PRO BAHN Hessen: 40% Fernverkehr der Deutschen Bahn vier Wochen stilllegen, 60% reichen bei der Auslastung mit Abstandsregeln aus / Regional-Express, Regionalbahn, S-Bahn und städtische Netze müssen laufen, teilweise verstärkt werden

Die DB-Zentrale in Berlin am Potsdamer Platz.

Es hat auch Vorteile, wenn mal mehr Züge in Werkstätten sind, laufende Kosten können reduziert werden – außergewöhnliche Zeiten fordern entsprechende Antworten

Der PRO BAHN Landesverband Hessen ist dafür, den Fahrplan des Fernverkehrs der Deutschen Bahn während der vier Wochen des „Teil-Lockdowns“ deutlich einzuschränken. Durch das deutschlandweite Beherbergungsverbot und der Absage aller Veranstaltungen, Messen und Tagungen gibt es im Moment so gut wie keinen Bedarf, überhaupt zu reisen.

Waren die Zahlen im Fernverkehr seit März 2020 zwischendurch deutlich niedriger, so haben sich die Werte im Spätsommer und Frühherbst bei 35-50% Auslastung eingependelt. Während des Teil-Lockdowns dürfte der Fernverkehr der Deutschen Bahn auf 10-20% hinsteuern. Ganze Großraumabteile der ICE-Flotte werden wieder leer sein. Da macht es aus Sicht von PRO BAHN Hessen überhaupt keinen Sinn, z.B. einen Stundentakt zwischen Frankfurt am Main und Berlin aufrechtzuhalten. Man muss ja in der Tat nun keine Luft durch die Gegend fahren.

Wer im Moment in Deutschland unterwegs ist, kann nur aus besonderem Anlass unterwegs sein. Wegen der Widrigkeiten ist es auch hinnehmbar, wenn man dann etwas früher die Zugreise starten muss. Zwischen den Metropolen reicht aktuell auch ein Zwei- oder Dreistundentakt anstelle eines Stundentakts.

In normalen Zeiten wird seitens der Deutschen Bahn beklagt, dass meistens die gesamte Flotte der ICE-Züge im Fahrplan unterwegs ist, nur wenige Züge von den Disponenten aus dem Umlauf genommen werden können, um sie in die Werkstätten zu bringen. Dieser Teil-Lockdown bietet genau die Möglichkeit, dass wenn der Fahrplan des Fernverkehrs um 40% reduziert würde, die ICE-Flotte mal einen zusätzlichen Check erhält und dann auch Zusatzarbeiten erledigt werden können, für die im Alltag keine Zeit ist. Dass auch in Alltagszeiten die DB nur fahrtüchtige Züge laufen lässt, steht außer Frage und das ist mit dem zusätzlichen Check auch nicht gemeint.

Mit der Reduzierung der rollenden Flotte für den Zeitraum von vier Wochen lässt sich das durch die Pandemie entstandene Defizit der Deutschen Bahn zumindest teilweise abbremsen. Geld, was man heute ausgibt, fehlt künftig an anderer Stelle. Zudem können die großen Kontingente an Überstunden, insbesondere bei dem Fahrpersonal, bei den Lokführern abgebaut werden.

Selbst, wenn DB Fernverkehr nur 60% des Fahrplans fahren würde, hätten die wenigen Fahrgäste immer noch genug Platz, um die Corona-Abstandsregeln einzuhalten.

Ganz anders sieht dies im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bzw. im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aus. Hier gibt es insbesondere in der Schülerbeförderung, aber auch auf den Hauptachsen der U- und S-Bahnen der Metropolen erhebliche Probleme. Zudem sind die sog. Pendlerlinien der Zugverbindungen mit Reisezeiten von bis zu 2 Stunden und 150 km in die Großstädte wie Frankfurt am Main seit Mai wieder stärker ausgelastet. Hier darf es keinesfalls zu Reduzierungen kommen. Daher dankt der PRO BAHN Landesverband Hessen dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) dafür, dass das SPNV-Angebot im Verbundgebiet uneingeschränkt weitergefahren wird.

Für die Zeit nach der Pandemie fordert der PRO BAHN Landesverband Hessen die Ausarbeitung eines „gesamtheitlichen Pandemiefahrplans“. Mit Zufälligkeiten, immer erst nach Bekanntgabe von Einschränkungen durch den Gesetzgeber, zu handeln, diese müssen der Vergangenheit angehören. Das 2020 ist eine Lehre daraus, dass bei jedem großen Fahrplanwechsel im Dezember eines Jahres auch schon im Hintergrund von allen ÖPNV-Aufgabenträgern „stufenweise Pandemiefahrpläne“ bereitliegen müssen.

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