheidungsträger sind nun von mehreren Verbänden und im Sinne zahlreicher kommunaler Eingaben, ja im Sinne der Allgemeinheit gefordert, diesen Nahverkehrsplanentwurf komplett abzulehnen. Die öffentliche Debatte zur Zukunft von Bus und Bahn müsse weitergeführt werden und dürfe nicht in dem aktuell vorliegenden rückwärtsgewandten Lokalen Nahverkehrsplan auf viele Jahre zementiert werden, so der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen.

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