PRO BAHN Frankfurt: Die ständigen Störungen im S-Bahn-Verkehr des RMV sind nicht länger hinnehmbar

Die Störungen im S-Bahn-Verkehr des RMV häufen sich derzeit massiv, die Presse berichtet fast täglich. Gerade veröffentlichte der RMV seine Pünktlichkeitsstatistik, nach der nur 92% der S-Bahnen pünktlich waren. Dabei klingt selbst das noch besser als die Situation tatsächlich ist: Nur S-Bahnen mit einer Verspätung von mehr als 6 Minuten zählen als verspätet, ausgefallene Bahnen gehen überhaupt nicht in die Verspätungsstatistik ein. Dazu kommt: Die Zeiten des Berufsverkehrs sind besonders anfällig für Verspätungen, und in diesen Zeiten betreffen die Verspätungen besonders viele Fahrgäste. Alleine im S-Bahn-Ticker der Frankfurter Neuen Presse finden sich im Schnitt täglich mehrere gravierende Störungsmeldungen.

Diese Zustände sind nicht länger hinnehmbar, sagt Kristine Schaal, stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbandes Frankfurt von PRO BAHN.

Zuallererst fordert PRO BAHN eine ehrliche Bestandsaufnahme. Neben der vorhandenen Statistik der Verspätungen muss der RMV nach dem Vorbild der Schweiz Auskunft geben über die Anzahl der ausgefallenen Züge, sowie darüber, wie sich Verspätungen und Zugausfälle auf Haupt- und andere Verkehrszeiten verteilen. Die Ursachen für die Verspätungen sind vielfältig. An erster Stelle steht eine überlastete und marode Infrastruktur. Kleinste Verzögerungen bringen schnell den ganzen Fahrplan durcheinander, weil das Schienennetz an den Grenzen seiner Belastung ist. Fast täglich liest man von Weichen-, Signal-, Oberleitungs- oder Zugstörungen. Es mangelt bei solchen Störungen häufig an Ausweichgleisen und Strecken mit Gleiswechselbetrieb.

Viele S-Bahnen sind im Berufsverkehr extrem voll. Wenn sehr viele Reisende gleichzeitig ein- und aussteigen oder versuchen, in eine bereits überfüllte S-Bahn hineinzukommen, führt das unweigerlich zu „Verzögerungen im Betriebsablauf“.

Die geplanten Maßnahmen zum Ausbau des Schienennetzes sind hinlänglich bekannt: Der viergleisige Ausbau bis Friedberg, die nordmainische S-Bahn, die Entflechtung der Verkehre im Gleisvorfeld des Frankfurter und Hanauer Hauptbahnhofs, etc. Deren Umsetzung wird aber noch Jahre brauchen. Umso dringender sind kurzfristig umsetzbare Maßnahmen: Weichen, Signalen, Oberleitungen, etc. müssen schneller repariert und besser gewartet werden, das ist eine der Forderungen von PRO BAHN. Der RMV macht es sich aber zu einfach, wenn er mit dem Finger auf die Bahn zeigt. Einiges kann er nämlich auch selbst zu Verbesserung der Situation beitragen:

Es gibt zu wenig S-Bahn-Züge, so dass bei Werkstattaufenthalten außer der Reihe Sitzplatzkapazitäten fehlen: Es kommt immer wieder vor, dass S-Bahnen mit nur zwei an Stelle von drei Einheiten unterwegs sind. Wer einmal miterlebt hat, was passiert, wenn gegen acht Uhr morgens die S8 Richtung Flughafen als Vollzug (zwei Einheiten) verkehrt, wundert sich nicht mehr, dass die S8 unangefochtener Spitzenreiter in der Verspätungsstatistik ist.

Daher fordert PRO BAHN, die Reserve bei den S-Bahn-Wagen auszubauen. Außerdem setzt der RMV noch nicht überall Langzüge (Züge mit drei Einheiten) ein. So herrschen in der S4 zwischen Hauptbahnhof und Eschborn Süd seit Jahren untragbare Zustände. Sie ist im Berufsverkehr hoffnungslos überfüllt, da sie nur mit zwei Einheiten verkehrt. Wegen der kurzen Wendezeit in Langen wäre zur Verlängerung der S4-Züge zusätzliches Personal zur Einführung einer überschlagenden Triebfahrzeugführerwende erforderlich. Aber auch das ist ein lösbares Problem und muss sofort angegangen werden.

Der RMV muss außerdem weitere Maßnahmen kurzfristig umzusetzen, fordert PRO BAHN:

Anschlüsse müssen besser aufeinander abgestimmt und gesichert werden, denn wenn man einen Anschluss verpasst, summiert sich die Verspätung für den Fahrgast schnell auf 30 Minuten. Bei Verspätung einer S-Bahn könnten Busse oft zumindest einige Minuten warten. Die Möglichkeiten, die Busfahrer entsprechend anzuweisen, sind technisch über rechnergestützte Betriebsleitsysteme (RBL) leicht umsetzbar. Dagegen steht ein unglückliches System von Einzeloptimierungen: Auch die Unternehmen, die die Buslinien betreiben, müssen Pünktlichkeitsstandards einhalten und Pönalen zahlen, wenn sie mehr als fünf Minuten verspätet sind. Daher warten sie im Eigeninteresse nicht auf eine verspätete Bahn. Dieses System muss der RMV als Auftraggeber auf eine Gesamtoptimierung im Sinne der Fahrgäste optimieren.

Der RMV muss die Information im Fall einer Störung dringend verbessern. In der Regel wird nur darüber informiert, dass eine Störung eingetreten ist, selten jedoch über die voraussichtliche Dauer (was allerdings auch häufig schwer einzuschätzen ist) und leider überhaupt nicht über Ausweichmöglichkeiten. Gerade im Stadtgebiet von Frankfurt gibt es etliche Möglichkeiten, auf Busse, Straßen- oder U-Bahnen auszuweichen. Über diese muss der RMV die Fahrgäste informieren.
Außerdem kann er weiträumig über Störungen informieren, und zwar übergreifend über alle Verkehrsmittel. Wer am Hauptbahnhof schon weiß, dass ein U-Bahn-Anschluss ab Hauptwache nicht fährt, kann vielleicht schon dort auf eine Alternative ausweichen.

Einen Schienenersatzverkehr mit Bussen bietet der RMV in der Regel nicht an. Dieser wird meistens nur bei planmäßigen Ausfällen, z.B. bei Bauarbeiten organisiert. Bei Störungen, die sich auch mal über Stunden hinziehen, muss der RMV in der Lage sein, auch kurzfristig einen Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten.

Die Fahrgastzahlen im ÖPNV haben sich in den letzten Jahren erfreulich entwickelt. Damit dieser im Sinne der Umwelt positive Trend weiter anhält und sich die Menschen nicht frustriert wieder dem Auto zuwenden, muss auch die Politik aktiver werden. PRO BAHN fordert insbesondere die Landespolitik auf, aktiv zu werden und zusammen mit RMV und Bahn nach Lösungen zur Verbesserung der Situation zu suchen.

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