Als falsche Entscheidung bezeichnet der PRO BAHN Landesverband Hessen die Variantenentscheidung zur Neubaustrecke Rhein/Main-Rhein/Neckar. Die Vorzugstrasse begünstige den rein auf Wirtschaftsinteressen beruhenden Trend, nur die ganz großen Metropolen miteinander verbinden zu wollen, anstatt ein Verkehrsmittel für alle Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Für Darmstadt ist diese Entscheidung von sehr großem Nachteil und schließe den aufstrebenden Wissenschaftsstandort nur unzureichend an das Fernzugnetz an.
Verärgert zeigen sich die Fahrgastvertreter auch über den Verlauf des Beteiligungsforums. Vier Jahre und elf Sitzungen Beteiligungsforum seien vergangen und dann werde eine völlig andere Variante vier Wochen vor der Entscheidung einfach aus dem Hut gezaubert, so der PRO BAHN-Fachreferent Bernd Rohrmann.
Viele Verfahrensschritte, wie sie bei anderen Dialog- und Beteiligungsforen angewendet wurden, z.B. eine Raumwiderstandskartierung, Kostenvergleiche, all diese sind im Fall der Neubauplanung Rhein/Main-Rhein/Neckar nicht erfolgt. Das EU-Recht werde mit Füßen getreten, man vermisse bei der Variantenentscheidung eine Umweltverträglichkeitsprüfung, eine Verträglichkeit mit FFH-Gebieten und eine Vereinbarkeit mit dem Wasserrecht. Die sog . Variante II b hat nunmehr den Vorzug erhalten. Der Verlauf entlang der A 67 von südlich des Darmstädter Siedlungsraums bis nach Lorsch werden Naturschutz- und FFH-Gebiete zerschnitten.
Es ist im Grunde absehbar gewesen, dass engem Raster die Richtung vorgegeben hat, die Trasse entlang der Autobahn verlaufen zu lassen. Einer Variante unter voll umfänglicher Einbeziehung des Darmstädter Hauptbahnhofs wurde nie eine wirkliche Chance gegeben. Auch die nun erfolgende Bypasslösung bringt keinen Mehrwert für die südhessische Großstadt. Letztlich war und ist es das Ziel, dass die Menschen nur mittels Hessen-Express zum Flughafen-Fernbahnhof fahren sollen.
Mit der eingleisigen Strecke im Verlauf der Eschollbrücker Straße im Süden von Darmstadt und der niveaugleichen Einfädelung in die Neubaustrecke wird es keine weitreichenden Kapazitätserweiterungen für die südhesssische Großstadt gegenüber dem heutigen Zugangebot geben. Zudem müssen die Züge, insbesondere wenn sie als Ostumfahrung von Frankfurt über Babenhausen fahren, nach Süden weiter Tag und Nacht über die Main-Neckar-Bahn fahren. Auch aus diesen Gründen ist die Vorzugsvariante eine der schlechtesten Lösungen.
Viele der Akteurinnen und Akteure des Beteiligungsforums werden bitter enttäuscht sein, dass der Prozess so katastrophal endet, so Rohrmann. Der PRO BAHN Landesverband Hessen wird das Projekt nun in dem beginnenden Rechtsverfahren (Regionalplanänderung, Linienbestimmung und Planfeststellung) weiter sehr kritisch begleiten. Man wird sich mit anderen Verbänden zusammentun, um einen möglichen Rechtsrahmen auszuloten.