PRO BAHN Hessen zweifelt aktuelle Zahlen des Mobilitätsbarometers zur Fahrgastzufriedenheit an – Ländlicher Raum und urbane Randgebiete werden in Hessen in Sachen Bus und Bahn vernachlässigt

Ein Bus der Linie 24 am Gießener Bahnhof.

Als deutlich zu hinterfragen, wie die Auswertung zustande gekommen ist, bezeichnet der PRO BAHN Landesverband Hessen die jüngsten Ergebnisse einer repräsentativen Studie des Forschungsinstituts KANTAR im Auftrag von Allianz pro Schiene, BUND und Deutschem Verkehrssicherheitsrat. Hessen liegt demnach auf Platz 6 der 16 Bundesländer in Sachen Zufriedenheit.

Hessen stellt sich in der regionalen Aufteilung der Infrastruktur sehr zwiegespalten dar. Während die Region rund um Frankfurt im S-Bahn-Einzugsbereich in weiten Teilen über eine ausgebaute Infrastruktur verfügt, sieht es ansonsten düster aus. Schaut man sich mittelgroße Städte wie Gießen oder Fulda an, so muss man feststellen, dass es zwar Busanbindungen bis an die Stadtgrenzen gibt, jedoch schon in Entfernungen von 10 km oft nur Leistungen erbracht werden, welche allenfalls als Schulbusverkehr bezeichnet werden können.

Trotz der inzwischen größeren Zahl an Jobtickets können viele Beschäftigte das Angebot überhaupt nicht nutzen. Das Landesbedienstetenticket nutzen bei der nicht unerheblichen Zahl von Dienststellen auf dem Lande gerade mal 10% der Beschäftigten. Eine Anreise von Wohnort zum Dienstort ist schwierig bis unmöglich. 2 Mio. der 6 Mio. Hessinnen und Hessen leben in ländlichen Räumen, weitere 1,5 Mio. in den sog. urbanen Verdichtungsräumen am Rande der Oberzentren. Auch in den letztgenannten Gebieten mangelt es oft an einem angemessenen ÖPNV.

Die Bilanz der ÖPNV-Investitionen der schwarz-grünen Landesregierung ist verheerend. Keine einzige Bahnstrecke wurde seit 2014 auf den investiven Weg gebracht, damit wieder Züge rollen. Der barrierefreie Ausbau der Bahnstationen stockt, noch nicht mal 40% der 2011-2019 vorgesehenen Stationserneuerungen sind bis heute umgesetzt. Wenn denn mal gebaut wird, dann ist die Koordination zwischen den zuständigen Ebenen katastrophal. Umleitungs- und Ersatzverkehre misslingen, es kommt im Schienenverkehr zu Verspätungen von 30 bis 90 Minuten, so die Tatsachen des Jahres 2022. Zu leiden haben die Fahrgäste.

Wirkliche Ausweitungen des Angebots, so dass ein Taktverkehr zu allen Tageszeiten und an allen Wochentagen für alle 421 Kommunen Hessens geschaffen wird, davon ist man auch 2022/2023 weit entfernt. Wie kein anderes Bundesland verharrt Hessen in der Totalverweigerung und schiebt die Umsetzung komplett auf die 21 Landkreise und 12 größeren Städte ab. Die Möglichkeiten auf kommunaler Ebene sind jedoch sehr begrenzt.

Der PRO BAHN Landesverband Hessen fordert die genauere Vorlage der Erhebungsdaten dieser Studie. Bevor Bilder entstehen, welche genau das erzeugen, was man nicht möchte, ist es besser, erstmal die Parameter so zu setzen, dass sie auch die Wirklichkeit widerspiegeln.

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