Kanonenbahnbrücke Krofdorf-Gleiberg in Windeseile aufgrund Starrsinn und Denkblockade zerstört

Das Tragwerk der Kanonenbahnbrücke südlich von Krofdorf-Gleiberg im Landkreis Gießen, Baujahr 1946, wird durch unüberlegte kommunalpolitische Willkür am 21.12.2024 vom Sockel gehoben.

Das Tragwerk der Kanonenbahnbrücke südlich von Krofdorf-Gleiberg im Landkreis Gießen, Baujahr 1946, wird durch unüberlegte kommunalpolitische Willkür am 21.12.2024 vom Sockel gehoben.

Wettenberger Gemeindegremien zeigen offen ihr hässliches Gesicht gegenüber historischer Bausubstanz und löschen Industriekultur aus

Auch das Fernsehen berichtete in der Hessenschau berichtete über die Fehlentscheidung

Dass historische Bahnanlagen in weiten Teilen der Politik keine Anerkennung finden, dafür gibt es gerade in den letzten 30 Jahren seit der Bahnreform deutschlandweit x-fache Beispiele. Oftmals verrotten und vergammeln Anlagen Jahre und Jahrzehnte, bis dass eine Entscheidung von Politik und Verwaltung getroffen wird.

Dass ein Stahlgitterbauwerk wie die die alte Kanonenbahnbrücke nahe Wettenberg, Ortsteil Krofdorf-Gleiberg im Landkreis Gießen, von Statikbüros überprüft werden muss, steht außer Frage. So mag es auch korrekt gewesen sein, dass Teile des Oberbaus nicht mehr auf der Brücke in Ordnung waren, auf welche in dem Streckenabschnitt der Kanonenbahn zum 01.03.1983 der Gesamtverkehr eingestellt wurde. Man hätte dies durchaus mit einem Netz sichern können. Man kennt diese an vielen Stellen in unserem Straßenbild, gerade auch auf Autobahnen. Nun hat man sich entschieden und mit einer ersten Sperrung vom 01.11.-03.11.2024 den Oberbau und das Geländer entfernt. Damit wäre eigentlich den gutacherlichen Aussage genüge getan gewesen.

Nein, dem nicht genug, man wollte dann auch noch dem alten stählernen Tragwerk an den Kragen. In Narretei und würdeloser Aufbauscherei und verrannter Unkenntnis werden sofort Haushaltsmittel in Höhe von rund 145.000 Euro bereitgestellt, um auch das stählerne Tragwerk vom Sockel zu heben und verschrotten zu lassen. Nun ist es seit dem 21.12.2024 um die Kanonenbahnbrücke südlich von Krofdorf-Gleiberg geschehen. Drei Tage vor Heiligabend musste auch das Tragwerk dran glauben. In anderen Fällen wäre es als schier unmöglich dargestellt worden, noch aktive praktische Handlungen seitens der öffentlichen Hand durchführen zu lassen.

Die Fachleute, welche das Tragwerk mittels eines großen Krans vom Sockel gehoben hatten, sagten nach ihrer Arbeit, dass das noch Stahl sei, der unverwüstlich sei. Ein Stahl mit der Güte bekomme man heute nicht mehr. Das Tragwerk, welches eine bauliche Gesamtkonstruktion darstellte, wäre auch in den nächsten 20, 30, 50 Jahren nicht vom Sockel gefallen.

Viel besser wäre gewesen, in Bezug auf den historischen Wert und den Naturschutz noch fachliche Bewertungen einzuholen. So sind die aktuell seitens des Denkmalschutzes verfassten Dokumentationen über die Bahnstrecke Wetzlar-Lollar und andere stillgelegte Bahnstrecken zwischen 10 und 50 Jahre alt. Es wurden stets nur die Einzelbauwerke dergestalt untersucht und nur diejenigen als denkmalgeschützt eingestuft, welche noch im Urzustand des Eisenbahnbaus sind. Das ist mit der demontierten Stahlgitterbrücke in Wettenberg nicht der Fall. Aber auch diese ist mittlerweile fast 80 Jahre alt gewesen. Es wäre dringend von Nöten, die gesamte Kanonenbahn, welche von Berlin bis nach Metz führte, in Hessen von Meinhard bei Eschwege bis nach Limburg als Ensemble zu bewerten und einzuordnen. Zudem haben Brücken eine weitreichende Bedeutung im Natur- und Artenschutz. Dabei geht es um Vernetzungsstrukturen der inzwischen in weiten Teilen der Umwelt überlassenen Abschnitte der stillgelegten Bahntrassenabschnitte. Wenn hier entsprechende Bewertungen erfolgt wären, dann wäre die Gemeinde die Finanzierung der Unterhaltung für das Brückenbauwerk abtreten können. Soweit ist es nicht gekommen, hier hat man nun einen Keil dazwischengeschlagen. Es macht den Eindruck, als konnte alles nicht schnell genug gehen. Möglichst noch im alten Jahr vollendete Tatsachen schaffen, damit ja keine Aufsichtsbehörde auf die Idee kommen kann und der Abriss noch verhindert wird.

Bei der Demontage anwesende Wettenbergerinnen und Wettenberger, unter ihnen gab es Stimmen die sagten: „Jetzt wurde mir mein Tor zur Heimat genommen“. Die heutigen Mandatsträgerinnen und Mandatsträger werden mit der Bürde leben müssen. Es offenbart sich, dass ehrenamtliche Kommunalpolitikerinnen und -politiker sich leider nicht das nötige Wissen aneignen können oder vielleicht auch nicht wollen, um wirklich Entscheidungen von der Tragweite soweit treffen zu können, dass sie auch wirklich Bescheid wissen über das, was sie da mit dem Heben der Hand verursachen. Daher gehören einige Aufgabenbereiche einfach nicht in die Verantwortung von Städten und Gemeinden.

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